Fortbildung aktuell – Das Journal Ausgabe 2023
DR. C . FEHSKE / DR. BENNETT / DR. HASBACH / DR. K. FEHSKE
die auskultatorisch ermittelten Werte für systolischen und diastolischen Blutdruck korrekt ermitteln könnten, was sich unter anderem aus den Kriterien für die Vali dierungsverfahren herauslesen lässt: OZ Geräte erhalten selbst bei den strengsten Validierungsverfahren auch dann noch das höchste Gütesiegel, wenn ihre Mess werte gegenüber der auskultatorischen Messung bei bis zu 15% der Patienten (!) um bis zu 10 mmHg abweichen, bei bis zu 5% der Patienten dürfen sie sogar um mehr als 15 mmHg abweichen (vgl. Asso ciation for the Advancement of Medical Instrumentation AAMI, British Hyper tension Society BHS, European Society of Hypertension ESH 5 ). Diese Tatsache findet bisher leider noch wenig Beachtung. Auch wenn validierte Automatik-(OZ-)Messge räte solchen ohne Prüfsiegel vorzuziehen sind, ist die Messmethode an sich nicht für alle Patienten gleich zuverlässig. Tipp: Die BAK-Leitlinie „Standardisierte Risiko erfassung hoher Blutdruck“ 6 empfiehlt als Ausstattung: „optimal wäre zusätzlich ein Stethoskop-Messgerät als alternatives Messgerät“. Mit diesem können Parallel messungen durchgeführt werden, um bei später beschriebenen, potenziellen Pro blempatienten oder im Falle eventueller Reklamationen, die individuelle Eignung eines OZ-Gerätes zu ermitteln. Dazu wer den am gleichen Arm idealerweise drei auskultatorische Messungen mit Stethos kop, und wiederum drei vollautomatische Messungen mit dem entsprechenden OZ-Gerät durchgeführt – die Ergebnisse der Mittelwerte aus den jeweils 2. und 3. Messungen sollten weniger als ±5 mmHg abweichen (vgl. Abb. 2). Wann und bei wem ist Vorsicht gebo ten beim Einsatz vollautomatischer OZ-Geräte? Für die Mehrzahl der Patienten sind die heute am weitesten verbreiteten voll automatischen OZ-Geräte gut geeignet (insbesondere validierte) – allerdings kann die Zuverlässigkeit durch Messumstände (Vibrationen) oder bestimmte Patienten eigenschaften beeinträchtigt werden. Limitationen durch starke Umge bungsvibrationen lassen sich am Extrem beispiel von Hubschrauber-Transport situationen in der Notfallmedizin gut nachvollziehen, für dieOZ-Geräte völligun geeignet sind: Erfahrungswerte ergaben um rund -40 bis +30 mmHg abweichende
ABBILDUNG 2: Eine Parallelmessung mit Stethoskop kann bei Problempatienten indiziert sein. Foto: AndreyPopov – iStock
OZ-Geräte geeignet, und vor Abgabe bzw. Verwendung empfiehlt sich ein Blick in die Herstellerangaben, oder eine Parallelmes sung mit dem Stethoskop. Eine wesentliche Störgröße für die Ver wendung aller OZ-Geräte ist das Auftreten von Arrhythmien, deren Dokumentation Eingang in die „Standardisierte Risikoer fassung hoher Blutdruck“ gefunden hat. Zahlreiche Hersteller bieten aus diesem Grund Blutdruckmessgerätemit „Arrhyth mie-Warn-Funktion“ an – im Fall des Auf tretens wird eine Wiederholungsmessung empfohlen – dann hoffentlich ohne eine die Messung störende Arrhythmie. Die gleiche Vorgehensweise ergibt sich auch für Messungen durch pharmazeutisches Personal in der Apotheke. Tipp: Arrhyth mie-Patienten mit Interesse an einem Blutdruckmessgerät für Selbstmessungen können vollautomatische Geräte empfoh len werden, die außer OZ- zusätzlich akus tische Messungen durchführen, wie z. B. das Veroval® DUO CONTROL (Hartmann) oder Visomat® double comfort (UEBE).
systolische Werte (in diesem Fall verglei chen mit invasiv bestimmten Werten), zurückzuführen auf extremen Lärm und Vibrationen. Für Apotheken relevantere Vibrationsszenarien können sich durch Baustellen (Presslufthämmer), Schienen- und Schwerlastverkehr ergeben, sind aber auch von 24-Messungen bekannt, wenn diese während Auto- oder Busfahrten z. B. auf Kopfsteinpflaster erfolgen. Aller dings können selbst Armbewegungen oder Zittern während der Messung diese verfälschen. Bei einigen Herstellern (z. B. Fa. boso®) wird in solchen Fällen ein ent sprechendes Warnsymbol angezeigt und eine Wiederholungsmessung in der Bedie nungsanleitung empfohlen – für andere Gerätehersteller ist der Messende ent sprechend zu schulen, auf Bewegungen bzw. Zittern zu achten. Bei Patienten mit abweichenden Puls kurvenformen können OZ-Messungen mit vollautomatischen Geräten unzuver lässiger sein, viele Hersteller führen da her entsprechende Warnhinweise bzw. Einschränkungen in ihren Bedienungs anleitungen auf: Das gilt unter anderem für Patienten mit Arteriosklerose, Durch blutungsstörungen, Diabetes, Morbus Parkinson, Herzschrittmacher, isolierter systolischer Hypertonie (ISH), aber auch für Schwangere, Kinder unter zwölf Jah ren oder ältere Patienten (> 65 Jahre). Bei solchen potenziellen „Problempati enten“ sind unter Umständen nicht alle
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