Mitteilungsblatt 4/2018, 5. Oktober 2018

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04 · 2018

2. Oktober 2018

Revolution oder Gestaltungsauftrag? Apotheke und Digitalisierung: Ein Überblick

EHRGEIZIG UND ANSPRUCHSVOLL Das Projekt securPharm Seite 4 GESUNDHEIT ALS APP Ein schier unerschöpflicher Markt Seite 7 AUF DEN WEG GEMACHT Die (fast) papierlose Apotheke Seite 8

INHALT

SERVICE-PORTAL PHARMAZIE

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Notfalltafel aktualisiert

Leitlinien der BAK aktualisiert Warnhinweise für Analgetika

FORTBILDUNG Ersthelferkurse

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Neue Multimedialektion: Baustelle Therapietreue Crash-Kurs für approbierte Wiedereinsteiger

Qualitätszirkel für Filialleiter

4

Revolution oder Gestaltungsauftrag? Apotheke und Digitalisierung: Ein Überblick

AUSBILDUNG PKA/PTA

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Förderung der betrieblichen Ausbildung Neue Klassen an sechs Berufskollegs

Kein Abschluss ohne Anschluss

EDITORIAL

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IMPRESSUM

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Münchner Signale

WEITERBILDUNG Prüfungstermine 2019

TITELTHEMA

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04 04

28 Erster Refresher für Weitergebildete im Bereich Infektiologie 28 Zulassungen und Ermächtigungen als Weiterbildungsstätte

Apotheke und Digitalisierung

securPharm „bedeutendste Neuerung im Apothekenalltag seit den Rabattverträgen“

06 07 08 10

Checkliste: N-Ident-Verfahren

MIXTUM

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Gesundheit als App: Ein unerschöpflicher Markt Auf demWeg zur papierlosen Apotheke Drei Fragen an Präsidentin Overwiening: Die Rolle der AKWL in der Digitalisierung

Neuer Gehaltstarif

Pharmazeutische Zeitung: Neuer Bezugspreis ab 2019

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IN MEMORIAM

DER VORSTAND INFORMIERT

AMTLICHE MITTEILUNGEN

10

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Ihr Kammervorstand / Ihre Ansprechpartner

Erteilte Erlaubnisse

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KAMMERVERSAMMLUNG

LITERATURHINWEISE

12

Herbstsitzung am 28. November 2018

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

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Notfalldose: Pilotprojekt mit der Seniorenvertretung

Über 13.000 Euro für den guten Zweck

„Herbstwelle“ der ABDA-Imagekampagne gestartet

APOTHEKERSTIFTUNG

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Heribert Prantl zur Ethik im Gesundheitswesen

RECHT

16 17 17

Entbindung von der Schweigepflicht

Pflicht zur Vorratshaltung gilt auch für Versandapotheken

Geburtstage unserer Kammerangehörigen

MIT QR-CODES SCHNELL ZUR INFORMATION: Inzwischen finden Sie imMitteilungsblatt zu vielen Artikeln auch die direkte, schnelle Verlinkung über QR-Codes. Die kleinen quadratischen „Helfer“ lie- fern verschlüsselt Informationen oder Verlinkun- gen auf Internetseiten. Man benötigt ein Smartpho- ne/Tablet-PC und ein QR-Code-Scanner-Programm

DIENSTBEREITSCHAFT

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Notdienstplan auf dem aktuellen Stand

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS Ein Fall aus CIRS-Pharmazie Medikation kritisch hinterfragt Beratungsecke: Thema Fußpilz

(kostenlos imApp-/googleplay-Store erhältlich unter „qr code“). Mit dieser App kann man die jeweiligen QR-Codes scannen und man er- hält dann die darin enthaltenen Informationen oder Links direkt auf dem benutzten Endgerät zur weiteren Benutzung angezeigt.

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EDITORIAL

Editorial

Münchner Signale

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie alle kennen die Weisheit, nach der fast nichts schwerer zu er- tragen ist als Ungewissheit. In genau dieser Ungewissheit befin- den wir Apothekerinnen und Apotheker uns seit dem verheeren- den EuGH-Urteil vomOktober 2016, zu dem ichmich nicht nur an dieser Stelle schon vielfach eingelassen habe. Auf welche Weise wird unsere Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass die strukturelle Benachteiligung der wohnortnahen, inhabergeführten Apotheke, die aus diesem Urteil resultiert, wie- der ausgeglichen wird? Welche Rolle misst der neue Gesundheits- minister Jens Spahn uns Apothekerinnen und Apothekern in ei- nem zunehmend von der Digitalisierung und leider auch von der Ökonomisierung geprägten Gesundheitswesen zu? Wie sehr be- rücksichtigen die politischen Entscheidungsträger im Bund dabei auch die Interessen der über vier Millionen Kunden und Patienten, die Tag für Tag auf die Beratung und Versorgung durch eine Apo- theke in Pantoffelnähe angewiesen sind? Antworten auf diese und viele weitere entscheidende Fragen wird es auf dem Deutschen Apothekertag im Oktober in Mün- chen geben. Gesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, dort ein Maßnahmenpaket zur Arzneimittelversorgung der Zu- kunft vorzustellen. Bis dahin bleibt bei allen von uns die Unge- wissheit vorherrschend. Das ist angesichts der Tragweite dieser Fragestellung auch verständlich. Bei mir persönlich vermischt sich die Fragestellung aber auch mit einer gewissen Form der po- sitiven Erwartungshaltung: Jens Spahn kennt das Gesundheits- wesen wie kaum ein anderer Parlamentarier und ist seit vielen Jahren auch mit den komplexen Abläufen und Anforderungen an die Arzneimittelversorgung vertraut. Er ist in den letzten Jahren keinem Gespräch mit der Apothekerschaft aus dem Weg gegan- gen, hat sich u. a. auch für einen Ortstermin in meiner Apothe- ke mehrere Stunden Zeit genommen, und ist auch als Minister

bisher für seine „Heimatkammer“ ebenso wie für unseren Bun- desverband ABDA ansprechbar. Meine klare Erwartung ist daher, dass uns auf dem DAT in München keine Reform übergestülpt wird, so wie wir das vor gut einem Jahrzehnt unter Gesundheits- ministerin Ulla Schmidt mehrfach erleben mussten. Die negati- ven Folgen dieser einseitigen Spargesetze, vermengt mit fatalen strukturpolitischen Weichenstellungen, wirken bis heute nach. Eines ist aber auch gewiss: Wir haben es mit einem Gesund- heitsminister zu tun, der über einen ausgesprochenen Gestal- tungswillen verfügt. Daher begrüße ich es außerordentlich, dass sich die ABDA auf ihrer Mitgliederversammlung im Juni ähnlich offensiv und aktiv gezeigt hat, indem sie u. a. verdeutlicht hat, dass die Apothekerschaft bei der Umsetzung der e-Verordnung die Projektführerschaft anstrebt. Schon kurz danach flatterte dem Gesundheitsminister unsere mit den Apothekenrechen- zentren und -softwarehäusern abgestimmte Projektskizze zum elektronischen Rezept ins Haus. Wir dürfen gespannt sein, in- wieweit das Bundesgesundheitsministerium sich unsere Initia- tive zu eigen macht; auch darüber wird spätestens in München Klarheit geschaffen. Und schon jetzt steht fest, dass Herr Spahn auch danach gesprächsbereit bleiben wird: So hat er bereits seine Teilnahme am 7. Westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster am 23. März 2019 fest zugesagt.

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen

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TITELTHEMA

Revolution oder Gestaltungsauftrag? Apotheke und Digitalisierung: Ein Überblick Vom eRezept bis zu securPharm

> Kaum ein Thema ist so vieldisku- tiert und facettenreich wie die Digitalisierung. Was die einen als Chance sehen, empfinden andere als Bedrohung. Omnipräsent ist das Thema auch in Apotheken: Sei es durch die Pläne für das eRezept, die Einführung von securPharm oder digitale Lösungen, die Einzug in den Alltag gehalten haben. 95ProzentderApotheker/-inneninDeutsch- land schreiben der Digitalisierung eine wichtige Rolle zu, heißt es im Apotheken- report 2017, für den 300 Apotheker/-innen befragt wurden. Unser Titelthema be- leuchtet einige der Facetten der Digitalisie- rung, die die Apotheken betreffen. <

securPharm „ bedeutendste Neuerung im Apothekenalltag seit den Rabattverträgen “ Apothekerkammer und Apothekerverband begleiten den Einführungsprozess für ihre Mitglieder

packungen, die verifizierungspflichtig sind, bekommen einen Data-Matrix-Code (DMC). In diesem sind Produktcode, Se- riennummer, Chargenbezeichnung und Verfalldaten codiert. Alle diese Angaben sind zusätzlich auf der Packung aufge- druckt. Die Verordnung gilt für Rx-Me- dikamente (Ausnahmen sind auf der so genannten „white list“ vermerkt). Sie gilt nicht für OTC-Medikamente – mit der Ausnahme Omeprazol, da es dort bereits einen Fälschungsfall gab. Diese Ausnah- me steht auf der „black list“. Beide Listen können erweitert und geändert werden. Mit dem Data-Matrix-Code werden Chargenbezeichnung, Verfalldatum, Se- riennummer und Pharmazentralnummer (PZN) maschinenlesbar sein – bisher ist das nur bei der PZN der Fall. „Das hat die Apothekerschaft schon lange gefor- dert“, sagt Pesch. Dass Charge und Verfall

Sicherheitsmerkmalen, eine Echtheits- prüfung durch die Identifikation einzelner Packungen, sowie einen Manipulations- schutz für die äußere Umhüllung, den so genannten Erstöffnungsschutz. Seit dem Jahr 2016 definiert die Delegierte Verord- nung (EU) 2016/161, wie diese Vorgaben konkret umgesetzt werden. Ab dem 9. Fe- bruar 2019 gilt sie in allen Mitgliedsstaa- ten verbindlich. Zwar gehört die Arzneimittelversor- gung in Deutschland zu den sichersten, so Pesch – securPharm soll dafür sorgen, dass dies so bleibt. securPharm e.V. wurde im Jahr 2012 gegründet und ist eine Ini- tiative von Apothekerschaft, Großhandel und pharmazeutischer Industrie. Der Ver- ein hat seither ein nationales System für die Echtheitsprüfung – die Verifikation – von Arzneimitteln aufgebaut. Was sich ändert: Alle Arzneimittel-

> Das Interesse ist groß: 150 Apothekerinnen und Apotheker informierten sich in Münster bei der Infoveranstaltung von Apothe- kerkammer und -verband zur Einführung von securPharm. Rund 100 waren es in Hagen, und noch einmal 130 waren es in Paderborn. Jörg Pesch, Vorstandsmitglied des AVWL und beim Verband der Beauftragte für securPharm, nennt das Projekt „die bedeutendste Neuerung im Apothekenalltag seit Einführung der Rabattverträge“. Die EU berichtet, dass die Zahl gefälschter Arzneimittel zunimmt. Sie hat daher vor sieben Jahren die EU-Fälschungsschutz- richtlinie 2011/62/EU erlassen. Diese um- fasst die Pflicht zum Anbringen von

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TITELTHEMA

Die Grafik zeigt, wie das "End-to-End-Verifikationssystem" funktioniert und wie die Rollen der einzelnen Akteure (pharmazeutische Unternehmen, Großhändler, Apotheke) aussehen.

Rot – negativ – darf die Packung nicht ab- gegeben werden. Die Rückmeldung soll – so die gesetzliche Vorgabe – innerhalb von Millisekunden erfolgen und die Abga- be nicht verzögern. Die Teilnahme kostet ab Februar 2019 zehn Euro (zzgl. MwSt.) pro Monat und Betriebsstätte. Pesch erklärt, warum sich die Standesvertretung der Apotheker für ein System mit zwei Servern eingesetzt hat: Sensible Geschäftsdaten werden so geschützt. Bei nur einem Server, und zwar dem der pharmazeutischen Industrie, wä- ren die Apotheken ununterbrochen daran angeschlossen – mitsamt Umsatz- und sekundengenauer Verkaufszahlen.

maschinenlesbar sein werden, sei eine große Erleichterung beim Wareneingang. Die PZN bleibt für den Handel und die Ab- rechnung die relevante Nummer. Wie funktioniert die Verifikation – von Anfang bis Ende? Dazu hat securPharmein „End-to-End-Verifikationssystem“ entwi- ckelt – mit dem pharmazeutischen Unter- nehmer am Anfang, der die Verpackung verifizierungspflichtiger Arzneimittel mit Data-Matrix-Code und Erstöffnungs- schutz versieht. Er lädt die Daten im deut- schen System, der zentralen Datenbank der pharmazeutischen Industrie oder im europäischen System, dem EU-Hub, hoch. Ein Datenabgleich zwischen den Syste- men stellt sicher, dass beide auf dem glei- chen Stand sind. Er meldet der Informati- onsstelle für Arzneispezialitäten (IFA) die Arzneimittel mit Data-Matrix-Code; die jeweilige Apothekensoftware erhält über die Informationsdienste der ABDA diese Kennzeichnung aus der IFA-Datenbank.

Der Großhändler in der Mitte der Kette verifiziert jene Packungen, bei denen er ein Risiko vermutet. Er muss zusätzlich alle Rücknahmen aus Apotheken verifizie- ren sowie Packungen, die nicht direkt von pharmazeutischen Unternehmern oder deren exklusiven Lieferanten oder die durch eine andere Betriebsstätte dersel- ben Großhandlung bezogen werden. Und die Apotheke – am anderen Ende des Systems – muss jedes verifizierungs- pflichtige Arzneimittel unmittelbar vor der Abgabe verifizieren: Sie scannt den Data-Matrix-Code, imHintergrund startet der Datenabgleich zwischen der zentralen Datenbank des Apothekenservers, be- trieben von der NGDA (Netzgesellschaft Deutscher Apotheker, einem Tochterun- ternehmen der ABDA) und der Datenbank der pharmazeutischen Industrie. Das Er- gebnis leuchtet Grün oder Rot: Bei Grün – der positiven Rückmeldung – wird die Packung abgegeben und ausgebucht; bei

Voraussetzungen in der Apotheke

Welche Hausaufgaben muss jede Apothe- ke vor dem 9. Februar 2019 erledigen? Sie braucht einen Scanner, der Data-Matrix- Codes lesen kann. Einer pro Apotheke

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TITELTHEMA

zugeordnet werden kann. Unmittelbar vor der Abgabe ist sie dann Pflicht. Die Au- thentifikation – das „Ausbuchen“ – ändert den Status der einzelnen Packung von „ak- tiv“ auf „abgegeben“. Sie sperrt das indi- viduelle Erkennungsmerkmal für die wei- tere Nutzung. „Verifizieren ist mehrmals, authentifizieren nur einmal möglich“, so Pesch. Was tun im Fall der Fälle – wenn eine Verifikation nicht möglich ist? In Ausnahmefällen – zum Beispiel wenn der Scanner, der Strom oder die Internet- verbindung ausfällt – kann ein Foto des Data-Matrix-Codes gemacht oder Serien- nummer und Produktcode zur späteren Eingabe per Hand notiert werden. „Das Kassenprogramm ist dabei losgelöst vom Programm für die Verifizierung“, so Pesch. Ein Fälschungsverdacht besteht, wenn das Packungssiegel manipuliert erscheint, beziehungsweise wenn beim Ausbuchen die „rote Ampel“ aufleuch- tet. Wenn der Datenabgleich nach Scan- nen des Data-Matrix-Codes ergibt, dass das Arzneimittel bereits ausgebucht ist, legt das den Verdacht einer Kopie nahe. Wenn es gar nicht im System hinterlegt ist, könne man von einer gefälschten Se- riennummer ausgehen. So oder so sei bei Fälschungsverdacht nach Apothekenbe- triebsordnung vorzugehen, wie es schon heute der Fall ist. <

der Apothekenbetriebserlaubnis. Nach er- folgreicher Prüfung wird das N-ID-Zertifi- kat elektronisch bereitgestellt und in der Apothekensoftware installiert. Die Kosten eines N-ID-Zertifikats: 20 Euro zzgl. MwSt. (pro Betriebsstätte) für zwei Jahre. Am Stichtag 9. Februar 2019 beginnt der Pflichtbetrieb. Doch dem voran geht eine Phase, die nach dem Update durch die Softwareanbieter eingeläutet wird und sich Realbetrieb nennt. Eine Phase, die Apotheken zum Üben nutzen sollten, um Erfahrungen zu sammeln und neue Arbeitsschritte in ihre Routineabläufe zu integrieren. Eine „rote Ampel“ werden Apotheken in dieser Zeit nicht zu sehen bekommen. Selbst wenn eine Verifizie- rung fehlerhaft ist, bekommen sie „grünes Licht“. Die Fehlermeldung geht im Hinter- grund an die Hersteller. Ab dem 9. Februar 2019 gilt dann: Alle ab diesen Termin in Verkehr gebrach- ten verifizierungspflichtigen Arzneimittel müssen die Sicherheitsmerkmale tragen, und Apotheken beide Sicherheitsmerkma- le bei der Abgabe überprüfen. Pesch weist auf zwei unterschiedliche Arten des Scan- nens hin: Die Verifikation sei eine Prüfung, ob das individuelle Erkennungsmerkmal in der Datenbank enthalten ist. Sie sei schon bei Wareneingang mög- lich und empfohlen, weil dann die Pa- ckung direkt dem einzelnen Lieferanten

genügt theoretisch, aber jeder müsse ent- scheiden, ob nicht ein Scanner an jeder Kasse sinnvoll sei, so Pesch. Viele Geräte, die jünger sind als fünf Jahre, seien be- reits DMC-fähig. Im Zweifel lohne sich die Nachfrage bei den Herstellern, die Funkti- onstests anbieten. Ganz wichtig: Für den Verifizierungsprozess muss die Apotheke stabil mit dem Internet verbunden sein. Eine besonders schnelle Internetverbin- dung sei dagegen zweitrangig. Für die Umstellung auf den securPharm-Betrieb wird die Apothekensoftware ein Update erhalten. Und zu guter Letzt: Der Inhaber muss sich per N-Ident registrieren. Dabei wird über ein Legitimationsverfahren die Identität der Teilnehmer festgestellt und die Apotheke mit einem elektronischen Zertifikat ausgestattet, der N-ID. Das Zer- tifikat ist 24 Monate gültig. Die Registrierung im N-Ident-Anmelde- portal (www.ngda.de) ist zunächst kos- tenlos. Im internen Bereich der Home- page der AKWL können Mitglieder sich eine Kammerbescheinigung ausdru- cken, die sie zusammen mit dem Legi- timationsantrag (erhältlich im Anmel- deportal) an die NGDA einsenden. Die Kammerbescheinigung ersetzt den gefor- derten Aktivitätsnachweis und die Kopie Registrierung ist zunächst kostenlos

Checkliste: N-Ident-Verfahren

Starten Sie mit Ihrer Registrierung auf www.ngda.de

• Anmeldung Ihrer Betriebsstätte(n) auf www.ngda.de • AKWL: Kammerbescheinigung herunterladen • Prüfen Sie – falls noch nicht geschehen – Ihre Scanner • Kontaktieren Sie Ihren Softwareanbieter: Ab wann bietet dieser die Möglichkeit zum Realbetrieb? In welchem Umfang wird die Sofware aktualisiert? Sind Schulungen geplant?

WWW.AKWL.DE

Die Folien der Infoveranstaltungen, Checklisten und Infos finden Sie im internen Bereich der Kammer- homepage unter www. akwl.de/securpharm.

Binden Sie Ihr Team ein!

• Welche Arbeitsschritte fallen unter securPharm an? • Umsetzung im Betriebsablauf klären und üben, üben, üben… • Aktualisierung des QMS (Keine ausgebuchte Ware längere Zeit in der Apotheke lagern wegen der nur zehntägigen Rückbuchungsfrist!)

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TITELTHEMA

Gesundheit als App: Ein unerschöpflicher Markt Fragen zu Chancen und Risiken für Patienten und Apotheken

unkompliziert auszutauschen. Das heißt, man kann gezielt die Informationen ver- walten. Wenn Patientendaten per Smartpho- ne zu jedem Zeitpunkt und überall abruf- bar sind, kann das auch ein Beitrag zur Pa- tientensicherheit sein. Gesundheits-Apps können außerdem das Bewusstsein beim Nutzer stärken: Ein Schrittzähler animiert zum Beispiel dazu, mehr Schritte am Tag zu machen; andere Apps können zur The- rapietreue motivieren. Frage: Was sind die Risiken? Kaulen: Ein Knackpunkt ist die Datensi- cherheit: Die Fragen „Wo werden die er- hobenen Daten gespeichert?“, „Wie gut werden meine persönlichen Informatio- nen vor einem Zugriff Dritter gesichert?“ und „Werden die Daten weitergegeben?“ sind oft schwierig zu beantworten, da die Datenströme international sind und die Server oft im Ausland stehen. Die stren- gen deutschen Datenschutzgesetze fin- den daher nicht immer Anwendung. Frage: Wie unterscheidet man eine gute, seriöse App von einer, von der man lieber die Finger lassen sollte? Was können Apo- theker ihren Kunden raten? Kaulen: DaswichtigsteQualitätsmerkmal: Diagnosen sollten auf jeden Fall immer durch einen (Fach-)Arzt gestellt werden – nicht durch eine App. So sollte man etwa Apps, die ein Hautkrebs-Screening mittels Handy-Taschenlampe oder einen Sehtest zur Ermittlung der Dioptrienzahl anbieten, äußerst kritisch gegenüberstehen. Gut ist es hingegen, wenn eine App die Therapie unterstützt – Verhalten do- kumentiert, Tipps gibt, Verläufe an den Arzt übermitteln kann. Am Anfang sollte man sich fragen: Wofür genau braucht man die App eigentlich? Alleskönner sind kritisch zu hinterfragen, seriöser sind meist Apps mit einem klar definierten Anwendungsbereich. Viele Apps werden in mehr oder we- niger regelmäßigen Abständen auf neue Versionen aktualisiert. Zertifizierungen

> Britt Kaulen ist Apothekerin und arbeitet seit fünf Jahren in der Priv. Adler Apotheke in Hamburg. Sie ist ehrenamtliche Leiterin der UAG Digitalisierung und Patient des Aktionsbündnisses Patientensicher- heit e.V. BeimWestfälisch-lippi- schen Apothekertag 2019 referiert sie für PTA zum Thema Digitalisie- rung und Apotheke. 2017 hat sie die Weiterbildung zur Fachapothe- kerin in Allgemeinpharmazie abgeschlossen und leitet seit Anfang dieses Jahres die Heimver- sorgung der Priv. Adler Apotheke Pharmaservice. Frage: Wie groß ist der Markt für Ge- sundheits-Apps? Kaulen: Auf dem Markt gibt es viel Fluk- tuation. Man geht jedoch von insgesamt rund 200.000 bis 300.000 Gesundheits- Apps aus. Das reicht von Fitness und Er- nährung bis zu Apps für die Online-Suche nach einem Arzt; Apps, die an die tägliche Tabletteneinnahme erinnern, die den Pol- lenflug vorhersagen, oder über bestimm- te Krankheiten wie Diabetes oder Blut- hochdruck informieren. Fast jeder zweite Smartphone-Nutzer (45 Prozent) verwendet bereits Gesund- heits-Apps. Ebenso viele (45 Prozent) kön- nen sich vorstellen, dies künftig zu tun. Das hat der Digitalverband Bitkom im Jahr 2017 ermittelt. Kaulen: Allgemeingültige Aussagen dazu sind angesichts der großen Zahl der An- wendungen schwierig. Aber ganz klar: Viele Menschen haben ihr Smartphone heutzutage immer dabei und schnell zur Hand. Gesundheits-Apps eignen sich da- her gut zum Dokumentieren von Werten und Verhaltensweisen. Im Rahmen der elektronischen Gesundheitskarte soll es möglich sein, dem Haus- oder Facharzt Rechte zu erteilen und Gesundheitsdaten Frage: Welche Chancen und Risiken bieten Gesundheits-Apps?

Diagnosen sollten immer durch einen Arzt gestellt werden und nicht durch eine App, sagt Fachapothe- kerin Britt Kaulen.

können ein Qualitätsmerkmal sein, sind aber kein Freifahrtschein. Ein Muss ist ein Impressum. Eine gute App muss außer- dem eine Datenschutzerklärung besitzen. Diese gibt an, wie lange wo die Daten gespeichert werden und an wen sich der Nutzer wenden muss, um der Datenspei- cherung zu widersprechen. Das Aktions- bündnis Patientensicherheit e.V. hat eine Checkliste mit Qualitätsmerkmalen für Gesundheits-Apps entwickelt, die man im Internet abrufen kann und die Apotheker ihren Kunden an die Hand geben können (www.aps-ev.de). Kaulen: Für Apotheken können Apps ein weiterer Kanal für die Kommunikation mit dem Kunden sein. So gibt es Apps, mit denen Kunden unkompliziert in der Apo- theke vorbestellen können. Andere Apps erleichtern es Apothekern, ihren Kunden bestimmte Services anzubieten. Auch das Nachschlagen bestimmter Informationen in einer App kann den Arbeitsalltag eines Apothekers erleichtern. Es gibt diverse Apps, die sich auf ein Themengebiet spe- zialisiert haben. < Frage: Wie können Apotheken selbst von Apps profitieren?

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TITELTHEMA

Der Kommissionierautomat gehört in vielen Apotheken schon seit Jahren dazu. Als Jan Harbecke die Jahreszeiten-Apotheke übernahm, war dies eine der ersten Investitionen, um den Betrieb auf den Stand der Technik zu bringen.

Auf demWeg zur papierlosen Apotheke Jan Harbecke will neue technische Möglichkeiten für sich und seine Kunden nutzen

nichts Weltbewegendes“, gibt Harbecke zu. „Aber eine kleine Annehmlichkeit für ihn.“

sagt auch Jan Harbecke. Ist ein Monitor in der Offizin schon Digitalisierung? Klar war jedoch bald, dass viele seiner Ideen für die Apotheke – ob die Ausstattung oder neue Kundenservices – mit digitalen Lösungen zu tun hatten. „Die Apotheke ist ein absoluter Servicedienstleister“, sagt Harbecke. Die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen, die schnell, kompetent und ohne Barrieren betreut werden möchten, sei das Wichtigste. Diese Bedürfnisse wür- den immer individueller, die rechtlichen Vorgaben und der Ruf nach Effizienz un- ter dem Kostenaspekt nicht geringer – bei diesem Spagat sollen digitale Lösungen bestmöglich assistieren. „Digitale Technik nicht um ihrer selbst willen, sondern als Unterstützung“, sagt Jan Harbecke. Zum Beispiel, wenn der Kunde kontaktlos per EC-Karte zahlt. Eine Technik, die es in der Jahreszeiten-Apotheke früher gab als im Supermarkt ein paar Häuser weiter. „Die Sekunden, die der Kunde dabei spart, sind

> Das Regal, auf dem vormals 40 Aktenordner standen, ist von der Wand verschwunden. Die Doku- mente, die zu Tausenden die Ordner gefüllt haben, sind jetzt papierlos archiviert – digital.

Zehntausende Dokumente digitalisiert

Nicht immer geht es bei der Digitalisierung um Arbeitserleichterung – zumindest nicht am Anfang. 11.000 Arzneimittelpa- ckungenmussten über dieWeihnachtsfei- ertage in den neu angeschafften Kommis- sionierautomaten per Hand eingeräumt werden, bevor dieser zur Übernahme am 1. Januar 2018 startklar war – ebenso wie die neue Apothekensoftware. Die gilt es – wie bei allen Programmen – natürlich nicht nur zu haben, sondern auch zu nut- zen. Nur etwas mehr als eine Handvoll Softwareanbieter versorgen den Groß- teil der Apotheken – das heißt, fast jede Apotheke hat identische Möglichkeiten, macht aber zu ganz unterschiedlichen Tei- len davon Gebrauch.

Der Schritt auf dem Weg zur papierlosen Apotheke ist eine von vielen Veränderun- gen, die Jan Harbecke in der Jahreszeiten- Apotheke in Münster angestoßen hat, seitdem er diese vor zehn Monaten von seinemVater übernommen hat. Schon vor der Übernahme stand für den 33-jährigen Inhaber fest, dass er die Chancen der Digi- talisierung für seine Apotheke nutzen will. Im Businessplan schrieb er fest, was für ihn zur Apotheke der Zukunft dazugehört. Digitalisierung. Kaum ein Wort wurde in den letzten Jahren mehr strapaziert, und kaum eines hat mehr Facetten. Digitalisierung sei schwer zu definieren,

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TITELTHEMA

Ratsuchende ebenfalls per E-Mail an die Apotheke: etwa wenn ein eingenomme- nes Arzneimittel augenscheinlich nicht wirkt. Jan Harbecke ist froh, wenn online- affine Kunden auf diesem Weg direkt auf die Apotheke zukommen. „Der Informati- onsbezug verlagert sich immer mehr ins Internet, und das wird sich in den kom- menden Jahren fortsetzen. Da ist es doch besser, wenn sich Patienten über gewisse Schnittstellen direkt an uns Apotheker wenden, als ihre Informationen aus frag- würdigen Quellen im Netz zu beziehen.“ Für Jan Harbecke könnte die Präsenz im Netz für Apotheken auch ein Weg sein, um gegen den Versandhandel zu beste- hen. „Manche nutzen die Versandapothe- ke nur aus Bequemlichkeit oder weil sie online-affin sind. Diese Kunden kann man erreichen, indem man selbst digitale Be- stellwege anbietet, eine moderne Home- page hat, online präsent ist.“ Schwieriger sei es zugegebenermaßen bei denen, die nur auf den Preis schauen. Viele Veränderungen in der Apotheke sind für die Kunden unsichtbar im Hintergrund abgelaufen. Doch auch an der Offizin geht der Prozess der Digitalisierung nicht spur- los vorbei. Rezeptscanner gibt es an jedem Verkaufsplatz, und für die Kunden nicht zu übersehen sind die Bildschirme mit Touch-Funktion an jedem HV-Tisch. Noch sind die Bildschirme damit der Software Rezeptscanner an jedem Platz

Kommissionierautomat und Software: Zwei Investitionen, mit denen Harbecke die Apotheke, die bis dahin kein digitaler Vorreiter war, auf den Stand der Tech- nik bringen wollte – bevor er noch einen Schritt weiter ging. Die papierlose Apo- theke ist sein Ziel, dem er seit Jahresbe- ginn ein großes Stück, zehntausende Do- kumente näher gekommen ist. Auch hier zunächst: Handarbeit. „Alle Dokumente wurden einzeln eingescannt und ver- schlagwortet“, berichtet er. Sie sind jetzt im ELO – Elektronischen Leitz-Ordner – di- gital gespeichert. Per Stichwortsuche er- scheinen jetzt mit einem Mausklick zum Beispiel die Approbationsurkunden aller Mitarbeiter oder Rechnungen. Doch noch immer wird ausgedruckt – zu viel, wie Harbecke findet. Im nächsten Schritt soll daher die digitale Unterschrift her. „Wir sind noch dabei, die internen Prozes- se an die neuen technischen Vorausset- zungen anzugleichen“, berichtet Harbe- cke. Das Wichtigste sei es, das Team – das in erster Linie pharmazeutisch, nicht tech- nisch arbeitet – auf diesem Weg mitzu- nehmen. Denn neue digitale Services für den Kunden können für die Mitarbeiter in der Apotheke zunächst ein Mehr an Arbeit bedeuten: „Wenn Kunden per E-Mail Me- dikamente bestellen, muss natürlich ein Mitarbeiter den E-Mail-Eingang im Auge behalten.“ Immer häufiger wenden sich Das Team einbinden

voraus, denn die kann mit „Touch“ noch nichts anfangen. „Aber es ist nur eine Fra- ge der Zeit, bis das kommt – ein, zwei Jah- re vielleicht“, so Harbecke. Dann kann der Kunde etwa per Bildschirmberührung um eine diskrete Beratung bitten, oder sich – wie heute schon – Demonstrationsvi- deos zeigen lassen, etwa zur Anwendung von Ohrentropfen oder zum Teilen einer Tablette. Apropos Tablette: Sie zeigt gut auf, dass Digitalisierung in der Apotheke Gren- zen hat. Die Tablette werde man nie ins Smartphone bekommen, niemals durch eine App ersetzen können – doch darum gehe es überhaupt nicht. Nichts wird für Jan Harbecke durch die Digitalisierung er- setzt, „die Arbeitsweise verändert sich“. Am Ende bleibt mehr Zeit für den Kunden, wenn man interne Prozesse verschlankt – und ein Dokument nicht mehr lange im Aktenordner suchen muss, sondern mit einemMausklick findet. < „ Am Ende bleibt mehr Zeit für den Kunden, wenn man mithilfe digitaler Lösungen interne Prozesse verschlankt. “ Jan Harbecke Digitalisierung hat Grenzen

Alle Dokumente digital: Statt in Aktenordnern, sind zehntausende Schriftstücke jetzt elektronisch archiviert (linkes Bild). An jedem HV-Tisch erwartet den Kunden ein Bildschirmmit Touch-Funktion und persönlicher Ansprache (rechts).

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 9

DER VORSTAND INFORMIERT · TITELTHEMA

Drei Fragen an Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Die Rolle der AKWL in der Digitalisierung

Ihr Kammervorstand Ihre Ansprechpartner

Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Apotheke am Bahnhof, Augustin-Wibbelt- Platz 1, 48734 Reken, Tel.: 2864 94810, E-Mail: apotheke@bahnhof-reken.de Vizepräsident Frank Dieckerhoff Funkturm-Apotheke, Arcostraße 78, 44309 Dortmund, Tel.: 0231 253247, E-Mail: info@funkturm-apotheke.de Thorsten Gottwald Ludgerus Apotheke, Amtmann-Daniel- Straße 1, 48356 Nordwalde, Tel.: 02573 2247, E-Mail: mail@thorsten-gottwald.de Dr. Wolfgang F. Graute Dr. Graute´s Tiber-Apotheke, Tibergasse 2, Stifts-Apotheke, Hörder Semerteichstraße 188, 44263 Dortmund, Tel.: 0231413466, E-Mail: stiftsapo@aol.com Dr. Hannes Müller c/o Römer-Apotheke, Römerstraße 8a, 45721 Haltern am See, Tel.: 02364 7566, E-Mail: hannes.mueller1@gmail.com Sandra Potthast c/o Höke's Alte-Apotheke Weitmar, Hattinger Straße 334, 44795 Bochum, Tel.: 0234 431421, E-Mail: sandra.potthast@arcor.de Dr. Lars Ruwisch Hirsch-Apotheke amMarkt, Lange Straße 63, 32791 Lage, Tel.: 05232 951050, E-Mail: ruwisch@hirsch-apotheke-lage.de Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck c/o Bären-Apotheke, Rekumer Str. 18, 45721 Haltern am See, Tel.: 02364 2600, schultemecklenbeck@gmail.com Christine Weber c/o Westfalen-Apotheke, Riemker Straße 13, 44809 Bochum, Tel.: 0234 522170, E-Mail: christine.weber@mailbox.org Heinz-Peter Wittmann Adler-Apotheke, Auf dem Brink 1-3, 32289 Rödinghausen, Tel.: 05746 93920, E-Mail: post@AdlerRoe.de 48249 Dülmen, Tel.: 02594 7420, E-Mail: wolfgang.graute@gmx.de Michael Mantell

> Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening sieht auf dem Feld der Digitalisierung einen wichtigen Gestaltungsauftrag für die AKWL. Sie ist von Beginn an Mitglied in der sechsköpfigen „AG IT“ des Bundesverbandes ABDA, die wichtige Weichenstellung für den gesamten Berufsstand vorbereitet. Frage: Stichwort Amazon, DocMorris und Co.: Wie groß ist Ihre Sorge, dass die öf- fentliche Apotheke in einer zunehmend digitalisierten Welt zwischen die Mühl- steine der Großkonzerne gerät? Overwiening: Angst ist immer ein schlech- ter Ratgeber. Die Apotheken gehören seit vielen, vielen Jahren zu den Einrichtungen im Gesundheitswesen, die in Sachen IT und Digitalisierung stets an der Spitze der Bewegung stehen. Hinzu kommt: Was ist eigentlich am Arzneimittelversandhandel digital? Die Kunden werfen ihr Rezept in einen Brief- kasten, und Tage später wird ihnen per Post- oder Paketboten ein Päckchen zuge- stellt. Das konnte der Otto-Versand schon in den fünfziger Jahren… Frage: Aber es ist ja unbestritten, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens Fahrt aufnimmt? Overwiening: Richtig, und erfreulicher- weise sind wir fast überall auch in einer wichtigen gestalterischen Position: Das securPharm-Projekt ist dafür ein sehr gu- tes Beispiel, die Einführung des eRezeptes wird auch nur mit uns zum Erfolgsprojekt. Wie sträflich es ist, die Apotheke als zen- trale Drehscheibe im Gesundheitswesen zu vernachlässigen, haben wir ja bei der Einführung des Medikationsplans gese- hen. Der ist ohne Beteiligung der Apothe- ker zum Rohrkrepierer geworden. Frage: Welche Rolle kommt den Apothe- kerkammern im Digitalisierungsprozess zu?

Gabriele Regina Overwiening konstatiert: Die Apotheken stehen bereits an der Spitze der Bewe- gung, wenn es um Fragen der Digitalisierung im Gesundheitswesen geht.

Overwiening: Zum einen ist es wichtig, dass wir unsere Mitglieder auf dem Weg in die zunehmend digitalisierte Welt be- gleiten und ihnen Orientierung geben. Dieser Beitrag in unserem Mitteilungs- blatt ist dabei ein wichtiger Baustein. Wir beobachten zugleich sehr genau das Marktumfeld und bewerten Entwicklun- gen ebenso im Hinblick auf ihre Adaptier- barkeit für unseren Berufsstand wie auf einen möglichen Schaden für die wohn- ortnahe Versorgung. Zum anderen ist es unser Anspruch, guten Projektideen zum Durchbruch zu verhelfen. Daher müssen und werden wir uns zunehmend, auch über die Testung von Heilberufsausweisen, Konnektoren und Co. im gematik-Umfeld hinaus, an Modell- versuchen beteiligen. Dabei ist klar: Nicht jedes Modellvorhaben wird später Teil der Regelversorgung werden können. Aber natürlich wird sich die AKWL nur an Pi- lotprojekten beteiligen, die den Heilberuf und die Versorgung stärken und die mit unserer Digitalstrategie auf Bundesebene kompatibel sind. <

10 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2018

Newsletter der AKWL

JETZT ABONNIEREN UND INFORMATIONEN UNKOMPLIZIERT PER E-MAIL ERHALTEN! Mit unserem Newsletter liefern wir Ihnen schnell und unkompliziert die neuesten Nachrichten aus den Abteilungen, informieren über Ter- mine und Veranstaltungen, weisen Sie auf neue Dokumente und Ser- vices hin und halten Sie über aktuelle Angebote Ihrer Kammer auf dem Laufenden. Der Newsletter erscheint in zwei Varianten, einmal für Kammermitglieder und einmal für dieMitglieder des PTA-Campus. Alle Kammermitglieder, die den Newsletter noch nicht abonniert haben, können dieses im internen Bereich der AKWL-Website über den Funk- tionsbutton „Newsletter abonnieren“ jederzeit nachholen. PTA, die be- reits Mitglied im PTA-Campus sind, können den Newsletter ebenfalls über den dortigen Funktionsbutton abonnieren. PTA, die noch nicht Mitglied im PTA-Campus sind, müssen sich erst im PTA-Campus regis- trieren, damit Sie den Newsletter abonnieren können.

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Kein Problem! Informationen rund um den Internetauftritt erhalten Sie beim Geschäftsbereich Kommunikation, IT und Neue Medien der Apothekerkammer unter Tel.: 0251 520050 oder per E-Mail an presse@akwl.de.

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 11

KAMMERVERSAMMLUNG

Herbstsitzung der Kammerversammlung AmMittwoch, 28. November 2018 in Münster-Roxel ABDA-Präsident Friedemann Schmidt als Gastredner/Fortsetzung der Diskussion zum G-BA

> AmMittwoch, 28. November 2018, 9.30 Uhr, findet im Parkhotel Schloss Hohenfeld am Dingbängerweg 400 in 48161 Münster-Roxel, die 10. Sitzung der Kammerver- sammlung der 16. Wahlperiode mit nachfolgender vorläufiger Tagesordnung statt: 1. Begrüßung (9.30 Uhr) 2. Genehmigung der Tagesordnung 3. Bericht der Präsidentin 4. Bericht des ABDA-Präsidenten und Diskussion (10.00 Uhr) 5. Für und Wider einer Mitgliedschaft im G-BA – Fortsetzung der Diskussion und ggf. Beschlussfassung 6. Etatberatungen der AKWL 6.1. Haushaltsplan 2019 6.2. Rücklagenspezifizierung Berichterstatter: Dr. Andreas Walter, Münster 7. Satzungen 7.1. Änderung der Berufsordnung der AKWL 7.2. Beschlussfassung über eine Wahlsatzung der AKWL 7.3. Beschlussfassung über die AMTS-Richtlinien Berichterstatter: Dr. Andreas Walter, Münster 8. Ergebnisse der Mitgliederbefragung Berichterstatter: Dr. Andreas Walter, Münster 9. Anträge 10. Verschiedenes

Stellt sich der Diskussion: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. In der letzten Kammerversammlung kritisierten viele Delegierte das Missverhältnis zwischen den an die ABDA abzuführenden Beiträgen und den dafür für sie er- lebbaren Leistungen. Jetzt steht Präsident Friedemann Schmidt den Delegierten aus Westfalen-Lippe Rede und Antwort.

Die Sitzung der Kammerversammlung ist für die Kammerange- hörigen öffentlich. Sie beginnt um 09.30 Uhr. Die Mittagspause ist für 13 bis 14 Uhr angesetzt.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme als Zuhörerin und Zuhörer!

Der Vorstand der AKWL lädt alle Kammermitglieder sehr herzlich ein, der Sitzung als Zuhörerin und Zuhörer beizuwohnen und sich auf diese Weise aus erster Hand über aktuelle gesundheitspoli- tische und pharmazeutische Themen zu informieren. Die Einla- dung schließt selbstverständlich auch die Teilnahme am Mittag- essen ein. Anmelden können Sie sich als Zuhörer zur Kammerversamm- lung bei Tanja Rickermann, Tel. 0251 52005-16 oder per Mail an t.rickermann@akwl.de.

Zahlreiche Beschlüsse sind bei der Herbstsitzung gefordert. So wird es u. a. um die Abstimmung über die Haushaltspläne 2019, um Satzungsänderungen und um die bereits im Frühjahr zum Teil sehr leidenschaftlich diskutierte Frage nach dem Für und Wider einer Mitgliedschaft der ABDA im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gehen.

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der AKWL <

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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Pilotprojekt mit der Seniorenvertretung „ Digitalfreie Lösung “ für den Notfall Apothekerverband und Apothekerkammer

> Sie steht in der Kühlschranktür neben Eiern, Milch oder Marmelade – und kann im Ernstfall Leben retten: die zehn Zentimeter hohe, weiß-grüne Notfalldose. Wenn Notarzt oder Rettungsdienst auf sie stoßen, finden sie darin alle wichtigen Patientendaten: Welche Medikamente nimmt der Patient, hat er Vorerkrankungen oder Allergien, wer ist der Hausarzt? In vielen Regionen Deutschlands hat sich die Notfalldose bereits bewährt. Jetzt ha- ben Apothekerkammer und Apotheker- verband Westfalen-Lippe das Projekt als Versuchsballon nach Münster gebracht – unter der Schirmherrschaft von Oberbür- germeister Markus Lewe und unterstützt von der Seniorenvertretung. Seit Mitte September sind die Notfalldosen in vielen Apotheken erhältlich, gegen einen kleinen Obulus oder auch gegen eine kleine Spen- de für das Projekt „Eine Dosis Zukunft“. Dort bekommen Patienten auch Hilfe beim Ausfüllen der Notfallinformation. Mehr als vier Fünftel der münsterischen Apotheken beteiligen sich inzwischen an der Aktion, berichtet Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apotheker- kammer Westfalen-Lippe. „Bei Notfällen geht es um Minuten oder sogar Sekun- den“, so Overwiening. „Weder Patienten noch Rettungskräfte können in einer sol- chen Situation lange nach den Notfalldo- kumenten suchen.“ Das Prinzip der Not- falldose sei daher denkbar einfach und doch genial, sagt Johannes Hermes, Vor- standsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe: „Patienten stecken all ihre Notfalldokumente in die Dose – und lagern diese in der Tür ihres Kühlschranks. Ein Aufkleber an der Innenseite der Woh- nungstür und am Kühlschrank informiert die Rettungskräfte.“ Entscheidend sei na- türlich: „Die Informationen sollten stets Das Grundprinzip ist denkbar einfach

Kleine Dose, große Wirkung: AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, Jutta Hammes (Kommuna- le Seniorenvertretung), Oberbürgermeister Markus Lewe, Margareta Seiling, Vorsitzende der Seniorenver- tretung, und AVWL-Vorstandsmitglied Johannes Hermes stellten gemeinsam die Notfalldose vor.

von Anfang an begleitet hat. „Ich weiß dadurch, auch im Notfall gut versorgt zu werden – sogar dann, wenn ich mich selbst nicht mitteilen kann.“

auf dem aktuellen Stand gehalten wer- den.“ Oberbürgermeister Markus Lewe, der zugleich auch Präsident des Deutschen Städtetages ist, fungiert als Schirmherr der Aktion. „Auf den ersten Blick mag der Kühlschrank als ungewöhnlicher Ort er- scheinen, aber er hat zwei Vorteile: Es gibt ihn in jedem Haushalt, und jeder findet ihn schnell“, erklärt er. „Die Notfalldose ist eine komplett digitalfreie Lösung. Trotz- dem erhöht sie die Patientensicherheit und hilft den Rettungskräften bei ihrer Arbeit.“ Etliche kommunale Seniorenvertre- tungen haben inzwischen bereits für die Verbreitung der Idee gesorgt, im Kreis Lippe ist u. a. auch die Lippische Landes- zeitung Vertriebsstelle für die Dosen. In Münster war es die Kommunale Senio- renvertretung, die mit dem Projekt an Kammer und Verband herangetreten ist. „Immer mehr ältere Menschen leben al- leine. Die Notfalldose gibt ihnen ein siche- res Gefühl“, sagt Jutta Hammes, die sei- tens der Seniorenvertretung das Projekt

Modellprojekt soll Blaupause sein

Die bisherige enorm hohe Resonanz auf das Modellvorhaben in Münster hat die Beteiligten beim AVWL und der AKWL gleichermaßen überrascht und erfreut. Nicht nur das Medienecho und die Nach- frage der Patienten in Münster ist riesig, auch in vielen anderen Kreisen und Städ- ten Westfalen-Lippes sind Apothekerin- nen und Apotheker an einer Umsetzung interessiert: „Auch dieses kleine Projekt zeigt wieder einmal den Mehrwert der wohnortnahen Apotheken auf," betonen Hermes und Overwiening. Gemeinsam arbeiten Kammer und Verband jetzt an einer logistisch guten und möglichst un- bürokratischen Lösung, damit aus dem Modellvorhaben möglichst ein flächen- deckendes Angebot wird. <

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 13

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Über 13.000 Euro für den guten Zweck „ Pharmazeutische Spiele im Apothekerhaus “ Besondere Form der Spendensammlung: Zwei Projekte der Kindernothilfe profitieren

ebenso wie Dieter Kemmerling, der leber- transplantierte Musiker aus der ABDA- Imagekampagne, oder Moderator und Improvisationskünstler Oliver Pauli. Im Laufe des Abends füllte sich der Spendentopf erfreulicheweise um weite- re 3.000 Euro, die das siegreiche Quartett auf ein Spendenprojekt nach Wunsch verteilen durfte: Von dem Geldregen profitieren die Kinderarbeiter und ihre Familien in Bihar. In dem nordindischen Bundesstaat setzt sich die Kindernothilfe für die kastenlosen Dalit-Familien ein. Ziel des Projektes ist die dauerhafte Reduzie- rung von Kinderarbeit in den dortigen Ziegelfabriken und die Bekämpfung des Kinderhandels. <

Weidemann, der Vorstandsvorsitzenden der Kindernothilfe, und Bürgermeisterin Karin Reismann, die für die münsterische Arbeitsgruppe der Hilfsorganisation als ehrenamtliche „Patentante“ tätig ist. Aufgeteilt auf 16 Teams mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Lau- fe des Abends eine Reihe von sportlichen und spielerischen Herausforderungen meistern, so beispielsweise einen mög- lichst weit segelnden Papierflieger zu bauen, ihr Glück am Kickertisch oder der Carrera-Bahn zu versuchen oder sich beim viele Jahrzehnte alten Spiel mit dem soge- nannten Dopp, einem Kreisel aus Holz, zu behaupten. Unter den Teilnehmern waren viele Mitglieder des Kammervorstandes

> Unter demMotto „Impfen und Spielen“ stand der 14. September immünsterischen Apothekerhaus. Gut 65 Gäste, Apotheker wie Fachjournalisten, Branchenpartner und Entscheider aus der Politik, hatten sich zu einem ganz beson- deren Wettbewerb für den guten Zweck zusammengefunden. Bereits zu Beginn der Veranstaltung war der „Spendentopf“ zugunsten des apo- thekerlichen Hilfsprojektes „Eine Dosis Zukunft“ mit mehr als 10.000 Euro gefüllt, sehr zur Freude von Kammerpräsiden- tin Gabriele Regina Overwiening, Katrin

Mit Leichtigkeit für den guten Zweck: Stolze 13.200 Euro für den guten Zweck kamen bei den ersten Pharma- zeutischen Spielen im Apothekerhaus ammünsterischen Aasee zusammen.

„ Herbstwelle “ der ABDA-Imagekampagne gestartet Zwei neue Motive zu Rezepturen für Babys und zur schnellen Verfügbarkeit von Arzneimitteln

Jetzt ist Ihre Unterstützung gefragt: Hel- fen Sie mit, diese wichtigen Leistungen, die nur die Apotheke vor Ort erbringen kann, auch in Ihrer Offizin zu bewer- ben und hängen Sie die Motive aus! Außerdem können Sie diese und weitere Motive individuell unter www. apothekenkampagne.de nach Wunsch konfigurieren. <

> Die Präsenzapotheke ist unverzichtbar für die wohnortnahe Gesundheitsversor- gung. Das ist die Botschaft der Imagekam- pagne „Einfach unverzichtbar.“ der ABDA und ihrer Mitgliedsorganisationen. Nach einem erfolgreichen Start im Mai ist die Kampagne ab dem 1. Oktober mit neuen Motiven wieder deutschlandweit präsent. Mit einem Fokus auf politische Entschei-

der wird sie auch in der Bundeshauptstadt Berlin stark sichtbar sein. „Individuelle Re- zepturen für Babys“ und „Schnelle Verfüg- barkeit von Medikamenten“: Das sind die Themen der neuen Kampagnenmotive. In der Ausgabe der Pharmazeutischen Zei- tung vom 6. September erhielten Sie be- reits zwei entsprechende Plakate im For- mat DIN A2.

14 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2018

APOTHEKERSTIFTUNG

Professor Heribert Prantl gestaltete nach der Begrüßung durch Gabriele Regina Overwiening (mittleres Bild) den diesjährigen Festvortrag, zu dem die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe in den Erbdrostenhof geladen hatte, und beleuchtete dabei die Frage, inwieweit im Gesundheitswesen noch die Ethik vor dem Kommerz steht.

Heribert Prantl zur Ethik im Gesundheitswesen „ Arzneimittel sind keine Schnürsenkel “ 180 Besucher bei der 11. Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung im Erbdrostenhof

noch so viele Menschen gesund, wie nötig sind, die Kranken zu pflegen, und er ist ein reicher Mann. Werte wie Barmherzigkeit, Mitleid – sie passen nicht zur Ökonomie, sie seien für Pflegebedürftige und Kranke jedoch das Wichtigste. „Unser Gesundheitssys- tem krankt am mangelnden sich Küm- mern“, stellte Prantl fest. Die Ethik des Apothekers liege dabei im Spagat zwi- schen Heilberufler und Kaufmann. Seine Leistung solle sich an der Beratung mes- sen, nicht an der Zahl der abgegebenen Packungen. „Die Beratung ist der Mehr- wert gegenüber DocMorris und Co.“, sag- te Prantl. Eine „Amazonisierung“ des Apo- thekenmarktes nannte er fatal. In ihrer Begrüßung ging Gabriele Re- gina Overwiening als Vorstandsvorsitzen- de zuvor schlaglichtartig auf einige durch die Apothekerstiftung geförderte Projekte ein: von der Versorgung von Patienten mit Fachliteratur zu medizinischen und phar- mazeutischen Themen durch eine „Apo- theken Bibliothek“ über die Verbesserung der Therapie von Parkinson-Patienten bis hin zur Verleihung des Journalistenprei- ses, der anspruchsvolle Beiträge zu phar- mazeutischen Themen auszeichnet. <

einer Kfz-Werkstatt.“ Der Patient wäre nicht mehr Patient, sondern Kunde. In vie- len Krankenhäusern würde er schon heute als solcher bezeichnet. Medikamente seien jedoch keine Autoreifen, keine Schnürsenkel – keine Handelsware wie jede andere. Kritik übte Prantl an der Praxis der Importe und Re- Importe von Arzneimitteln. Die damit ver- bundene „Umetikettierung“ sei unüber- sichtlich und ein Einfallstor für Kriminelle. Zwar legal und politisch gewollt, sorge die Importquote dafür, „dass die Arzneimit- telsicherheit zerrieben wird“. Der Apothe- ker könne immer weniger die Qualität der abgegebenen Medikamente garantieren – fatal für den Berufsstand, dessen Zu- kunft und Reputation doch am Vertrauen der Patienten hingen, so Prantl. Warum aus der Medizin keine Industrie werden dürfe, machte er an einer Tragikomödie von Jules Romains fest, in der Landarzt Dr. Knock seinen Dienst in einem Bergdorf namens St. Maurice angetreten hat. Die Praxis seines verarmten Vorgängers Pa- palaid läuft schlecht, weil die Einwohner wohlauf und gesund sind. Dr. Knock än- dert dies gründlich: Am Ende gleicht das Dorf einem einzigen Hospital. Es bleiben

> Ein Plädoyer gegen die Ökonomi- sierung des Gesundheitswesens, gegen die „Verbetriebswirtschaftli- chung“ der Medizin – das war der Gastvortrag von Heribert Prantl bei der elften Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen- Lippe. Der Jurist und Journalist ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und sprach im vollbesetzten barocken Saal des Erbdrostenhofs zur „Ethik im Ge- sundheitswesen“. Der Einladung der Stif- tung waren über 180 Gäste aus Münster und dem Umland gefolgt, darunter unter anderem auch die ehemalige Landesge- sundheitsministerin Barbara Steffens und die Bundestagsabgeordnete Maria Klein- Schmeink, gesundheitspolitische Spreche- rin der Fraktion der Grünen. Heribert Prantl wandte sich gegen eine Gesellschaft, in der der Wert des Menschen am Lineal der Ökonomie ge- messen wird. Gegen ein Gesundheitssys- tem, in dem der Patient danach beurteilt wird, was sich an ihm verdienen lässt. „Ein Krankenhaus wäre dann das Pendant zu

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 15

RECHT

Damit Ärzte Auskunft erteilen dürfen Entbindung von der Schweigepflicht zum Beispiel bei unklaren Verordnungen

> Ein Arzneimittel darf solange nicht abgegeben werden, wie eine Verschreibung einen für den abgebenden Apotheker erkennba- ren Irrtum enthält, nicht lesbar ist

oder sich sonstige Bedenken ergeben – so § 17 Abs. 5 S. 2

Apothekenbetriebsordnung. Der Apotheker hat die Unklarheit zu beseitigen – in der Regel durch eine Rücksprache beim Arzt (bzw. Zahnarzt). Lässt sich keine Klarheit schaffen, müsste die Abgabe des Arzneimittels letztlich verweigert werden. Unter Umständen kann auch eine Rücksprache mit dem Arzt bei möglichen arzneimittelbe- zogenen Problemen wie Neben- bzw. Wechselwirkungen erforder- lich sein. Wie der Apotheker unterliegt aber auch der Arzt der Schweigepflicht. Regelmä- ßig wird der Arzt dem Apotheker die er- forderlichen Auskünfte erteilen, da er ein Einverständnis seines Patienten und eine damit verbundene (stillschweigende) Ent- bindung von der Schweigepflicht an- nimmt. Denn wie sonst kann der Apothe- ker dem Arzt Informationen wie Namen und Daten des Patienten, das verordnete Arzneimittel oder das Ausstellungsdatum des Rezeptes mitteilen, wenn sich der Pa- tient nicht in der Apotheke mit der Ver- ordnung vorgestellt hat? Gleichzeitig kann der Arzt damit davon ausgehen, dass der Patient mit der Rücksprache beim Arzt einverstanden ist, damit er das verord- nete Arzneimittel nach Klärung etwaiger Unklarheiten ausgehändigt bekommen kann. Allerdings ist zu hören, dass Ärzte – offenbar aus Anlass der in Kraft getre- tenen „Europäischen Datenschutzgrund- verordnung“ – vereinzelt die Auskunft über patientenbezogene Informationen, mit denen sich die Unklarheiten einer

Foto: ©blende11.photo - stock.adobe.com

Verordnung beseitigen ließen, verweigern sollen. Sie würden dabei auf ein notwen- diges Einverständnis ihrer Patienten ver- weisen. Dies hätte letztlich zur Folge, dass die Abgabe des Arzneimittels verweigert und der Kunde an seinen Arzt zurückver- wiesen werden müsste – für den Kunden ein unbefriedigendes Ergebnis. Der Einwand des Arztes ist nicht gänzlich unberechtigt. Er möchte sich ab- sichern, da auch er der Gefahr unterliegt, sich wegen eines Verstoßes gegen die Schweigepflicht strafbar zu machen. Um eine solche Situation zu lösen, haben wir ein Musterformular zur Schweigepflicht- entbindung vorbereitet, das durch den Pa- tienten ausgefüllt und kurzfristig von Ih- nen an die Arztpraxis gefaxt werden kann.

Rechtlich wäre der Arzt mit einer solchen schriftlichen Erklärung seines Patienten in jedem Fall abgesichert – und kann die er- forderlichen Angaben machen. <

WWW.AKWL.DE

Das Formular finden Sie im internen Bereich un- serer Website unter Infos Pharmazie, Recht und Politik > Ratgeber Recht > Recht von AZ, Buchsta- be S, „Schweigepflicht“.

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