Mitteilungsblatt 4/2018, 5. Oktober 2018

EDITORIAL

Editorial

Münchner Signale

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie alle kennen die Weisheit, nach der fast nichts schwerer zu er- tragen ist als Ungewissheit. In genau dieser Ungewissheit befin- den wir Apothekerinnen und Apotheker uns seit dem verheeren- den EuGH-Urteil vomOktober 2016, zu dem ichmich nicht nur an dieser Stelle schon vielfach eingelassen habe. Auf welche Weise wird unsere Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass die strukturelle Benachteiligung der wohnortnahen, inhabergeführten Apotheke, die aus diesem Urteil resultiert, wie- der ausgeglichen wird? Welche Rolle misst der neue Gesundheits- minister Jens Spahn uns Apothekerinnen und Apothekern in ei- nem zunehmend von der Digitalisierung und leider auch von der Ökonomisierung geprägten Gesundheitswesen zu? Wie sehr be- rücksichtigen die politischen Entscheidungsträger im Bund dabei auch die Interessen der über vier Millionen Kunden und Patienten, die Tag für Tag auf die Beratung und Versorgung durch eine Apo- theke in Pantoffelnähe angewiesen sind? Antworten auf diese und viele weitere entscheidende Fragen wird es auf dem Deutschen Apothekertag im Oktober in Mün- chen geben. Gesundheitsminister Jens Spahn hat angekündigt, dort ein Maßnahmenpaket zur Arzneimittelversorgung der Zu- kunft vorzustellen. Bis dahin bleibt bei allen von uns die Unge- wissheit vorherrschend. Das ist angesichts der Tragweite dieser Fragestellung auch verständlich. Bei mir persönlich vermischt sich die Fragestellung aber auch mit einer gewissen Form der po- sitiven Erwartungshaltung: Jens Spahn kennt das Gesundheits- wesen wie kaum ein anderer Parlamentarier und ist seit vielen Jahren auch mit den komplexen Abläufen und Anforderungen an die Arzneimittelversorgung vertraut. Er ist in den letzten Jahren keinem Gespräch mit der Apothekerschaft aus dem Weg gegan- gen, hat sich u. a. auch für einen Ortstermin in meiner Apothe- ke mehrere Stunden Zeit genommen, und ist auch als Minister

bisher für seine „Heimatkammer“ ebenso wie für unseren Bun- desverband ABDA ansprechbar. Meine klare Erwartung ist daher, dass uns auf dem DAT in München keine Reform übergestülpt wird, so wie wir das vor gut einem Jahrzehnt unter Gesundheits- ministerin Ulla Schmidt mehrfach erleben mussten. Die negati- ven Folgen dieser einseitigen Spargesetze, vermengt mit fatalen strukturpolitischen Weichenstellungen, wirken bis heute nach. Eines ist aber auch gewiss: Wir haben es mit einem Gesund- heitsminister zu tun, der über einen ausgesprochenen Gestal- tungswillen verfügt. Daher begrüße ich es außerordentlich, dass sich die ABDA auf ihrer Mitgliederversammlung im Juni ähnlich offensiv und aktiv gezeigt hat, indem sie u. a. verdeutlicht hat, dass die Apothekerschaft bei der Umsetzung der e-Verordnung die Projektführerschaft anstrebt. Schon kurz danach flatterte dem Gesundheitsminister unsere mit den Apothekenrechen- zentren und -softwarehäusern abgestimmte Projektskizze zum elektronischen Rezept ins Haus. Wir dürfen gespannt sein, in- wieweit das Bundesgesundheitsministerium sich unsere Initia- tive zu eigen macht; auch darüber wird spätestens in München Klarheit geschaffen. Und schon jetzt steht fest, dass Herr Spahn auch danach gesprächsbereit bleiben wird: So hat er bereits seine Teilnahme am 7. Westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster am 23. März 2019 fest zugesagt.

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 3

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