Mitteilungsblatt Nr. 2/2017 (27. April 2017) inkl. AKWL-Geschäftsbericht 2016

Mitteilungsblatt Nr. 2/2017 (27. April 2017) inkl. AKWL-Geschäftsbericht 2016

02 · 2017

27. April 2017

6. Apothekertag in Münster: Gröhe und Steffens beziehen klar Position

BEWÄHRTES ERHALTEN Apothekertag in Münster Seite 4 TOP-THEMA EUGH-URTEIL Politische Diskussionsrunde Seite 6 VON CANNABIS BIS BIG DATA Breites Spektrum an Vorträgen Seite 11

INHALT

APOTHEKENBETRIEB

15

Arbeitsschutzmaßnahmen: Aktualisierte Empfehlungen der BAK

16 17

Cannabis auf BtM-Rezept

Verordnung über ein Fentanyl-Nasenspray

18 Wissen für die Praxis: Wechselwirkung zwischen L-Thyroxin und Protonenpumpen-Inhibitoren

AUS-/FORTBILDUNG UND AMTS

20 Ein Fall für CIRS-Pharmazie: Inhaliersysteme richtig anwenden 20 Crash-Kurs für approbierte Wiedereinsteiger 21 Begrüßungsveranstaltung für Erstsemester 21 PBU und Kammerabend 22 PBU im Herbst 2017 22 Kostenlose Arbeitszirkel für PhiP 23 Symposium für Pharmakotherapie, Medikationsmanagement und patientenorientierte Pharmazie

2

6. Apothekertag in Münster: Gröhe und Steffens beziehen klar Position

EDITORIAL

03

Jetzt erst recht: Bleiben wir gemeinsam dran!

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IMPRESSUM

TITELTHEMA

04

Politische Eröffnung des Apothekertages „Was sich bewährt hat, müssen wir erhalten!“

WEITERBILDUNG

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Traditioneller Erfahrungsaustausch für Weiterzubildende und Ermächtigte

25

KAMMER IM GESPRÄCH

9. Kooperationstag „Sucht und Drogen“

06 09

Rx-Versandhandelsverbot in NRW fast Konsens

Politische Gespräche

AUSBILDUNG PKA / PTA

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Berufsfelderkundungen in Apotheken

DER VORSTAND INFORMIERT

08 08

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Ihr Kammervorstand / Ihre Ansprechpartner Frühjahrssitzung der Kammerversammlung / Vertreterversammlung

IN MEMORIAM

AMTLICHE MITTEILUNGEN

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Erteilte Erlaubnisse

WLAT IN MÜNSTER

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Beeindruckende Keynotes: „Big Data ist so bedeutend wie die Aufklärung“ / Strategien im Umgang mit der neuen Medienmacht Breites Spektrum pharmazeutischer Fachvorträge: Von alten Arzneipflanzen bis zu Zukunftsfragen Ausstellertrends und kollegialer Austausch Spendengala für Kindernothilfe: Über 20.000 Euro für „Eine Dosis Zukunft“

MIXTUM

26

13. Auflage des ApoCups am 8. Juni 2017

11

27

LITERATURHINWEISE

12 13

ANLAGE Geschäftsbericht 2016

APOTHEKERSTIFTUNG

14 15

„AMBER-Studie“ erhält PCNE-Posterpreis

Save the Date: Vortragsveranstaltung am 09.09.2017

MIT QR-CODES SCHNELL ZUR INFORMATION: Inzwischen finden Sie imMitteilungsblatt zu vielen Artikeln auch die direkte, schnelle Verlin- kung über QR-Codes. Die kleinen quadratischen „Helfer“ liefern verschlüsselt Informationen oder Verlinkungen auf Internetseiten. Man benötigt ein Smartphone/Tablet-PC und ein

IT UND NEUE MEDIEN

15

E-Mail-Abo der Kammer geht ins fünfte Jahr

QMS

15

Wir gratulieren zur erfolgreichen Rezertifizierung

QR-Code-Scanner-Programm (kostenlos imApp-/googleplay-Store erhältlich unter „qr code“). Mit dieser App kann man die jeweiligen QR-Codes scannen und man erhält dann die darin enthaltenen Infor- mationen oder Links direkt auf dem benutzten Endgerät zur weiteren Benutzung angezeigt.

2 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2017

EDITORIAL

Editorial

Jetzt erst recht: Bleiben wir gemeinsam dran!

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 29. März hat, vermutlich zum letzten Mal in dieser Wahlpe- riode – der Koalitionsausschuss von CDU, CSU und SPD in Berlin getagt. Ziel war es, noch eine Reihe von strittigen Themen „ab- zuräumen“ und nach der Einigung konkrete Gesetzesinitiativen anzuschieben. Zu diesen strittigen Themen zählt auch der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe vorgelegte Referen- tenentwurf eines Gesetzes zur Einführung des Verbots des Ver- sandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Nach dem Koalitionsgipfel ist klar: Aufgrund der weiterhin ablehnenden Haltung der SPD müssen wir davon ausgehen, dass der Gesetzesentwurf und damit das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in dieser Legislatur- periode nicht mehr realisiert wird, insbesondere aufgrund der im sogenannten Notifizierungsverfahren zu beachtenden Fristen. Auch wenn unser Anliegen damit bisher nicht zu dem ge- wünschten Erfolg geführt hat, dürfen und werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken. Die Versorgungssicherheit der Patien- ten muss auch in Zukunft oberstes Gebot in der Gesundheitspo- litik bleiben. Dafür werden wir weiter kämpfen. Jetzt erst recht, muss daher unsere Devise lauten! So wird auch unser Bundesverband ABDA weiter die Forde- rung aufrechterhalten, im Interesse der Gleichpreisigkeit bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel den Versandhan- del auf den Versandhandel mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu beschränken. Jede Maßnahme, die auf die Auf- hebung der Gleichpreisigkeit im Inland zielt oder dieser Vorschub leistet, wird von der ABDA abgelehnt. Es wird jetzt verstärkt darauf zu achten sein, dass die im Inland trotz des EuGH-Urteils vom 19. Oktober 2016 fortbeste- hende Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel uneingeschränkt beachtet wird. Die zuständigen Behörden sind

aufgefordert, bei Verstößen gegen die Arzneimittelpreisverord- nung konsequent einzugreifen. In unserem Bundesland Nordrhein-Westfalen finden am 14. Mai 2017 Landtagswahlen statt. Bis dahin sind wir alle nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch wieder als Wählerinnen und Wähler gefragt. Gleiches gilt für die mehr als 800.000 Patien- tinnen und Patienten, die Tag für Tag eine Apotheke in unserem Bundesland aufsuchen. Gemeinsam sollten wir verstärkt unseren Kunden und Patienten verdeutlichen, welche politischen Kräfte sich derzeit für einen nachhaltigen Ausweg aus dem Rx-Boni-Di- lemma zumWohle der wohnortnahen Versorgung der Menschen in unserem Bundesland einsetzen und welche Kräfte dieses zu verhindern suchen. Schon die Unterschriftenaktion zu Jahresbe- ginn, mit allein über 165.000 Unterschriften aus Westfalen-Lippe, hat gezeigt, wie stark Ihre Beteiligung und Ihr Engagement in die- sen berufspolitisch schwierigen Zeiten ist. In diesem Zusammenhang gilt mein besonderer Dank allen engagierten Vorstandsmitgliedern, Kreisvertrauensapothekern, Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit und Kammerversamm- lungsmitgliedern sowie allen über die Gremientätigkeit hinaus aktiven Kammermitgliedern für ihren bisherigen Einsatz. Auch wenn unser aller Einsatz bisher noch nicht zum gewünschten Er- folg geführt hat, müssen wir jetzt weiter am Ball bleiben – nicht nur im Interesse aller Apothekerinnen und Apotheker, sondern auch im Interesse unserer Kunden und Patienten.

Mit freundlichen, kollegialen Grüßen

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 3

TITELTHEMA

Politische Eröffnung des Apothekertages „Was sich bewährt hat, müssen wir erhalten!“ Rückendeckung für die Apothekerschaft durch Barbara Steffens und Hermann Gröhe

> Spannende Keynotes zu aktuellen Themen der Zeit, intensive Work- shops, informative Fachvorträge und eine politische Eröffnung, die es in sich hatte: Über 1.200 Apotheker/ innen, Pharmaziestudierende, PTA und weitere interessierte Fachbesu- cher besuchten den sechsten Westfä- lisch-lippischen Apothekertag (WLAT) imMesse und Congress Centrum Halle Münsterland und nahmen nach zwei Tagen jede Menge spannende Infos mit nach Hause. Der von der Apothekerkammer Westfa- len-Lippe ausgerichtete und organisier- te zweitägige Kongress war damit zum sechsten Mal in Folge der größte regio- nale Apothekertag im deutschsprachigen Raumund „ein voller Erfolg“, wie Kammer- präsidentin Gabriele Regina Overwiening resümierte. In der politischen Eröffnung am ersten Kongresstag erlebten die Besu- cher live, wie mit Bundesgesundheits- minister Hermann Gröhe (CDU) und

Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) zwei Hochkaräter der deutschen Gesundheitspolitik sich öffent- lich und eindrucksvoll zugunsten der Arz- neimittelversorgung durch die öffentliche Apotheke vor Ort positionierten. Gerade unter den Vorzeichen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes, nach denen „ Wir brauchen mehr Wert- schätzung für Beratung und nicht mehr Relativierung von Beratung. “ Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe

kämpferisch und formulierte, welche Auswüchse das Urteil habe: „Wenn ein zuzahlungsbefreiter Patient bei einer aus- ländischen Versandapotheke ein Rezept einreicht, erhält er einen Bonus. Dieser Patient würde also nicht nur nichts für ein Medikament bezahlen, sondern zusätz- lich einen geldwerten Vorteil erhalten. Damit werden zuzahlungsbefreite Pati- enten nicht nur komplett auf Kosten der Solidargemeinschaft versorgt – sondern sie könnten durch das Einlösen eines Kas- senrezepts auch noch Geld verdienen.“ Overwiening appellierte, begleitet vom Applaus der 700 Zuhörer/innen, an die SPD-Bundestagsfraktion, sich nicht weiter gegen den Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu stellen: „Auch wenn Sie derzeit an Selbstbewusstsein zulegen, sind Sie immer noch Teil dieser Bundesregierung, die sich dadurch auszeichnet, Probleme ernst zu nehmen. Nehmen Sie die Unter- schriften von mehr als einer Million Bür- gern ernst, davon über 165.000 aus West- falen-Lippe, die uns im Rahmen einer Unterschriftenaktion in den vergangenen

ausländische Versandapotheken sich nicht an die Arzneimittelpreisbindung halten müssen, war das ein wichtiges Zeichen für die Apothekerinnen und Apotheker.

Overwiening: „ Machen Sie den Weg frei“

Kammerpräsidentin Regina Overwiening zeigte sich in ihrer Rede Gabriele

Politische Eröffnung im Congress Saal: 700 Teilnehmer folgten den Ausfüh- rungen von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, Bundesgesundheitsmi- nister Hermann Gröhe und Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens.

Vor den Politikern begrüßte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening die WLAT-Gäste und hielt ein leidenschaftliches, immer wieder von großem Applaus unterbrochenes Plädoyer für ein schnelles Rx-Versandhandelsverbot.

4 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2017

TITELTHEMA

Wochen den Rücken gestärkt haben. Machen Sie denWeg frei für eine zügige Rückführung des Versandhandels auf den Bereich der nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel!“

Gröhes Forderung: „Was sich bewährt hat, müssenwir erhalten.“

Diesen Ball nahm Minister Gröhe dankend auf und sagte in Richtung des SPD-geführten Bundeswirtschaftsministeriums: „Ich würde mir wünschen, dass das BMWi bei der Rettung von 150.000 Beschäftigten in Apotheken die gleiche Leidenschaft zeigt, wie bei der Rettung von circa 16.000 Tengelmann-Mit- arbeitern. Gröhe hob die Bedeutung der Apothekerinnen und Apotheker im Gesundheitssystem hervor: „Die Apotheker sind für viele Menschen der erste Ansprechpartner im Gesundheits- wesen.“ Der Gesundheitsminister weiter: „Was sich bewährt hat, müssen wir erhalten. Die Apothekenpflicht für Arzneimittel, das Fremd- und Mehrbesitzverbot und viele andere Regelungen sind wichtige Eckpfeiler einer guten Versorgung. Wir brauchen mehr Wertschätzung von Beratung und nicht mehr Relativierung von Beratung.“ Zum EuGH-Urteil hat er eine klare Meinung: Man habe jahre- lang einen Kompromiss gehabt, den Versandhandel auch mit ver- schreibungspflichtigen Arzneimitteln zu erlauben, dafür aber mit Preisbindung für alle. „Der Versandhandel hat diesen Kompro- miss aufgekündigt. Und wenn dieser aufgekündigt wird, müssen wir das machen, was 21 andere EU-Staaten bereits tun, nämlich den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten, um die wohnortnahe Versorgung durch Apotheken vor Ort zu erhalten.“ Und an die Menschen, die sich von Boni ver- führen ließen oder im Internet bestellen wollten, adressierte er: „All diese Menschen wollen zugleich rund um die Uhr eine dienst- bereite Apotheke in ihrer Nähe. Und es sind Millionen von Versi- cherten, die diesen Dienst rund um die Uhr brauchen.“ Und es sei im Sinne eben dieser, die gewachsene Struktur der Arzneimittel- versorgung vor Ort zu erhalten. Der lang anhaltende Applaus im großen Kongresssaal war Gröhe sicher. „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“ zeigte sich hier auch NRW-Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grü- ne) in ihrer Ansprache einig mit ihrem christdemokratischen Kol- legen auf Bundesebene und bezog sich auf den Bundesratsbe- schluss, in dem sich die Bundesländer für ein Versandverbot von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln aussprechen. Der Ver- sandhandel habe für sie auch nichts mit „Zeitgeist“ zu tun: „Der Zeitgeist ist für uns kein Selbstzweck. Er kann nicht als Argument benutzt werden, um verlässliche Strukturen zu zerstören, die seit Jahrhunderten funktionieren. Wir brauchen die Apotheken. Wir brauchen keinen Zeitgeist, sondern Verlässlichkeit, Sicherheit und Wohnortnähe.“ Ihrer Meinung nach werden die Apotheken gerade in ländlichen Regionen künftig noch mehr gebraucht als heute. Steffens wiederholte ihre Forderung, den Apotheken neue Aufgaben zu übertragen. Sie könne nicht verstehen, warum die Apotheken beim E-Health-Gesetz nicht eingebunden seien. „Der Patient sollte entscheiden, wer für ihn der Lotse sein soll.“ < Steffens fordert „ Verlässlichkeit, Sicherheit und Wohnortnähe“

Gratulation zum Apothekertag in Münster, „insbesondere aber zu Ihrer kämp- ferischen und leidenschaftlichen Präsidentin.“ Münsters Oberbürgermeister steuerte ein sehr launiges Grußwort zur Eröffnung des WLAT bei.

Er sei nicht der Apothekenminister, sondern der Minister der Versicherten. Und diese würden täglich bis zu vier Millionen mal die Apotheke ihres Vertrau- ens besuchen, die es daher in der bewährten Form zu erhalten gelte.

Neue Aufgaben für die Apotheken: Landesgesundheitsministerin und WLAT- Schirmherrin Barbara Steffens wiederholte ihre Forderung nach neuen Aufgaben für die Apotheke in Zeiten des demographischen Wandels.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 5

KAMMER IM GESPRÄCH

Über 120 Apothekerinnen und Apotheker sowie einige interessierte Bürger/innen kamen am 27. März zur politischen Diskussionsrunde „Gesundheitspolitik im Fokus“. Apothekerkammer und Apothekerverband hatten hierzu in die Stadthalle Münster-Hiltrup eingeladen.

Rx-Versandhandelsverbot in NRW fast Konsens Die FDP will lieber den Wettbewerb schützen Politische Diskussionsrunde von AKWL und AVWL: PTA-Ausbildung zukünftig steuerfinanziert?

Daseinsvorsorge.“

> Über 120 Apotheker/innen sowie interessierte Bürger kamen am 27. März zur politischen Diskussions- runde „Gesundheitspolitik im Fokus“ in die Stadthalle Hiltrup. Apothekerkammer und Apotheker- verband Westfalen-Lippe hatten im Vorfeld der NRW-Landtagswahlen am 14. Mai geladen, um das Thema Gesundheit und Arzneimittelver- sorgung in den politischen Fokus zu rücken. Dem Berufsnachwuchs widmete sich der erste Teil der Diskussionsrunde. „Jedes Jahr schließen 80 bis 100 Studierende in Westfalen-Lippe das Pharmaziestudium ab. Das reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf an Apothekerinnen und Apo- thekern in unserem Landesteil in Zeiten des demographischen Wandels und im- mer komplexerer Arzneimitteltherapien gerecht zu werden“, führte Kammerprä- sidentin Gabriele Regina Overwiening in die Diskussion ein. Sie verband die Be- standsaufnahme mit der Forderung an die Politik, zukünftig nebenMünster einen zweiten Studienstandort im Landesteil zu etablieren, vorzugsweise in Bielefeld. „Die ungewöhnliche Situation, dass in Müns- ter etwas für Bielefeld gefordert wird“

(so Moderator Dr. Norbert Tiemann) stieß ebenso bei Linken-Politikerin Katrin Vog- ler („Es ist sinnvoll, darüber nachzuden- ken“) wie bei der FDP-Vertreterin Susanne Schneider auf offene Ohren: „Meine Partei steht für mehr gestalterische Möglichkei- ten für die Hochschulen und für eine Stär- kung der gesundheitlichen Versorgung. Bielefeld würde sich dafür anbieten.“ Michael Scheffler verwies für die SPD-Landtagsfraktion auf den positiven Trend in NRW: „2010 gab es in unserem Bundesland 2.419 Studienplätze für Phar- mazie. Jetzt, keine sieben Jahre später, sind es bereits 3.148, also ein Zuwachs um 30 Prozent.“ Oskar Burkert hielt der Lan- desregierung vor, sich erst vor kurzem im Landtag erneut gegen Bielefeld als Stand- ort für eine neue medizinische Fakultät ausgesprochen zu haben. Mit Blick auf die universitäre Ausbildung von Medizinern und Pharmazeuten kündigte er an: „Wir wollen das ändern.“ Die Realitäten an den Hochschulen nahm Gesundheitsministerin Barbara Steffens in den Blick: Pharmazie und Me- dizin gehörten mit Abstand zu den teuers- ten Studiengängen, was nicht unbedingt den Anreiz an den Hochschulen steigere, in weitere Studienplätze zu investieren. „Wir brauchen hier dringend mehr Steu- erung an den Universitäten, hin zu mehr

Apropos Daseinsvorsorge: „Ebenso dringend wie approbierte Kolleginnen und Kollegen sind in unseren Apotheken gut ausgebildete PTA gefragt“, stellte Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerver- bandes Westfalen-Lippe heraus. Das Be- rufsbild gebe es seit 1973, daher erreichten jetzt auch die ersten PTA die Altersgrenze. „Mit Wegfall des Landeszuschusses ha- ben wir bereits zahlreiche Ausbildungs- plätze an den PTA-Schulen verloren“, so Michels, der zugleich die SPD kritisierte: „Martin Schulz fordert das Recht auf Gra- tisbildung. Hannelore Kraft will kein Kind zurücklassen.“ Das gelte aber offenbar nur für ein gebührenfreies Studium und demnächst für die kostenfreie Meister- ausbildung, nicht aber für die bis zu 400 Euro im Monat teure PTA-Ausbildung. Ga- briele Regina Overwiening ergänzte: „Wir sind der einzige freie Beruf in diesem Land, der seinem Nachwuchs die Ausbildung fi- nanzieren muss.“ Dies sei auf Dauer für die Apothekerschaft nicht zu tragen. „Die Streichung des Landeszuschusses war ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung“, verteidigten Scheffler und Steffens die Entscheidung der rot-grünen Landesregie- rung. Während Scheffler ankündigte: „Ich biete beiden Apothekerkammern nach der Wahl gemeinsame Gespräche darüber

6 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2017

KAMMER IM GESPRÄCH

Nordrhein-Westfalen unsere politischen Stränge.“ Die SPD sei jedoch auf allen Ebe- nen eine demokratische Partei, und man könne nicht einfach von NRWaus den Kol- legen im Bund vorschreiben, was diese zu tun hätten. Die Grünen sitzen im Bund zwar nicht auf der Regierungsbank, doch auch bei der dortigen Oppositionspartei gibt es unterschiedliche Haltungen zumVersand- verbot in Bund und Land: „Cordula Schulz- Asche als Sprecherin im Bund und ich sind da nicht einer Meinung“, sagte NRW- Gesundheitsministerin Barbara Steffens. „Wir brauchen das Versandverbot und ich bedauere es sehr, dass sich Herr Gröhe mit seinem Gesetzesentwurf noch nicht durchgesetzt hat.“ Kritikern, die befürch- ten, ein Versandverbot sei juristisch nicht haltbar, entgegnet Steffens: „Wenigstens versuchen sollten wir es.“ Zur Rechtmä- ßigkeit eines Verbotes hat auch CDU- Mann Oskar Burkert eine klare Meinung, stellt sich auf Steffens Seite und wendet sich gegen den Koalitionspartner imBund: „21 von 28 Ländern in der Europäischen Union haben ein Versandhandelsverbot, und die SPD macht daraus so ein Drama.“ Mit der FDP, daran ließ Susanne Schneider keinen Zweifel aufkommen, ist ein Versandhandelsverbot mit verschrei- bungspflichtigen Arzneimitteln nicht zu machen. In der Diskussion stellte sie klar: „Wir sind eine Partei des Wettbewerbs. Und Sie können nicht von uns erwarten, dass die FDP, die sich regelmäßig gegen alle Reglementierungen ausspricht, hier nach einem Verbot schreit.“ Sie wolle die Vorort-Versorgung lieber durch eine bessere Honorierung der Abgabe bera- tungsintensiver Arzneimittel oder Sicher- stellungszuschläge für Apotheken im ländlichen Raum sichern. Die erste, die sich gegen den Ver- sandhandel mit Rx-Arzneimitteln aus- gesprochen hatte – auch schon vor dem EuGH-Urteil – war Kathrin Vogler, Ge- sundheitspolitische Sprecherin von „Die Linke“ im Bundestag. So positionierte sie sich erneut eindeutig pro Gröhes Geset- zesvorhaben. Mit dem Irrglauben, dass ein Fall der Preisbindung die Arzneimit- telversorgung preiswerter mache, räumte Overwiening auf: „Preiswerter als über die deutsche Apotheke geht die Versorgung nicht. Wir haben einen Wertschöpfungs- anteil von 2,3 Prozent aus dem Volumen der Gesetzlichen Krankenversicherung.“ <

verschreibungspflichtige Arzneimittel. Diese ist der Grundstein für die flächen- deckende Versorgung. Wenn man diesen Stein herauszieht, haben wir eine abso- lute Erosion, dann bricht das ganze Haus zusammen“, formulierte Dr. Klaus Michels unmissverständlich. Die Krankenkassen müssten mögliche Spielräume nutzen, es würde selektiert. „Dann hat die einzel- ne Apotheke in der Fläche keine Chance mehr.“ Über alle Parteigrenzen hinweg – mit Ausnahme von FDP-Frau Susanne Schnei- der – befürworteten die Diskutanten das von Bundesgesundheitsminister Her- mann Gröhe (CDU) auf den Weg gebrach- te Verbot des Versandhandels mit ver- schreibungspflichtigen Arzneimitteln, um die Versorgung vor Ort sicherzustellen. Das Problem: Gerade von Seiten des Koa- litionspartners SPD kommt im Bund noch Widerstand, während sich die Länder im Bundesrat mit großer Mehrheit für diese Maßnahme ausgesprochen haben. Entsprechend groß war auch die Er- wartungshaltung des Auditoriums an den SPD-Landtagsabgeordneten Michael Scheffler, den Einfluss der Landes-SPD auf die Kollegen auf Bundesebene geltend zu machen. Er sprach sich eindeutig eben- so für das Versandhandelsverbot aus, so wie es die NRW-Landesregierung auch durch ihre Stellungnahme im Bundesrat getan habe. „Hier zeigen wir klare Kan- te.“ Er versprach, die Bedeutung des Ver- sandhandelsverbotes weiterhin auf die Bundesebene zu tragen. „Wir nutzen aus

an, wie wir die PTA-Ausbildung in eine bezahlbare duale Ausbildung überführen können“, ist Steffens schon einen Schritt weiter. „Wir haben doch alle alternativen Modelle rauf- und runtergeprüft. Letztlich führt nichts daran vorbei: Wir müssen als Land das Geld in die Hand nehmen, um die Ausbildung zu finanzieren.“

PTA-Ausbildung soll nicht mehr von der Apothekerschaft bezahlt werden

Eine Auffassung, die CDU-Politiker Oskar Burkert teilt: „Wir werden auch das nach der Wahl ändern“, kündigte er an. „Medi- zinische Heilberufe, PTA, Logopäden und Physiotherapeuten: Für sie alle darf nicht mehr gelten, dass sie ihre Ausbildung aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.“ Susanne Schneider wies zudem darauf hin, dass man nicht jeden Apotheker dazu verpflichten könne, sich an der Ausbildung für die PTA finanziell zu beteiligen, zumal nicht jede PTA im eigenen Landesteil und in der öffentlichen Apotheke tätig werde. „Bei allen Parteien besteht der Konsens, dass die Ausbildung der PTA nicht mehr von der Apothekerschaft bezahlt werden soll", bilanzierte Moderator Dr. Norbert Tiemann. Große Einigkeit angesichts des Ernstes der Lage herrschte im zweiten und mit Spannung erwarteten Teil der Diskussion, der ein Urteil des Europäi- schen Gerichtshofs (EuGH) vom Okto- ber 2016 thematisierte. „Im Kern geht es hier um den Erhalt der Preisbindung für

Rückten die Gesundheit in den politischen Fokus: Dr. Norbert Tiemann (Moderator, Chefredakteur West- fälische Nachrichten), Dr. Klaus Michels (Vorsitzender Apothekerverband Westfalen-Lippe), Gabriele Regina Overwiening (Präsidentin Apothekerkammer Westfalen-Lippe), Oskar Burkert (CDU-MdL), Michael Scheffler (SPD-MdL), Barbara Steffens (NRW-Gesundheitsministerin, Grüne), Susanne Schneider (FDP-MdL), Kathrin Vogler (Die Linke-MdB), von links.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 7

DER VORSTAND INFORMIERT

Frühjahrssitzung der Kammerversammlung in Roxel AmMittwoch, 31. Mai 2017/Vertreterversammlung „eingebettet“

Ihr Kammervorstand Ihre Ansprechpartner

Mai um 15:30 Uhr mit folgender Tagesord- nung beginnt:

> AmMittwoch, 31. Mai 2017 findet ab 9:30 Uhr im Parkhotel Schloss Hohenfeld, Dingbängerweg 400 in 48161 Münster die 7. Sitzung der Kammerversammlung mit der folgenden, vorläufigen Tagesord- nung statt: 1. Begrüßung 2. Genehmigung der Tagesordnung 3. Bericht der Präsidentin 4. Geschäftsberichte Berichterstatter: Dr. Andreas Walter und Michael Schmitz, Münster 5. Rechnungsabschlüsse 2016 5.1 Kammer 5.2 Fürsorgeeinrichtung Berichter- statter: Dr. Andreas Walter 5.3 Bericht über das Zusatzversor- gungswerk und Rechnungsab- schluss, Berichterstatter: Friedrich Averbeck, Münster 6. Entlastung 6.1 Vorstand 6.2 Geschäftsführung 7. Apothekerstiftung Westfalen-Lippe 7.1 Präsentation der Förderpro- jekte der Apothekerstiftung, Gastreferenten: Dr. Martina Henrichsmann, Münster und Professor Dr. med. Stephanie Läer, Düsseldorf 8. Deutscher Apothekertag 2017 in Düsseldorf 8.1 Wahl der Delegierten 8.2 Anträge 9. Verschiedenes Die Sitzung der Kammerversammlung ist für die Kammerangehörigen öffentlich. Sie beginnt um 9:30 Uhr. Die Mittagspau- se ist für 13 bis 14 Uhr angesetzt.

Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Apotheke am Bahnhof, Augustin-Wibbelt- Platz 1, 48734 Reken, Tel.: 2864 94810, E-Mail: apotheke@bahnhof-reken.de Vizepräsident René Graf Hirsch-Apotheke, Nordstraße 42, 59269 Beckum, Tel.: 02521 3126, E-Mail: hirsch-apo-beckum@t-online.de Frank Dieckerhoff Funkturm-Apotheke, Arcostraße 78, 44309 Dortmund, Tel.: 0231 253247, E-Mail: info@funkturm-apotheke.de Thorsten Gottwald Ludgerus Apotheke, Amtmann-Daniel- Straße 1, 48356 Nordwalde, Tel.: 02573 2247, E-Mail: mail@thorsten-gottwald.de Dr. Wolfgang F. Graute Dr. Graute´s Tiber-Apotheke, Tibergasse 2, Stifts-Apotheke, Hörder Semerteichstraße 188, 44263 Dortmund, Tel.: 0231413466, E-Mail: stiftsapo@aol.com Dr. Hannes Müller c/o Römer-Apotheke, Römerstraße 8a, 45721 Haltern am See, Tel.: 02364 7566, E-Mail: hannes.mueller1@gmail.com Sandra Potthast c/o Höke's Alte-Apotheke Weitmar, Hattinger Straße 334, 44795 Bochum, Tel.: 0234 431421, E-Mail: sandra.potthast@arcor.de Dr. Lars Ruwisch Hirsch-Apotheke amMarkt, Lange Straße 63, 32791 Lage, Tel.: 05232 951050, E-Mail: ruwisch@hirsch-apotheke-lage.de Christine Weber c/o Westfalen-Apotheke, Riemker Straße 13, 44809 Bochum, Tel.: 0234 522170, E-Mail: christine.weber@mailbox.org Heinz-Peter Wittmann Adler-Apotheke, Auf dem Brink 1-3, 32289 Rödinghausen, Tel.: 05746 93920, E-Mail: post@AdlerRoe.de 48249 Dülmen, Tel.: 02594 7420, E-Mail: wolfgang.graute@gmx.de Michael Mantell

1. Geschäftsbericht und Rechnungsab- schluss des Versorgungswerkes der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Berichterstattung: Dr. Mathias Flume, Dortmund und Rudolf Strunk, Recklinghausen 2. Feststellung des Jahresabschlusses 3. Entlastung 3.1 Aufsichtsrat 3.2 Vorstand 4. Maßnahmenpaket Niedrigzinsumfeld – Satzungsänderung VAWL, Bericht- erstattung: Dr. Mathias Flume 5. Aufwandsentschädigungen für Vor- stand und Aufsichtsrat: Anpassung aufgrund geänderter Kapitalanlage-

strategie und Arbeit im ABV-Vor- stand, Berichterstattung: Rudolf Strunk

6. Sonstiges

Der Vorstand der AKWL lädt alle Kammer- mitglieder sehr herzlich ein, der Sitzung als Zuhörer/in beizuwohnen und sich auf diese Weise aus erster Hand über aktuelle gesundheitspolitische und pharmazeu- tische Themen zu informieren. Die Einla- dung schließt auch die Teilnahme amMit- tagessen ein. Anmelden können Sie sich bei Tanja Rickermann, Tel. 0251 52005-16 oder per Mail an t.rickermann@akwl.de.

Gabriele Regina Overwiening Präsidentin der AKWL <

Versorgungswerk: Vertreterversammlung

Eingebettet in die Sitzung der Kammer- versammlung ist die Vertreterversamm- lung des Versorgungswerkes, die am 31.

8 / AKWL Mitteilungs blatt 02-2017

KAMMER IM GESPRÄCH

Wie geht es weiter nach dem Nein der SPD? Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening (Foto oben) im Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und (Foto links) mit MdB Anja Karliczek, Elke Balkau (Vor- stand des AVWL) und Staatssekretär Jens Spahn beim CDU-Landesparteitag in Münster.

Politische Gespräche gehen weiter: Kammer zeigt weiter Flagge für Rx-Versandverbot Overwiening: „Das Versandhandelsverbot muss jetzt in die Parteiprogramme“

> AmMorgen des 30. März stand es fest: Mit der SPD- Bundestagsfraktion ist in dieser Wahlperiode offensicht- lich kein Versandhandelsverbot für verschreibungspflich- tige Arzneimittel politisch umzusetzen.

den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl im September wieder auf den Tisch kommt“, fordert Kammer- präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Rückendeckung erhielten Apothekerkammer und Apothekerverband beim CDU-Landesparteitag Anfang April in Münster, wo Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, aber auch Jens Spahn, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und viele der Delegierten ihre Unterstützung erneuerten. Darüber hinaus führen weiterhin viele engagierte Apothe- kerinnen und Apotheker Gespräche mit ihren Abgeordne- ten oder nehmen Kontakt mit der örtlichen Presse auf. Für Argumentationshilfen und weitere Unterstützung steht die Pressestelle der Kammergeschäftsstelle gerne zur Verfügung (presse@akwl.de). <

Weil die Apothekerkammer Westfalen-Lippe für eine hochwertige, wohnortnahe und sichere Arzneimittelver- sorgung für alle 8,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger im Landesteil steht, hat sie die Gesprächsfrequenz noch einmal intensiviert. „Wir müssen jetzt unsere Argumente weiter schärfen und als nächstes dafür Sorge tragen, dass das Rx-Versandhandelsverbot in den Wahlprogrammen der Parteien auch wiederzufinden ist, damit es spätestens bei

Auch vor Ort laufen die Gespräche weiter: In Neubeckummit CDU-MdL Hen- ning Rehbaum, Apotheker Martin Wülfing, der stellvertretenden Bürgermeiste- rin Theresia Gerving, Apotheker Matthias Bröker und Ratsherr Klaus Schöttler (Foto links, v. li) und in Marl mit Apotheker Christian Zeidler, Apothekerin Irini Zervas, SPD-MdB Michael Groß, Apothekerin Anne-Christine Schmitz und AKWL-Politikreferentin Lena Heckmann.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 9

WLAT IN MÜNSTER

„Big Data im Gesundheitswesen“ nahm Oxford-Professor Viktor Mayer- Schönberger (links) zum Auftakt des ersten Kongresstages in den Blick. Profes- sor Bernhard Pörksen verdeutlichte am zweiten Kongresstag, dass Smartphones wie einst ein Tamagotchi die Aufmerksamkeit ihrer Nutzer beanspruchen.

„Big Data ist so bedeutend wie die Aufklärung“ Strategien im Umgang mit der neuen Medienmacht Beeindruckende Keynotes von Mayer-Schönberger und Pörksen zu Vernetzung und Vertrauen

achtsameren Umgang mit den digitalen Medien ein. „Bei kognitiv anspruchsvol- len Aufgaben brauchen wir nach einer Ablenkung bis zu 25 Minuten, um unser vorheriges Konzentrationsniveau wieder erreichen zu können“, verdeutlichte der „Professor des Jahres 2008“. Und allein das Smartphone sorge täglich für bis zu 100 solcher Ablenkungen. Dagegen emp- fiehlt Pörksen ein Konzept der Medien- mündigkeit, das möglichst bereits an den Schulen gelehrt werden solle. Und was kann der Einzelne tun? „Man sollte möglichst über eine Ritual- und Regelbildung bewusst Offline-Inseln schaffen und die Art der Kommunikation vorleben, die wir uns selbst wünschen, beispielsweise keine Smartphones beim Essen zu benutzen“, so der Kommunika- tionswissenschaftler. Nach dem „Prinzip der Achtsamkeit“ müsse jeder für sich selbst herausfinden, wann und in wel- chem Ausmaß Medienkonsum ihm gut- tue oder schade. Pörksen: „Letztlich ist es wie mit dem Essen: Wer sich den ganzen Tag wahllos mit Informationen vollstopft, wird sich damit nicht unbedingt etwas Gutes tun.“ <

haben müssen. Mayer-Schönberger: „Was man dannmitunter findet, sind Korrelatio- nen, keine Kausalitäten.“ Der Österreicher, der am Oxford Internet Institute lehrt, verdeutlichte dies an einem sehr eindring- lichen Beispiel. Bei Frühgeborenen stellen Infektionen ein großes Risiko dar. Könnte man sie erkennen, noch bevor sich Symp- tome zeigten und eine Antibiotikathera- pie einleiten, würde das die Überlebens- chancen der winzigen Patienten deutlich verbessern. Die massenhafte Analyse von Vitaldaten führte zu der erstaunlichen Er- kenntnis, dass gerade eine Stabilisierung der „Frühchen“ oft unmittelbar vor einer solchen Infektion stehe. Warum es zu die- ser Stabilisierung komme, sei den Wissen- schaftlern nicht bekannt, sie könnten mit diesem Wissen aber jetzt rechtzeitig eine Antibiose einleiten.

> Spannende Impulse zu den Tagesthemen „Vernetzung“ (am Samstag) und „Vertrauen“ (am Sonntag) vermittelten die Redner Viktor Mayer-Schönberger (Oxford) und Bernhard Pörksen (Tübingen) zu Beginn der beiden Kongresstage. „Big Data ist so bedeutend wie die Aufklä- rung und eröffnet uns einen neuen Blick auf die Welt“, sagte Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger in seiner Key- note am ersten Kongresstag zum Thema „Vernetzung“. Der international anerkann- te Bestseller-Autor ist von der Hoffnung getragen, dass mit der Menge der Daten auch die Qualität steigt. „Das Ziel muss es sein, Entscheidungen nicht gefühlsmäßig, sondern rational zu treffen.“ Um aber aus den riesigen Datenmengen neue Erkennt- nisse zu gewinnen, benötigt man ein an- deres Vorgehen, als zu Zeiten von „Small Data“. Man müsse letztlich „die Daten sprechen lassen“: Es gehe darum Mus- ter zu finden, die einen Zusammenhang zwischen Vorkommnissen herstellen, die ursächlich gar nichts miteinander zu tun

Plädoyer für mehr Achtsamkeit

„Einen permanenten Zustand der Auf- regung“ diagnostizierte Medienforscher Professor Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen) in seiner Keynote zu Beginn des zwei- ten Kongresstages und forderte einen

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WLAT IN MÜNSTER

Die Fachvorträge beimWestfälisch-lippischen Apothekertag für Apotheker/innen und für PTA deckten ein breites Spektrum an Themen ab. Die Zahl der Zuhörer war zumeist deutlich höher als in den Jahren zuvor.

Von alten Arzneipflanzen bis zu Zukunftsfragen Breites Spektrum pharmazeutischer Fachvorträge Apothekertag in Münster mit vier Vorträgen für Apotheker/innen und fünf Vorträgen für PTA

versitätsmedizin Rostock nahm eine alte Arzneipflanze systematisch unter die Lupe, die in der modernen Forschung ge- rade eine Art Comeback feiert. Vor deut- lich weniger Zuhörern vermittelte Profes- sor Dr. Gerd Antes, der Leiter des Cochrane Institutes in Freiburg, nicht minder spa- nende Erkenntnisse zu angeblichen Evi- denzen durch Big Data. Ausführliche Be- richte finden Sie auch in der PZ-Ausgabe 12 vom 23. März 2017. <

> Big Data und Cannabis, Antidia- betika und Triptane, Arzneimittel in der Schwangerschaft und bundeseinheitlicher Medikations- plan: Die Fachvorträge beimWLAT für Apotheker/innen und für PTA deckten ein enorm breites Spekt- rum ab.

Auffällig war in diesem Jahr: Die Zahl der Zuhörer/innen im Congress Saal und im Grünen Saal war zumeist deutlich höher als bei den Veranstaltungen 2013 und 2015. Nahezu ausgebucht mit fast 700 Zu- hörern/innen war, und dies war vermutlich auch der aktuellen Entwicklung geschul- det, der Vortrag von Professor Dr. Burk- hard Hinz (Rostock) zu Cannabis und Can- nabinoiden. Der Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Uni-

Workshops (siehe links), angeregte Diskussionen mit den Referenten und Moderatoren: Beim 6. WLAT gab es nicht nur Frontalvorträge und Keynotes, sondern auch die Möglichkeit zum Dialog zu aktuellen pharmazeuti- schen und gesundheitspolitischen Fragestellungen.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 11

WLAT IN MÜNSTER

Ausstellertrends und kollegialer Austausch WLAT-Fachausstellung bestens besucht Über 1.200 Fachbesucher nutzen die Chance zu Information und Dialog

> Rechenzentren, Apothekenein- richter und der pharmazeutische Großhandel, aber auch die „Apo- theker ohne Grenzen“, die Adexa und das Zentrallaboratorium: Enorm vielfältig war die Fachaus- stellung beim 6. WLAT in Münster.

„Für viele Apothekerinnen und Apothe- ker in Westfalen-Lippe ist der WLAT eine Mini-Ausgabe des Deutschen Apotheker- tages und der Expopharm. Man findet kompakt eine Vielzahl für die Apotheker relevanter Dienstleister, ohne dafür die Reise nach Düsseldorf oder München antreten zu müssen“, erläutert Michael Schmitz, Geschäftsführer Kommunikati- on der Apothekerkammer Westfalen-Lip- pe, das Grundkonzept der münsterischen Veranstaltung. In diesem Jahr war die Zahl der in- teressierten Aussteller so groß, dass die Große Halle dafür nicht ausreichte und weitere Standplätze im Foyer des Con- gress Saales angeboten werden mussten. „Die Resonanz der Aussteller war wieder durchweg positiv“, so Schmitz und hofft auf eine ähnlich gute Beteiligung bei der siebten Auflage imMärz 2019.

Eine große Fachausstellung mit über 50 Partnern und Unternehmen auf rund 2.000 Quadratmetern präsentierte jede Menge Ideen und modernes Equipment, um die Arbeit in den öffentlichen Apotheken zu erleichtern und die Qualität weiter zu verbessern.

„InTherAkt“, Künstler Christoph Gilsbach sprach zum Thema „Mit Humor beraten“ und Kammer-IT-Chef Stefan Lammers führte durch „Facebook in 30 Minuten“, während Werbefachmann Carl-Michael Bornemann verriet, wie Kunden zu Fans werden. <

Zum Kongressangebot gehörten auch ein Partnerprogramm, eine durchgän- gige Kinderbetreuung sowie „Speed Sessions“, sprich maximal 30-minütige Kurzvorträge. Das Themenspektrum war damit ebenso bunt wie die Auswahl der Referenten: Professor Dr. Jürgen Oster- brink berichtete über das AMTS-Projekt

Traditioneller Messerundgang: Die Vortandsmitglieder Dr. Lars Ruwisch und Heinz-Peter Wittmann sowie Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter (Foto links, v. li.) sowie Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening und Vize- präsident René Graf (Foto rechts, v. li.) begutachteten die Fachausstellung.

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WLAT IN MÜNSTER

Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening und Katrin Weidemann (Vorstandsvorsitzende Kindernothilfe) nahmen die Spendenschecks von Detlev und Kornelia Jöcker sowie von Oliver Wackernagel (Noweda) über 3.000 und 4.000 Euro entgegen. (oben v. l.) Einen Scheck über 5.000 Euro überreichten Dirk Altfeld (links, v. l.) und Franz-Josef Gebker von der Apotheker- und Ärztebank.

Apothekertag: Spendengala für Kindernothilfe Über 20.000 Euro für „Eine Dosis Zukunft“

zeichnet. Bei der Scheckübergabe hatte Oliver Wackernagel, Mitglied der Noweda-Geschäftsleitung, anstelle der 2.000 Euro gleich 4.000 Euro für „Eine Dosis Zukunft“ im Gepäck. Den drit- ten Scheck das Abends übergaben Dirk Altfeld und Franz-Josef Gebker von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank: Stolze 5.000 Euro kamen dadurch zusätzlich auf das Spendenkonto. Beste Unterhaltung garantierten das Placebo-Improtheater und als Stargast der Comedian Bernhard Hoëcker. Für Live-Musik und gute Stimmung auf der Tanzfläche sorgte abschließend die siebenköpfige VIP-Entertainment-Band sowie die sich anschlie- ßende öffentliche 90er-Jahre Party, die bis in die frühen Morgen- stunden gefeiert wurde. <

> 500 Besucher, eine außergewöhnliche Location, das Placebo Impro-Theater mit Stargast Bernhard Hoëcker, Moderator Oliver Pauli und gute Stimmung – mehr brauchte es am Abend des 18. März nicht, um das Spendenkonto des Hilfsprojekts „Eine Dosis Zukunft“ aufzufüllen: Stolze 20.160 Euro kamen bei der Spendenga- la zumWestfälisch-lippischen Apothekertag in der Jovel Music Hall zusammen. „Damit haben wir insgesamt bereits über 270.000 Euro für das Hilfsprojekt in den Slums von Kalkutta gesammelt“, freute sich Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening auf der Jovel- Bühne im Interview mit Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzen- de der Kindernothilfe und damit Repräsentantin des Kooperati- onspartners. „Bisher konnten wir fast 135.000 Kombi-Impfungen finanzieren und den Kindern damit einen Start in ein gesundes Leben ermöglichen“, so Overwiening. Zwei Euro kostet eine sol- che Kombi-Impfung, „daher lautet das Motto des Hilfsprojekts auch „Zwei Euro für ein Leben“, wie Weidemann erklärte. Maßgeblichen Anteil am hervorragenden Spendenergebnis hatten einige Sponsoren und Unterstützer des Projektes: So hat der münsterische Kinderlieder-Star Detlev Jöcker in Kooperation mit der Apothekerkammer eine CD mit Präventions-Kinderlie- dern aufgenommen, die in Apotheken in Westfalen-Lippe er- hältlich ist. „Dadurch sind allein in den vergangenen sechs Mo- naten 2.000 Euro Erlös zusammengekommen“, sagte Jöcker bei der Scheckübergabe, „und diesen Betrag haben wir für den guten Zweck spontan auf 3.000 Euro erhöht.“ Gleiches galt für den pharmazeutischen Großhandel Nowe- da, der für den Vertrieb der CDs in die Apotheken verantwortlich

Impro-Theater mit Bernhard Hoëcker und den Schauspielern des Placebo- Ensembles: Da blieb im JOVEL kaum ein Auge trocken.

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 13

APOTHEKERSTIFTUNG

„AMBER-Studie“ erhält PCNE-Posterpreis Von Apothekerstiftung Westfalen-Lippe gefördert

> Bewohner von Altenwohnheimen weisen oft Risikofaktoren für das Auftreten arzneimittelbezogener Probleme auf. Polymedikation, Multimorbidität sowie fortgeschritte- nes Alter und erhöhte Pflegebedürf- tigkeit spielen eine große Rolle. Medikationsanalysen und Medikati- onsmanagement können die Thera- piequalität und die Arzneimittelthe- rapiesicherheit erhöhen. Besonders bei dieser Patientengruppe scheint eine Anwendung sinnvoll, wird in der alltäglichen Praxis aber selten realisiert. Genau hier setzt die von der Apothe- kerstiftung Westfalen-Lippe geförderte AMBER-Studie an. Ziel der seit Juli 2016 geförderten Studie ist es, Apotheker/in- nen ein strukturiertes Medikationsma- nagement zu erleichtern und die Imple- mentierung in die Regelversorgung zu unterstützen. Das Projekt wird von der Apothekerin Susanne Erzkamp durchge- führt und wissenschaftlich von Olaf Rose, PharmD., betreut. Besonderen Wert wird in der AMBER- Studie auf Praxisnähe und Patientenrele- vanz gelegt. So wurden in der ersten, be- reits erfolgreich abgeschlossenen Phase Interviews mit Ärzten, Pflegefachkräften, Apothekern und Patienten durchgeführt, um häufige und relevante Probleme im Medikationsprozess von Altenheimbe- wohnern zu entdecken. Die Studienidee und erste Ergebnisse dieser Interviews wurden bei der 10. Arbeitskonferenz des Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE) in Slowenien vorgestellt und mit dem PCNE-Posterpreis ausgezeichnet. Die Berücksichtigung der verschiedenen Pers- pektiven soll eine hohe Praxisrelevanz si- cherstellen. Welche Probleme sind häufig? Wo sehen die verschiedenen Berufsgrup- pen und Patienten die größten Risiken? In Phase II wird derzeit eine Litera- turrecherche durchgeführt. Was sagen internationale Studien? Welche Probleme

Apothekerin Susanne Erzkamp (l.) präsentierte das Poster zur AMBER-Studie, das bei der 10. Arbeitskon- ferenz des Pharmaceutical Care Network Europe (PCNE) in Slowenien mit dem PCNE-Posterpreis ausgezeich- net wurde.

Ein effizientes und strukturiertes Medika- tionsmanagement soll so ermöglicht wer- den und Apotheken unterstützen, damit sie sich stärker in die Arzneimitteltherapie und in die interprofessionelle Zusammen- arbeit in Altenwohnheimen einbringen können. Der Patientennutzen soll dabei im Vordergrund stehen. <

werden oft detektiert? Die Literaturer- gebnisse werden mit den Ergebnissen aus Phase I abgeglichen, wichtige Aspek- te ergänzt. Auf dieser Datenbasis wird ein Algorithmus entwickelt, der eine Me- dikationsanalyse in einer angemessenen Zeit ermöglichen soll und mit dessen Hilfe häufige und relevante Probleme möglichst umfassend entdeckt und ge- löst werden sollen. Die Effektivität dieses „Werkzeugs“ wird im Anschluss getestet, als Maß dient die Reduktion von arznei- mittelbezogenen Problemen. Die praktikable Arbeitshilfe soll am Ende der Studie – der Förderungszeitraum durch die Apothekerstiftung endet im De- zember 2018 – entwickelt und evaluiert sein und leicht von heimversorgenden Apotheken angewendet werden können.

WWW.APOTHEKERSTIFTUNG.DE

Weitere Informationen zur Studie und anderen geförderten Projekten der Apothekerstiftung finden Sie unter www. apothekerstiftung.de

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APOTHEKERSTIFTUNG / IT UND NEUE MEDIEN / QMS / APOTHEKENBETRIEB

Gesundheit der Zukunft

Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung

Einladung und Anmeldemöglichkeit fin- den Sie im nächsten MB Nr. 3/2017. <

> Die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe weist bereits jetzt auf ihre zehnte Vor- tragsveranstaltung am Samstag, 9. Sep- tember 2017 in Münster hin. Die diesjäh- rige Veranstaltung steht unter dem Titel „Gesundheit der Zukunft: Veränderte Be- dürfnisse von Patienten und Kunden“ mit dem Zukunftsforscher Michael Carl. Der studierte Theologe und Journalist ist ein gefragter Keynote-Speaker zu Trend- und Zukunftsthemen.

SAVE THE DATE Notieren Sie sich schon heute den Termin für die zehnte Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe: Samstag, 9. September 2017

Zukunftsforscher Michael Carl referiert zum Thema „Gesundheit der Zukunft: Veränderte Bedürfnisse von Patienten und Kunden“.

AKWL-Newsletter

E-Mail-Abo der Kammer geht ins fünfte Jahr

Aktionstage, sowie Informationen zum breiten Fort- und Weiterbildungsangebot der AKWL. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich schnell, unkompliziert und bequem per E-Mail auf dem Laufenden zu halten. Den AKWL-Newsletter können Sie in Ihrem persönlichen Bereich der AKWL- Website bestellen. Einfach „Newsletter abonnieren“ auswählen, E-Mail-Adresse eintragen, fertig! <

> Bereits seit 2013 gibt es den Newsletter der AKWL. Darin liefern wir Ihnen einmal monatlich gratis die neuesten Nachrich- ten aus den Abteilungen, geben Ihnen Termin- und Veranstaltungshinweise, wei- sen auf neue Dokumente und Services hin oder halten Sie in Sachen WLAT und anderer Vorhaben Ihrer AKWL auf dem aktuellen Stand. Dazu kommt Wissens- wertes für Ihre tägliche Apothekenpraxis, aktuelle berufspolitische Entwicklungen,

Wir gratulieren!

Arbeitsschutzmaßnahmen

Aktualisierte Empfehlungen der BAK

Zur erfolgreichen Rezertifizierung der Apotheke gratulieren wir folgenden Teams:

> Die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK) hat auf ihrer Sitzung am 23. November 2016 Dokumente mit Empfehlungen zu Arbeitsschutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen und biologischen Arbeitsstoffen überarbeitet. Im Mitgliederbereich der ABDA unter www.abda.de können Revisionen der Empfehlungen zum Arbeitsschutz eingesehen und die aktualisierten Dokumente heruntergeladen werden. Im internen Bereich unserer Homepage www.akwl.de unter „Viel ge- fragt – Gefahrstoffe“ können Sie eine Verlinkung finden. <

REZERTIFIZIERUNG

Filialverbund Amts-Apotheke Atteln in Lichtenau sowie Steinhof-Apotheke in Paderborn (Inhaber: Wilfried Josephs) Filialverbund Ruhr-Apotheke und Paracelsus-Apotheke in Herne (Inhaber: Dr. Robert Sibbel) Apotheke des Evangelischen Krankenhauses Witten GmbH in Witten (Leiter: Hans-Jörg Negele) Hirsch-Apotheke, Westerkappeln (Inhaber: Dr rer. nat. Andreas Lang)

Glückauf-Apotheke, Herten (Inhaber: Michael Schulz)

AKWL Mitteilungs blatt 02-2017 / 15

APOTHEKENBETRIEB

Nach dem Beschluss des „Gesetzes zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ am 19. Januar sind weitere Arzneimittel auf Cannabis-Basis wie beispielsweise getrocknete Medizinal-Cannabisblüten und -Cannabisextrakte in standardisierter Qualität nach dem Betäubungsmittelgesetz verkehrs- und verschreibungsfähig. ©Fotolia.com – Gerhard- Seybert

Seit dem 10. März 2017: Cannabis auf BtM-Rezept „Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ beschlossen

Medizinal-Cannabis beim BfArM ist nun nicht mehr erforderlich.

> Der Bundestag hat am 19. Januar 2017 das „Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ beschlossen, das am 10. März 2017 in Kraft getreten ist. Dadurch sind weitere Arzneimittel auf Cannabis-Basis wie beispielsweise ge- trocknete Medizinal-Cannabisblüten und -Cannabisextrakte in standardisierter Qualität nach dem Betäubungsmittelge- setz verkehrs- und verschreibungsfähig. Das heißt, Ärztinnen und Ärzte können künftig neben den Fertigprodukten Sati- vex®, Canemes® und Rezepturen mit dem Wirkstoff Dronabinol (in der Regel Kap- seln oder eine Tropflösung) weitere Can- nabis-Arzneimittel auf einem BtM-Rezept verschreiben.

Ausnahmegenehmigung des BfArM

Zuvor konnten Patientinnen und Patien- ten medizinisches Cannabis zum Zweck der ärztlich begleiteten Selbsttherapie nur über eine Ausnahmegenehmigung des BfArM erwerben. Um diese Patien- tinnen und Patienten vorerst weiter be- liefern zu können, sollte die Ausnahmeer- laubnis zum Erwerb von Cannabis bei Bedarf für drei Monate nach Inkrafttreten des Änderungsgesetzes weiterverwendet werden. Danach wird sie unbrauchbar. Das BfArM bittet die Patientinnen und Patienten um die Rückgabe der persön- lichen Ausnahmeerlaubnisse, sobald sie Cannabisprodukte erstmalig aufgrund einer ärztlichen Verschreibung in der Apotheke bezogen haben. Eine Antrags- stellung durch die Apotheke für eine Er- laubnis zum Erwerb und zur Abgabe von

Betäubungsmittel-Rezept über Medizinal-Cannabisblüten und -Cannabisextrakte

Auf dem Betäubungsmittel-Rezept sind alle erforderlichen Angaben gemäß § 9 Bt- MVV anzugeben. Bei der Arzneimittelbe- zeichnung ist zu beachten, dass die Anga- be „Cannabisblüten“ oder „Cannabis flos“ für Cannabisblüten nicht ausreichend ist. Für die medizinische Anwendung stehen verschiedene Sorten zur Verfügung, die sich hinsichtlich ihres Cannabinoid-Ge- halts beträchtlich unterscheiden. Daher muss die Angabe „Cannabisblüten“ durch die Sorte spezifiziert sein. Die Angabe der Sorte macht die Verschreibung eindeutig. Nach § 2 Abs. 1 Betäubungsmittel-

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APOTHEKENBETRIEB

land beziehen, die das Cannabis derzeit importieren. Die Firmen Fagron GmbH & Co. KG, Pedanios GmbH und MedCann GmbH bieten Cannabisblüten verschie- dener Sorten aus den Niederlanden und/ oder Kanada an, die sich hinsichtlich ihres Gehaltes der Hauptwirkstoffe ∆9-Tetra- hydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) beträchtlich unterscheiden. Der Cannabisextrakt wird über die Firma „Bio- norica ethics“ zu erwerben sein, voraus- sichtlich ab Juni 2017. Die Qualität des Medizinal-Cannabis sollte durch ein Prüfzertifikat belegt sein. In der Apotheke muss gemäß § 11 Absatz 2 ApBetrO dann mindestens die Identität festgestellt werden. Zur Identitätsprü- fung können entsprechende DAC-Mono- graphien zu „Cannabisblüten“ und „Ein- gestelltes, raffiniertes Cannabisölharz“

Verschreibungsverordnung (BtMVV) darf der Arzt für einen Patienten innerhalb von 30 Tagen bis zu zwei Betäubungsmit- tel unter Einhaltung der jeweiligen fest- gesetzten Höchstmengen verschreiben. Bezogen auf den Gehalt an THC beträgt die Höchstmenge für Cannabisblüten 100.000 mg, für Cannabisextrakt 1.000 mg. Für Verordnungen von Dronabinol gilt die Höchstverschreibungsmenge von 500 mg. Cave: Die 30 Tage beziehen sich auf den Verordnungszeitraum des Arztes, nicht auf die Einnahmedauer bzw. Reich- weitedesverordnetenBetäubungsmittels.

herangezogen werden. Das DAC/NRF stellt außerdem neue Rezepturvorschrif- ten zur Verfügung. FAQs der Bundesapothekerkammer zu den Neuerungen des Gesetzes finden Sie unter www.abda.de im Mitgliederbe- reich unter „Info-Projekte". <

WWW.AKWL.DE

Weitere Informatio- nen erhalten Sie auf der Website des BfArM und des Bundesminis-

teriums für Gesund- heit. ImMitgliederbe- reich unserer Website www.akwl.de unter „Pharmazie aktuell“ können Sie entspre- chende Verlinkungen finden.

Bezug von Medizinal-Cannabis

Apotheken können das Medizinal-Canna- bis über verschiedene Firmen in Deutsch-

Verordnung über ein Fentanyl-Nasenspray Instanyl® und PecFent®

> Mit Instanyl® und PecFent® gibt es zwei zugelassene Fertigarznei- mittel mit unterschiedlichen Dosierungen in Deutschland, die Fentanyl als Wirkstoff in einem Nasenspray enthalten. Fentanyl- citrat-Nasensprays sind für die Behandlung von Durchbruch- schmerzen bei Erwachsenen zugelassen, die bereits eine Opioid-Basistherapie gegen ihre chronischen Tumorschmerzen erhalten.

• Gesamtzahl der zu applizierenden Sprühstöße oder die Gesamtmen- ge der Lösung Cave: Für eine ordnungsgemäß ausge- stellte Rezepturverordnung müssen die verschiedenen Angaben alle bekannt sein. Denn die Konzentration der Gesamtlö- sung (mg pro Flasche) ist abhängig vom eingesetzten Sprühaufsatz (Masse eines Sprühstoßes) und von der Wirkstoffmen- ge der Einzeldosis. Nach § 17 Abs. 5 der Apothekenbe- triebsordnung darf ein Arzneimittel nicht abgegeben werden, wenn eine Verschrei- bung einen für den Abgebenden erkenn- baren Irrtum enthält, sie nicht lesbar ist oder sich sonstige Bedenken ergeben, be- vor die Unklarheit beseitigt ist. ImDAC/NRF-Rezepturhinweis „Fenta- nyl zur Anwendung in der Nase“ werden weitere, wichtige Punkte zur Herstellung eines Fentanyl-Nasensprays diskutiert, wie beispielsweise die Durchführung einer Inprozesskontrolle, die Haltbar- keit des Rezepturarzneimittels und die Notwendigkeit eines kindergesicherten Verschlusses. <

schreibungsverordnung muss eine ord- nungsgemäß ausgestellte Rezepturver- ordnung folgende Angaben enthalten: • Zusammensetzung der Rezeptur nach Art und Menge • Menge des verschriebenen Betäu- bungsmittels in Gramm oder Milliliter • Gewichtsmenge des enthaltenen Be- täubungsmittels je abgeteilter Form • Darreichungsform • Gebrauchsanweisung mit Einzel- und Tagesgabe oder im Falle, dass dem Patienten eine schriftliche Ge- brauchsanweisung übergeben wur- de, ein Hinweis auf diese schriftliche Gebrauchsanweisung • Art der Anwendung

In der Apothekenpraxis kann ein Fenta- nyl-Nasenspray auch als Rezeptur ver- schrieben werden. Eine ordnungsgemäß ausgestellte Rezepturverordnung ist zu beliefern. Der Apotheker hat keine Ver- pflichtung zu prüfen, ob vergleichbare Fertigarzneimittel auf demMarkt sind.

Für die Dosiergenauigkeit sind verschie- dene Angaben notwendig:

• Eingesetzter Wirkstoff wie z. B. Fenta- nyl oder Fentanylcitrat • Menge des Wirkstoffs in einer Einzel- dosis wie z. B. 0,025 mg Fentanyl oder 0,027 mg Fentanylcitrat • Masse eines Sprühstoßes des ver- wendeten Sprühaufsatzes

Voraussetzungen für eine ordnungsge- mäß ausgestellte Rezepturverordnung

Nach der Arzneimittelverschreibungsver- ordnung und der Betäubungsmittelver-

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