Mitteilungsblatt 4/2018, 5. Oktober 2018

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Pilotprojekt mit der Seniorenvertretung „ Digitalfreie Lösung “ für den Notfall Apothekerverband und Apothekerkammer

> Sie steht in der Kühlschranktür neben Eiern, Milch oder Marmelade – und kann im Ernstfall Leben retten: die zehn Zentimeter hohe, weiß-grüne Notfalldose. Wenn Notarzt oder Rettungsdienst auf sie stoßen, finden sie darin alle wichtigen Patientendaten: Welche Medikamente nimmt der Patient, hat er Vorerkrankungen oder Allergien, wer ist der Hausarzt? In vielen Regionen Deutschlands hat sich die Notfalldose bereits bewährt. Jetzt ha- ben Apothekerkammer und Apotheker- verband Westfalen-Lippe das Projekt als Versuchsballon nach Münster gebracht – unter der Schirmherrschaft von Oberbür- germeister Markus Lewe und unterstützt von der Seniorenvertretung. Seit Mitte September sind die Notfalldosen in vielen Apotheken erhältlich, gegen einen kleinen Obulus oder auch gegen eine kleine Spen- de für das Projekt „Eine Dosis Zukunft“. Dort bekommen Patienten auch Hilfe beim Ausfüllen der Notfallinformation. Mehr als vier Fünftel der münsterischen Apotheken beteiligen sich inzwischen an der Aktion, berichtet Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apotheker- kammer Westfalen-Lippe. „Bei Notfällen geht es um Minuten oder sogar Sekun- den“, so Overwiening. „Weder Patienten noch Rettungskräfte können in einer sol- chen Situation lange nach den Notfalldo- kumenten suchen.“ Das Prinzip der Not- falldose sei daher denkbar einfach und doch genial, sagt Johannes Hermes, Vor- standsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe: „Patienten stecken all ihre Notfalldokumente in die Dose – und lagern diese in der Tür ihres Kühlschranks. Ein Aufkleber an der Innenseite der Woh- nungstür und am Kühlschrank informiert die Rettungskräfte.“ Entscheidend sei na- türlich: „Die Informationen sollten stets Das Grundprinzip ist denkbar einfach

Kleine Dose, große Wirkung: AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, Jutta Hammes (Kommuna- le Seniorenvertretung), Oberbürgermeister Markus Lewe, Margareta Seiling, Vorsitzende der Seniorenver- tretung, und AVWL-Vorstandsmitglied Johannes Hermes stellten gemeinsam die Notfalldose vor.

von Anfang an begleitet hat. „Ich weiß dadurch, auch im Notfall gut versorgt zu werden – sogar dann, wenn ich mich selbst nicht mitteilen kann.“

auf dem aktuellen Stand gehalten wer- den.“ Oberbürgermeister Markus Lewe, der zugleich auch Präsident des Deutschen Städtetages ist, fungiert als Schirmherr der Aktion. „Auf den ersten Blick mag der Kühlschrank als ungewöhnlicher Ort er- scheinen, aber er hat zwei Vorteile: Es gibt ihn in jedem Haushalt, und jeder findet ihn schnell“, erklärt er. „Die Notfalldose ist eine komplett digitalfreie Lösung. Trotz- dem erhöht sie die Patientensicherheit und hilft den Rettungskräften bei ihrer Arbeit.“ Etliche kommunale Seniorenvertre- tungen haben inzwischen bereits für die Verbreitung der Idee gesorgt, im Kreis Lippe ist u. a. auch die Lippische Landes- zeitung Vertriebsstelle für die Dosen. In Münster war es die Kommunale Senio- renvertretung, die mit dem Projekt an Kammer und Verband herangetreten ist. „Immer mehr ältere Menschen leben al- leine. Die Notfalldose gibt ihnen ein siche- res Gefühl“, sagt Jutta Hammes, die sei- tens der Seniorenvertretung das Projekt

Modellprojekt soll Blaupause sein

Die bisherige enorm hohe Resonanz auf das Modellvorhaben in Münster hat die Beteiligten beim AVWL und der AKWL gleichermaßen überrascht und erfreut. Nicht nur das Medienecho und die Nach- frage der Patienten in Münster ist riesig, auch in vielen anderen Kreisen und Städ- ten Westfalen-Lippes sind Apothekerin- nen und Apotheker an einer Umsetzung interessiert: „Auch dieses kleine Projekt zeigt wieder einmal den Mehrwert der wohnortnahen Apotheken auf," betonen Hermes und Overwiening. Gemeinsam arbeiten Kammer und Verband jetzt an einer logistisch guten und möglichst un- bürokratischen Lösung, damit aus dem Modellvorhaben möglichst ein flächen- deckendes Angebot wird. <

AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 13

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