Mitteilungsblatt 4/2025, 24. Oktober 2025

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Beratungsecke Schutz statt Neugier am HV Die Kunst vertrauensvoller Gesundheitsfragen in der Selbstmedikationsberatung

> Wenn Apothekerinnen und Apotheker zur Selbstmedikation beraten, stehen sie nicht selten vor Herausforderungen, was die Kommunikation betrifft: Nicht immer geben Patient*innen direkt die notwendigen Infor mationen zu ihren Symptomen preis – sei es aus Scham, Un wissenheit oder Zeitdruck.

Patientinnen und Patienten teilen dann besonders bereitwillig Informationen zu anderen eingenommenen Medikamen ten und anderen Erkrankungen, wenn sie sinnvoll in das Beratungsgespräch einbe zogen werden und spüren, dass Nachfra gen ihrer eigenen Sicherheit dienen . Die Gesprächsführung sollte dabei transpa rente Begründungen und wertschätzen de Formulierungen beinhalten. 1. Fragen sinnvoll einbetten und be- gründen Stellen Sie offene Fragen nicht iso liert, sondern als Teil eines professio nellen Ablaufs – und erklären Sie kurz, warum die Frage wichtig ist: „Damit ich Sie gut beraten kann und es zu keinen Problemen bei der Anwendung kommt, wäre es gut, wenn ich ein bisschen mehr über Ihre Situation weiß.“ Vermeiden Sie geschlossene Fragen wie: „Nehmen Sie noch andere Tablet ten?“ oder „Haben Sie irgendwelche Krankheiten?“. Stattdessen nutzen Sie offene bzw. einladende Fragen wie: • „Was haben Sie bisher schon gegen die Beschwerden aus- probiert?“ 2. Offene, einladende Formulierungen verwenden Grundprinzipien für eine offene, vertrau ensfördernde Gesprächsführung:

Wenn Patient*innen in das Beratungsgespräch einbezogen werden und spüren, dass Nachfragen ihrer eigenen Sicherheit dienen, sind sie auch bereit, wichtige Informationen zu eingenommenen Medikamenten und Erkrankungen zu geben.

„Selbstverständlich bleibt alles, was Sie mir sagen, unter uns und dient nur Ihrer optimalen Versorgung“. „Wenn Sie möchten, können wir das auch gerne in unserer Bera tungsecke besprechen.“ „Um sicherzugehen, dass sich das geplante Medikament gut mit Ihren derzeitigen Arznei mitteln verträgt, dürfte ich Sie fragen, ob Sie aktuell weitere Medikamente nehmen – dazu zählen auch pflanzliche oder frei verkäufliche Präparate?“ „Damit es nicht zu unerwünsch ten Wechselwirkungen kommt, ist es wichtig zu wissen, welche anderen Mittel Sie gerade oder regelmäßig einnehmen.

„Gibt es Medikamente, die Sie regelmäßig nehmen – auch Naturheilmittel oder Nahrungsergänzungen?“ „Gibt es etwas, worauf wir bei der Auswahl besonders achten sollten – zum Beispiel bekann te Unverträglichkeiten oder Vorerkrankungen?“

Hilfreiche Formulierungen in der Praxis:

3. Vertraulichkeit betonen und Empa thie zeigen Sprechen Sie ruhig und freundlich, unterstreichen Sie die Diskretion. Zeigen Sie Verständnis für mög liche Bedenken: „Ich weiß, dass das private Fragen sind, aber manchmal können Wechselwirkungen auftre ten, die den Erfolg der Therapie ge fährden könnten.“ Vermitteln Sie, dass Vertraulich keit selbstverständlich ist und alle Angaben im Sinne der individuellen Beratung benötigt werden:

14 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2025

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