Mitteilungsblatt 3/2025, 15.August 2025

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS · AUS-/FORTBILDUNG UND AMTS

• Dokumentation möglicher Alterna tivpräparate direkt in der Praxissoft ware mit Verordnungskennzeichnung bei Lieferengpässen konsequente Aktualisierung des bun deseinheitlichen Medikationsplans, mit Angabe von Handelsnamen und Wirkstoffen, durch Arztpraxen sowie Apotheken technische Warnhinweise bei poten ziellen Wirkstoffdopplungen sowie Überprüfung automatisierter Freiga beprozesse durch Praxisteams. Die CIRS-NRW-Fälle zeigen deutlich: Lie ferengpässe betreffen nicht nur die Arz neimittelverfügbarkeit, sondern auch die Sicherheit der Therapie. In vielen Fällen ist es die Apotheke, die als letzte Instanz (potenzielle) Fehler erkennt und korrigiert. Dies verdeutlicht ihre zentrale Rolle im Medikationsprozess. Um Risiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden, ist eine engere, struk turierte Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Apotheken erforderlich. Nur durch sektorenübergreifende Kom munikation, technische Unterstützung und konsequente Dokumentation lässt sich die Therapiesicherheit auch unter schwierigen Versorgungsbedingungen gewährleisten. < • • Fazit: Kooperation als Sicherheitsfaktor

Wirkstoffklasse zu erkennen. Insbeson dere, wenn Handelsnamen stark variieren oder das Wissen um gleiche Endungen fehlt.

Die Praxis übernahm die Angaben des Patienten ungeprüft. Fall 250320: Verordnung eines Biso prolol-Generikums und zusätzlich von Concor. Ursächlich war ein vorhe riger Lieferengpass, der zur temporä ren Umstellung führte. Beide Präpa rate wurden in den Medikationsplan aufgenommen. Die Apotheke erkann te die Doppelung und konnte durch Rücksprache mit der Praxis eine (po tenzielle) Überdosierung verhindern. Alle diese Fälle haben zwei Gemeinsam keiten: Zum einen waren die Doppelver ordnungen kein Versehen, sondern durch die bekannten Lieferengpässe vom Arzt als Auswahl gedacht. Dabei wurde je doch die erhebliche Gefahr einer Über dosierung einer Wirkstoffgruppe in Kauf genommen. Zum anderen der mangelnde direkte Austausch zwischen ärztlicher Praxis und Apotheke. Stattdessen dient der Patient/ die Patientin oder eine Angehörige/ein An gehöriger als Informationsvermittler, oft mit unzureichendem Hintergrundwissen. So sind Patient*innen in vielen Fäl len nicht in der Lage, wirkstoffgleiche Präparate oder Wirkstoffe derselben • Kommunikationsdefizite und fehlende Medikationskompetenz

Technische und organisatorische Schwachstellen

Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die IT-Systeme: Weder die Arztsoftware noch die Apothekensoftware gaben in den Wiederholungsverordnungs-Fällen eine Warnung vor möglicher Doppelverord nung aus. Zudem wurde in einer Praxis die sogenannte Stapelsignatur genutzt, wodurch Verordnungen ohne individuelle Prüfung freigegeben wurden. Diese Kom bination aus technischen und organisato rischen Defiziten erhöht die Fehleranfäl ligkeit erheblich. Zum Managen von Lieferengpässen und zur Vermeidung von Doppelverordnungen sind klare Absprachen und standardisier te Abläufe essenziell. Empfohlen werden insbesondere: • Etablierung direkter, kurzfristig nutz- barer Kommunikationswege zwi schen Arztpraxis und Apotheke (z. B. über KIM oder mobile Notfall- kontakte), Lösungsansätze: Kommunikation und Dokumentation optimieren

40 angehende Apothekerinnen und Apotheker erhielten am 2. Juni 2025 bei der White-Coat-Ceremony im Apothekerhaus am Aasee einen weißen Berufs kittel mit dem Logo der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

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