Mitteilungsblatt 4/2018, 5. Oktober 2018
RATGEBER APOTHEKENPRAXIS
Beschwerden und Erkrankungen passen. Die Apotheke sollte Patienten und pfle- gende Personen ermutigen, bei Unsicher- heiten stets Fragen zu stellen. <
Nach § 17 Abs. 2 Apothekenbetriebsord- nungmuss imBotendienst, sofern eine Be- ratung in der Apotheke nicht bereits vor- genommen wurde, die Beratung durch das pharmazeutische Personal der Apo- theke in unmittelbarem Zusammenhang mit der Auslieferung erfolgen. Das heißt, sofern pharmazeutisches Personal die Arz- neimittel ausliefert, kann der Patient wäh- rend der persönlichen Auslieferung bera- ten werden. Wenn die Auslieferung nicht durch pharmazeutisches Personal durch- geführt wird, muss die Beratung durch pharmazeutisches Personal fernmündlich zum Beispiel per Telefon erfolgen. Zur Abgabe von Arzneimitteln an Drit- te steht im Kommentar zur Leitlinie der BAK „Information und Beratung des Pati- enten bei der Abgabe von Arzneimitteln – Erst- und Wiederholungsverordnung“ Fol- gendes: „Wenn ein Kunde für eine andere Person ein Arzneimittel auf Rezept abholt, sollen Informationen über die Dosierung,
Anwendung, Anwendungsdauer, Lage- rung und Entsorgung auf geeignete Art und Weise mitgegeben werden. Außer- dem ist dem Patienten die Möglichkeit der telefonischen Information und Beratung anzubieten.“ Es bietet sich beispielsweise an, die Arzneimittelpackungenmit zusätz- lichen Etiketten zu versehen, Hinweiszet- tel zu den Arzneimitteln und/oder einen Begleitzettel mitzugeben, auf dem die Apotheke eine Beratung per E-Mail oder Telefon anbietet. Voraussetzungen für eine sichere Arz- neimitteltherapie ist auch die Aufmerk- samkeit und Kompetenz des Patienten bzw. der pflegenden Person. Da dem Per- sonal in der Apotheke, wie in diesem Fall, die Erkrankungen und Beschwerden des Patienten nicht immer bekannt sind, ist der Patient bzw. die pflegende Person aufgefordert zu prüfen, ob die Indikation der Arzneimittel und die Erläuterungen des pharmazeutischen Personals zu den
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Medikation kritisch hinterfragt Weniger ist oft mehr
• Der Patient nimmt seit Jahren Predniso- lon ein, noch dazu in einer ungewöhnli- chen Dosierung von jeweils 2,5 mg mor- gens und abends. Üblicherweise erfolgt die Einnahme der gesamten Tagesdosis morgens, um eine Hemmung der endo- genen Steroidsynthese zu vermeiden. Eine Ausnahme stellt die Hormoner- satztherapie bei Nebenniereninsuffizi- enz dar (siehe www.endokrinologie.net). Depressive Erkrankungen sind bekannte Nebenwirkungen von Glucocorticoiden. Prednisolon kann psychiatrische UAW hervorrufen oder verschlimmern, un- ter anderem auch Depressionen. Da der Patient seit Jahren Citalopram ein- nimmt, scheint die Diagnose „Depressi- on“ einmal gestellt worden zu sein und könnte sich möglicherweise durch die jahrelange Cortisoneinnahme, deren In- dikation nicht klar ist, verschlimmert ha- ben. Dies sollte ebenso wie die mögliche
sich mehrere Arzneimittel, deren UAW- Profil den beschriebenen Symptomen entspricht. Schläfrigkeit und Müdigkeit sindbei Amlodipinhäufig, bei Citalopram und Pregabalin sehr häufig zu erwarten. Pregabalin führt außerdem gelegentlich, Torasemid und Amlodipin häufig und Citalopram sehr häufig zu Schwäche. Als ebenfalls häufig wird das Symptom „Apathie“ bei Citalopram beschrieben, gelegentlich auch bei Pregabalin (Lethar- gie: häufig). Naturgemäß ist es schwie- rig, den zugrundeliegenden Auslöser zu identifizieren, zumal auch nicht medi- kamentöse Ursachen in Frage kom- men. Dennoch ist es unbedingt emp- fehlenswert, nach mehrjähriger unver- änderter Arzneimitteleinnahme alle In- dikationen kritisch zu hinterfragen, vor allem die der besonders problema- tischen Arzneistoffe Citalopram und Pregabalin.
> Ein 85-jähriger Patient mit Zustand nach Apoplex leidet seit einigen Monaten unter Appetitlo- sigkeit und Gewichtsverlust, ermüdet schnell, ist tagsüber schläfrig und teilnahmslos. Seine Ehefrau bittet in der Apotheke um eine Analyse der Medikation, die seit mehreren Jahren unverändert sei und vom Hausarzt weiterver- ordnet werde. Die Laborwerte des Patienten zeigen keine Auffälligkei- ten. Der Blutdruck ist schwankend und liegt bei der aktuellen Mes- sung in der Apotheke bei 130/90.
Die Medikationsanalyse der Apothekerin ergibt folgende arzneimittelbezogenen Pro- bleme:
• ImMedikationsplan des Patienten finden
AKWL Mitteilungs blatt 04-2018 / 19
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