Mitteilungsblatt Nr. 2/2017 (27. April 2017) inkl. AKWL-Geschäftsbericht 2016

KAMMER IM GESPRÄCH

Über 120 Apothekerinnen und Apotheker sowie einige interessierte Bürger/innen kamen am 27. März zur politischen Diskussionsrunde „Gesundheitspolitik im Fokus“. Apothekerkammer und Apothekerverband hatten hierzu in die Stadthalle Münster-Hiltrup eingeladen.

Rx-Versandhandelsverbot in NRW fast Konsens Die FDP will lieber den Wettbewerb schützen Politische Diskussionsrunde von AKWL und AVWL: PTA-Ausbildung zukünftig steuerfinanziert?

Daseinsvorsorge.“

> Über 120 Apotheker/innen sowie interessierte Bürger kamen am 27. März zur politischen Diskussions- runde „Gesundheitspolitik im Fokus“ in die Stadthalle Hiltrup. Apothekerkammer und Apotheker- verband Westfalen-Lippe hatten im Vorfeld der NRW-Landtagswahlen am 14. Mai geladen, um das Thema Gesundheit und Arzneimittelver- sorgung in den politischen Fokus zu rücken. Dem Berufsnachwuchs widmete sich der erste Teil der Diskussionsrunde. „Jedes Jahr schließen 80 bis 100 Studierende in Westfalen-Lippe das Pharmaziestudium ab. Das reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf an Apothekerinnen und Apo- thekern in unserem Landesteil in Zeiten des demographischen Wandels und im- mer komplexerer Arzneimitteltherapien gerecht zu werden“, führte Kammerprä- sidentin Gabriele Regina Overwiening in die Diskussion ein. Sie verband die Be- standsaufnahme mit der Forderung an die Politik, zukünftig nebenMünster einen zweiten Studienstandort im Landesteil zu etablieren, vorzugsweise in Bielefeld. „Die ungewöhnliche Situation, dass in Müns- ter etwas für Bielefeld gefordert wird“

(so Moderator Dr. Norbert Tiemann) stieß ebenso bei Linken-Politikerin Katrin Vog- ler („Es ist sinnvoll, darüber nachzuden- ken“) wie bei der FDP-Vertreterin Susanne Schneider auf offene Ohren: „Meine Partei steht für mehr gestalterische Möglichkei- ten für die Hochschulen und für eine Stär- kung der gesundheitlichen Versorgung. Bielefeld würde sich dafür anbieten.“ Michael Scheffler verwies für die SPD-Landtagsfraktion auf den positiven Trend in NRW: „2010 gab es in unserem Bundesland 2.419 Studienplätze für Phar- mazie. Jetzt, keine sieben Jahre später, sind es bereits 3.148, also ein Zuwachs um 30 Prozent.“ Oskar Burkert hielt der Lan- desregierung vor, sich erst vor kurzem im Landtag erneut gegen Bielefeld als Stand- ort für eine neue medizinische Fakultät ausgesprochen zu haben. Mit Blick auf die universitäre Ausbildung von Medizinern und Pharmazeuten kündigte er an: „Wir wollen das ändern.“ Die Realitäten an den Hochschulen nahm Gesundheitsministerin Barbara Steffens in den Blick: Pharmazie und Me- dizin gehörten mit Abstand zu den teuers- ten Studiengängen, was nicht unbedingt den Anreiz an den Hochschulen steigere, in weitere Studienplätze zu investieren. „Wir brauchen hier dringend mehr Steu- erung an den Universitäten, hin zu mehr

Apropos Daseinsvorsorge: „Ebenso dringend wie approbierte Kolleginnen und Kollegen sind in unseren Apotheken gut ausgebildete PTA gefragt“, stellte Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerver- bandes Westfalen-Lippe heraus. Das Be- rufsbild gebe es seit 1973, daher erreichten jetzt auch die ersten PTA die Altersgrenze. „Mit Wegfall des Landeszuschusses ha- ben wir bereits zahlreiche Ausbildungs- plätze an den PTA-Schulen verloren“, so Michels, der zugleich die SPD kritisierte: „Martin Schulz fordert das Recht auf Gra- tisbildung. Hannelore Kraft will kein Kind zurücklassen.“ Das gelte aber offenbar nur für ein gebührenfreies Studium und demnächst für die kostenfreie Meister- ausbildung, nicht aber für die bis zu 400 Euro im Monat teure PTA-Ausbildung. Ga- briele Regina Overwiening ergänzte: „Wir sind der einzige freie Beruf in diesem Land, der seinem Nachwuchs die Ausbildung fi- nanzieren muss.“ Dies sei auf Dauer für die Apothekerschaft nicht zu tragen. „Die Streichung des Landeszuschusses war ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung“, verteidigten Scheffler und Steffens die Entscheidung der rot-grünen Landesregie- rung. Während Scheffler ankündigte: „Ich biete beiden Apothekerkammern nach der Wahl gemeinsame Gespräche darüber

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