Fortbildung aktuell – Das Journal Ausgabe 2023

DR. C . FEHSKE / DR. BENNETT / DR. HASBACH / DR. K. FEHSKE

KURZERLÄUTERUNG AUSKULTATORISCHE BLUTDRUCK MESSUNG NACH KOROTKOFF (STETHOSKOP-METHODE) 3 Der Kopf (das Bruststück) des Stethos kops wird unter der Manschette mög lichst genau auf der Arteria brachia lis platziert (es werden auch Geräte mit fest in die Manschette integrier ten Stethoskopen angeboten, z. B. boso® varius privat). Die Manschette wird aufgepumpt, bis kein Puls mehr hörbar ist, dann wird mit einer emp fohlenen Druckablassgeschwindig keit von 2 mmHg/s der Druck redu ziert, bis Töne hörbar werden (Phase I – systolischer Blutdruck), und irgend wann wieder verschwinden (Phase V – diastolischer Blutdruck). Dazwi schen kann (gerade bei Älteren) eine sog. „auskultatorische Lücke“ auftre ten, die nicht als diastolischer Blut druckwert missinterpretiert werden darf. Phase I: Das erste Erscheinen schwa cher, repetitiver, klarer Klopf-Geräu sche, deren Intensität für mindestens 2 aufeinanderfolgende Schläge gra duell zunimmt entspricht dem systo lischen Blutdruck. Phase II: Es kann ein kurzer Zeitraum folgen, in dem die Töne weicher und raschelnd werden. auskultatorische Lücke: Bei einigen Patienten können die Töne vorüber gehend völlig verschwinden. Phase III: Es kehren klarere Töne zu rück, die knackiger werden und die Intensität der Phase I erreichen oder sogar übertreffen können. Phase IV: Das deutliche Dämpfen der Töne, die nun weicher und sausender sind. Phase V: Der Punkt, an dem alle Töne endgültig komplett verschwinden, entspricht dem diastolischen Blut druck – s. auch Abb. 1.

ABBILDUNG 1: Methoden der indirekten Blutdruckmessung (mod. nach 2 )

Rocci („RR“) verwendet, obwohl er im Prin zip lediglich der Erfinder der Druckman schette war. Obwohl heutzutage (auch aus Umweltschutzgründen) kaum noch Quecksilber-Säulen zur Druckbestimmung eingesetzt werden, wird die Höhe des Blutdrucks noch immer in „mm Quecksil bersäule“ bzw. mmHg angegeben. Eine Bestimmung des diastolischen Blutdrucks wurde erst durch die Weiter entwicklung der Methode durch den rus sischen Militärarzt Nikolai Sergejewitsch Korotkoff möglich, der 1905 veröffent lichte, wie man durch „Auskultieren“ (Ab hören mit einem Stethoskop) der Arteria brachialis während der Deflationsphase den Blutdruck messen konnte. Statt den im Rhythmus des Herzschla ges gegen den äußeren Widerstand der Manschette durch die Gefäße gepresste Blutstrom zu ertasten („Puls“), beschrieb Korotkoff durch turbulente Strömungen wahrnehmbare Töne, die später nach ihm benannt wurden. Diese Töne werden erst malig hörbar, wenn das Herz in der Systo le gerade so den Manschettendruck über dem Gefäß überwinden kann und das Blut wieder durch das Gefäß zu fließen beginnt („Systole“), und sie verschwinden wieder, wenn der Innendruck gleich dem Außendruck ist („Diastole“), Ausnahme sind sog. „auskultatorische Lücken“.

Methoden der Blutdruckmessung I: Riva Rocci & Korotkoff

Zum Verständnis der methodischen Un terschiede der wichtigsten Methoden der Blutdruckmessung, sowie für eine mög lichst korrekte Verwendung typischer Be grifflichkeiten und Abkürzungen ist ein kurzer historischer Rückblick auf die Ge schichte der (unblutigen) Blutdruckmes sungen hilfreich. Bereits 1896 beschrieb der italienische Kinderarzt Scipione Riva-Rocci erstmals die (aber schon vor ihm bekannte) Ver wendung einer aufblasbaren Manschette, mit der eine Arterie im Arm (oder Ober schenkel) so lange immer stärker abge drückt wird, bis kein Blut mehr fließt und kein Puls am Handgelenk mehr tastbar ist. Während man zunächst noch den Druck so lange erhöhte, bis das Herz kein Blut mehr gegen den äußeren Widerstand durch die Gefäße pumpen konnte („Kom pressionsphasenmessung“), wurde der Ablauf danach umgekehrt: Später (und auch heute noch) beginnt man mit einem hohen Manschettendruck und verringert ihn langsam („Deflationsphasenmes sung“), bis z. B. ein Puls wieder tastbar wird. Bis heute werden als Abkürzung für Blutdruckmessungen die Initialen von Riva

Auskultatorische Blutdruckmessun gen nach Korotkoff erfolgen demnach heute noch wie vor 100 Jahren typischer weise komplett „analog“ – ohne (Batte rie-)Strom und Computerchips, werden

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 15

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