Mitteilungsblatt 3/2019, 18. April 2019

KOLUMNENTITEL RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Anfragen an das Service-Portal Pharmazie können über das Anfrageformular im internen Bereich der Homepage der Apothekerkammer (www. akwl.de) gestellt werden. Alternativ besteht die Kontaktmöglichkeit über E-Mail oder Telefon. Arzneimittelinformation und Medikations- management: am@akwl.de; 0251 52005-57, Pharmazeutische Praxis: pharmprax@akwl.de; 0251-52005-55

Das Service-Portal Pharmazie vereint die Aufgaben der Regionalen Arzneimittelinformationsstellen und die der Abteilung „Pharmazeu- tische Praxis“. Wir unterstützen Sie bei Fragestellungen in den Berei- chen „Arzneimittelinformation und Medikationsmanagement“ und bei der Umsetzung gesetzlicher Bestimmungen in die pharmazeuti- sche Praxis. Einzelne Fallbeispiele veröffentlichen wir regelmäßig in unseremMitteilungsblatt.

Fallbeispiel Medikationsanalyse Ein Palliativpatient mit Atemnot

> Herr P. ist ein 72-jähriger Patient mit Pankreaskopf-Karzinom. Der Tumor wurde erst vor sechs Mona- ten diagnostiziert, war zu diesem Zeitpunkt aber bereits fortge- schritten und ist mittlerweile he- patisch und pulmonal metasta- siert. Die palliative Chemotherapie mit Gemcitabin wurde auf Wunsch des Patienten vor einigen Wochen beendet. Nebendiagnostisch bestehen seit langem eine stabile koronare Herzerkrankung (KHK), ein arterieller Hypertonus, eine benigne Prostatahyperplasie und ein me- dikamentös geführter Diabetes mellitus Typ 2. Herr P. hat sich damit abgefunden, dass seine Lebenserwartung begrenzt ist; nun möchte er seine verbleibende Zeit möglichst symptomarm mit seinen Kin- dern und Enkelkindern, bei denen er lebt, verbringen. Die Schmerzen sind unter der derzeitigen Therapie erträglich, allerdings empfindet er die anfallsweise auftreten- de Atemnot in Kombination mit akuten Panikzuständen als sehr belastend, auch für seine Familie. An Heiligabend kurz vor Ladenschluss erreicht ein Anruf des Hausarztes die Apotheke: Herr P. hatte am Nachmittag eine schwere Panikattacke mit Atemnot, weshalb die Angehörigen den Arzt riefen. Aktuell ist er versorgt, allerdings möchte der Hausarzt für einen möglicherwei- se erneut auftretenden Anfall über die

In der Palliativversorgung ist Zeit ein entscheidender Faktor. Einen Patienten in einer derartigen Situati- on unversorgt zu lassen, ist keine Option. In diesem Fallbeispiel wurde eine Lösung gefunden. Foto: © Robert Kneschke

Wichtig zu wissen ist, dass eine subjek- tiv empfundene Atemnot nicht zwingend mit einer tatsächlich erniedrigten Sau- erstoffsättigung im Blut korreliert. Da- her ist die Gabe von Sauerstoff oft nicht erforderlich. Die Zufuhr frischer, kühler Luft durch Öffnen des Fensters oder die Verwendung eines Handventilators kann bereits Abhilfe schaffen [2]. Wenn eine ursächliche Behandlung der Atemnot – z. B. durch die Punktion von Perikard- oder Pleuraergüssen oder durch die Beseitigung von Obstruktionen – nicht möglich ist, erfolgt die Therapie

Feiertage ein Midazolam-Nasenspray zur Anxiolyse und Sedierung verordnen. Atemnot ist bei Patienten mit fortge- schrittenen Tumorerkrankungen weit ver- breitet. Das vom Patienten beschriebe- ne gleichzeitige Auftreten von Panik ist typisch und mündet oft in einem Teu- felskreis, in der Atemnot und Angst sich gegenseitig verstärken und zu einer mas- siven Beeinträchtigung der Lebensquali- tät führen. Daher ist die Behandlung von Atemnot neben der Schmerztherapie ei- nes der vorrangigen Ziele in der palliati- ven Versorgung.

12 / AKWL Mitteilungs blatt 03-2019

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