Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2022
ROSAZEA
TABELLE 4: Ersatz der Trigger durch Alternativen.
Zu ungeeigneten Komponenten in Pflegeprodukten zählen: • Duftstoffe • Konservierungsstoffe • Ätherische Öle • Mineralöle • viele Emulgatoren, wie z. B. Natriumlaurylsulfat, Natriumdodecylbenzolsulfonat • lipidhaltige Zubereitungen Bei aller Pflege ist der Sonnenschutz eine wichtige Voraussetzung. Das Sonnenlicht verstärkt das Erkrankungsgeschehen und zusätzlich erhöhen alle bei Rosazea ein- gesetzten Therapeutika die Photosensi- bilität der Haut. Sonnenschutz muss in jedem Fall zu jeder Jahreszeit erfolgen. Empfohlen wird ein Lichtschutzfaktor von mindestens 30, beim Aufenthalt am Meer und im Freien idealerweise ein Licht- schutzfaktor von 50. Viele kosmetische Pflegeprodukte haben bereits einen Son- nenschutzfilter (oft Faktor 15) integriert. Gele trocken die Haut meist zu stark aus, Cremes haben oft einen okklusiven Effekt, insofern sind Fluids sehr gut geeignet. Pro- dukte mit ausschließlich physikalischen Filtern trocknen die Haut ebenfalls oft zu stark aus. Gegen eine Kombination von chemischen und physikalischen Filtern im Sonnenschutz ist nichts einzuwenden. Werden topische Arzneimittel gegen die Erkrankung angewendet, sollte das Son- nenschutzprodukt zehn Minuten später aufgetragenwerden. Das Gleiche gilt auch für kosmetische Pflegeprodukte. Vielen Patienten verschafft es Erleich- terung und eine Verbesserung der Lebens- qualität, wenn sie Rötungen mit dekora- tiver Kosmetik überdecken. Aus diesem Grund spricht auch nichts dagegen. Es eig- nen sich vor allem Grüntöne, da diese als ergänzende Farbe Rötungen kaschieren. Auch bei dekorativer Kosmetik gelten die gleichen Anforderungen wie für die Haut- pflege (keine Mineralöle etc.). Problema- tisch sind Camouflage-Produkte, weil die Hautreinigung aufwendiger ist und länger dauert und zu erneuten Irritationen füh- ren kann. Sonnenschutz
Pflege und Reinigung
Richtige Hautreinigung und Pflege der Haut sind Kernpunkte der Beratung. Hilf- reich können im Beratungsgespräch Fra- gen zu bisherigen Erfahrungen mit Rei- nigungsmitteln und zu Symptomen wie Trockenheit und Spannen der Haut sein. Schon die Reinigung sollte einfach, mit wenigen Mitteln, gestaltet werden. Meh- rere Reinigungsschritte mit Reinigungs- milch/Waschgel und Tonikum irritieren die Haut von Rosazea-Patienten oft sehr. Idealerweise erfolgt die Reinigung der Haut mit einem schwach sauren (pH 5,5) Tensid (Amidobetain, Alkylpolyglycosid, Sulfosuccinat) oder mizellenhaltigen Rei- nigungszubereitungen einmal täglich, wo- bei die Formulierungen sanft mit lauwar- memWasser möglichst abgetupft werden sollten. Starkes Abreiben und Abtrocknen der Haut ist immer zu vermeiden. Auch ist es ratsam auf zu heißes bzw. zu kaltes Wasser zu verzichten. Lauwarmes Wasser wird oft gut vertragen. Ebenso können al- koholhaltige Zubereitungen, Peelings und durchblutungsfördernde Masken die Ery- thembildung weiterhin begünstigen und verstärken. Bei Männern gilt es, auf Ra- sierwasser und Nassrasur verzichten, weil die Irritation der Haut zunimmt, empfoh- len werden können Rasierbalsame. Eine passende Hautpflege für Rosazea- Patienten muss mild, lipidarm, möglichst frei von Duft- und Konservierungsstoffen sein. Idealerweise ist ein höherer Sonnen- schutz mit integriert. Es eignen sich leich- te O/W Cremes, lamellare Cremes (ohne Emulgator), Hydrodispersionsgele. Für viele Patienten bleibt oft allerdings nur „das Ausprobieren“. Mineralöle und W/O- Zubereitungen sollten vermieden werden, da sie einen Okklusionseffekt haben und durch Wärmestau das Beschwerdebild verschlechtern können. Dies ist auch bei der Verwendung von Kältecremes zu be- achten. Kältecremes müssen sofort nach dem Aufenthalt im Kalten von der Haut entfernt werden. Für die Betroffenen ist es immer von Vorteil, Pflegeprodukte mit möglichst wenig Zusatzstoffen zu verwenden. Anti- Aging-Produkte sind zu meiden, weil diese oft reizende und durchblutungsfördernde Stoffe wie Vitamine, Fruchtsäuren oder Antioxidantien enthalten können.
Trigger
Alternative
Ingwer
Kurkuma
gesalzene Erdnüsse
Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse Leinöl, Weizenkeimöl, Olivenöl
tierische Fette, Mayonnaise, Sonnenblumenöl
Parmesan
junger Gouda
Radieschen
Mairübchen
Räucherschinken schwarzer Pfeffer
gekochter Schinken
weißer Pfeffer
Ernährung und weitere Hinweise
Neben der Beratung zu entsprechenden Pflegeprodukten kann der Hinweis auf Selbsthilfegruppen oder zum Führen ei- nes Rosazea-Tagebuchs für die Betroffe- nen hilfreich sein. Die Deutsche Rosazea Hilfe (Deutsche Rosazea Hilfe e.V.; www. rosazeahilfe.de) bietet Informations- material, auch für das pharmazeutische Personal. Ein Rosazea-Tagebuch, in dem Lebensumstände (Stress, körperliche Ak- tivität), Ernährung, Therapiekonzepte und Hautzustand (Rötungen) der Betroffenen abgefragt werden, kann sehr gute Dienste leisten. Eine klassische Rosazea-Diät gibt es nicht, wohl können Hinweise zur Ernäh- rung für Patienten sehr hilfreich sein. Zu- nächst gilt es, Triggerfaktoren zu meiden. Bestimmte Nahrungsmittel begünstigen das Krankheitsgeschehen sehr. Dazu zäh- len z. B. fette Wurstwaren, Süßigkeiten, gesalzene Speisen, Scharfstoffe, roter Wein, Käse und sojahaltige Lebensmittel. Einige bekannte Trigger können durch Alternativen (s. Tab. 4) ersetzt werden. Gleichzeitig ist zu beachten, dass Mahl- zeiten nicht zu heiß und zu kalt genossen werden sollen. Temperaturunterschiede führen schnell zu unerwünschten Rötungen und Verschlechterungen. Beim Saunabe- such ist es ratsam, zunächst moderat zu beginnen und der Aufenthalt in der Mit- tagshitze muss auch vermieden werden. Sporttreiben ohne starke Überanstren- gungen ist natürlich erlaubt und es ist ratsam, hierbei ebenfalls für eine gute Durchlüftung von Kleidung und Räumen, zu sorgen.
8 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal
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