Mitteilungsblatt 4/2025, 24. Oktober 2025
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Austausch mit Minister Laumann in Dortmund Apothekensterben und Bürokratie im Fokus Apothekerschaft fordert rasche Umsetzung des Koalitionsvertrages ein
> Anfang August fand in der Dortmunder Stifts-Apotheke ein intensiver Austausch zwi schen Vertretern der Apothe kerkammer Westfalen-Lippe und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann statt.
Neben Minister Laumann nahmen auch Claudia Middendorf (Landesbehinderten- und -patientenbeauftragte), der Dort munder Oberbürgermeister-Kandidat der CDU, Alexander Omar Kalouti und Mi chael Depenbrock (Bezirksbürgermeister für Dortmund-Hörde) an dem Austausch mit Apotheker Michael Mantell und AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff teil. Zwischenzeitlich ist aus dem Kandida ten Kalouti der neue Oberbürgermeister Dortmunds geworden; der CDU-Politiker durchbrach damit die Dominanz der SPD, die seit 1946 ununterbrochen das Stadt oberhaupt in der Ruhrmetropole stellte. Im Mittelpunkt des Gesprächs stan den die dramatischen Entwicklungen bei den Apothekenzahlen – sowohl bundes weit als auch konkret am Beispiel Dort munds. Die Vertreter der Apothekerschaft schilderten anhand der Stifts-Apotheke stellvertretend die Herausforderungen, mit denen insbesondere kleine und mitt lere Apotheken konfrontiert sind: stei gende Betriebskosten, Fachkräftemangel, komplexe Apothekenübergaben, überbor dende Bürokratie sowie eine aus Sicht der Kammer unangemessen intensive Auf sichtspraxis mit hohen Folgekosten. Michael Mantell und Frank Diecker hoff betonten ausdrücklich die positi ven Ansätze zur Stärkung der Apotheken im Koalitionsvertrag auf Bundesebene und dankten Minister Laumann für seine Mitwirkung. Zugleich wurde jedoch die Dringlichkeit einer raschen Umsetzung hervorgehoben – die Schließungswelle bei Apotheken halte unvermindert an. Ein weiterer Schwerpunkt war die stockende Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Im Austausch über die gute Versorgung vor Ort: Michael Depenbrock, Frank Dieckerhoff, Claudia Midden- dorf, Karl-Josef Laumann, Michael Mantell und dem inzwischen zum Oberbürgermeister Dortmunds gewählten Alexander Omar Kalouti (von links).
dem Versandhandel – insbesondere durch Rosinenpickerei und unzulässige Bonusge währungen beim Versand rezeptpflichti ger Arzneimittel. Die Apothekerkammer forderte Unterstützung bei der Verfol gung solcher Verstöße. Gemeinsam wur de zudem die Umgehung der Verschrei bungspflicht durch Online-Bestellportale verurteilt. Positiv bewertet wurde der Re ferentenentwurf zum Versandverbot von Cannabis. Zum Abschluss des Treffens informier ten sich die Politiker*innen über die ange spannte Lage der Aidshilfe sowie des Dro genkonsums in Dortmund. Besonders bei diesem Thema brachten sich auch Claudia Middendorf und Alexander Omar Kalouti aktiv in das Gespräch ein. „Das Gespräch verlief wie erwartet in offener, konstruk tiver und angenehmer Atmosphäre – mit viel Zeit für den direkten Austausch“, freu ten sich Mantell und Dieckerhoff: „Für die sen erneuten Dialog auf Augenhöhe sind wir sehr dankbar.“ <
Kritisch angesprochen wurden die un zuverlässige Telematikinfrastruktur (TI), technische Probleme bei der Stapelsig natur sowie die kostenintensive Umstel lung auf Windows 11. Diese Faktoren belasteten insbesondere kleinere Betriebe erheblich. Niedrischwellige Anlaufstellen Minister Laumann unterstrich die hohe Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken als nie drigschwellige Anlaufstelle für Patientin nen und Patienten. Er zeigte sich mit den Herausforderungen der Branche vertraut und verwies auf die zunehmende Konkur renz durch den Versandhandel. Die Apo thekerschaft sei daher gefordert, sich neu en Aufgaben zu öffnen. In diesem Kontext stellten die Kammervertreter die Eckpunk te des aktuellen ABDA-Positionspapiers zur Zukunft der Apotheken vor – mit dem klaren Bekenntnis zur flächendeckenden und sicheren Arzneimittelversorgung als Kernaufgabe. Kritisch diskutiert wurde die unfaire Wettbewerbssituation gegenüber
8 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2025
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