Mitteilungsblatt 1/2021, 11. Februar 2021

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

von blutdrucksenkenden Medikamen- ten auf diese Endpunkte gezogen wer- den können. Künftige Forschung sollte sich auf Populationen mit der größten Unsicherheit hinsichtlich des Nutzen- Risiko-Verhältnisses beim Einsatz von blutdrucksenkenden Medikamenten kon- zentrieren, zum Beispiel auf gebrechliche Menschen, ältere Altersgruppen und Per- sonen mit polypharmazeutischer Thera- pie und klinisch wichtige Endpunkte wie Stürze, Lebensqualität und unerwünsch- te Arzneimittelereignisse messen. < Reeve E, Jordan V, Thompson W, Sawan M, Todd A, Gammie TM, Hopper I, Hilmer SN, Gnjidic D. Withdrawal of antihypertensive drugs in older people. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 6. Art. No.: CD012572. DOI: 10.1002/14651858.CD012572.pub2..

Endpunktbewertung (Detection-Bias), unvollständige Endpunktdaten (Attriti- on-Bias) und die fehlende Verblindung von Teilnehmern und Studienpersonal (Performance-Bias). Die Schlussfolgerung der Autoren lau- tet daher aufgrund der genannten Limi- tationen: Es gibt keine Evidenz für einen Effekt des Absetzens im Vergleich zur Fortführung von blutdrucksenkenden Medikamenten bei Bluthochdruck oder zur Primärprävention von Herz-Kreislauf- Erkrankungen auf die Gesamtmortalität und den Myokardinfarkt. Die Vertrauens- würdigkeit der Evidenz war niedrig bis sehr niedrig, hauptsächlich aufgrund klei- ner Studien und der niedrigen Ereignisra- ten. Diese Limitationen bedeuten, dass keine eindeutigen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Wirkung des Absetzens

und könnte zur Aufhebung unerwünsch- ter Arzneimittelwirkungen führen. Eine Studie berichtete über Kranken- hausaufenthaltemit einer Odds Ratio von 0,83 für das Absetzen verglichen mit der Fortführung (95% KI 0,33 bis 2,10; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Es wurden keine Studien identifiziert, die über Stürze berichteten. Zwischen 10,5 Prozent und 33,3 Prozent der Teilneh- mer in der Absetzgruppe verglichen mit neun Prozent bis 15 Prozent in der Fort- führungsgruppe wiesen einen erhöhten Blutdruck oder andere klinische Kriterien (wie in den Studien vordefiniert) auf, die eine Wiederaufnahme der Therapie bzw. ein Ausscheiden aus der Studie erforder- ten. Zu den Quellen von Bias gehörten die selektive Berichterstattung (Reporting- Bias), die fehlende Verblindung bei der > CIRS-NRW ist eine gemeinsame Initiative der Ärztekammern Nord- rhein und Westfalen-Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe in Zusam- menarbeit mit dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin. Die Buchstaben „CIRS“ stehen für „Critical Incident Reporting-System“, zu Deutsch „Datenbank für kritische Ereig- nisse“. Es handelt sich um ein internet- gestütztes, einrichtungsübergreifendes Berichts- und Lernsystem zur anonymen Meldung von kritischen Ereignissen in der Patientenversorgung. CIRS-NRW soll dazu beitragen, dass über kritische Ereignisse offen gesprochen und aus ihnen gelernt wird. So sollen Wege zur Vermeidung von Risiken disku- tiert und Lösungsstrategien erarbeitet werden. Langfristig soll CIRS-NRW dazu

Ein Fall aus CIRS-NRW

Präparate nicht mehr verfügbar – Computer wählt anderes Präparat aus Folgendes kritisches Ereignis fiel in einer Apotheke auf:

Fall-Nr.: 213337

Was war das Ergebnis? Der Patient wurde informiert, das Präparat konnte noch ausgetauscht werden, ohne dass der Patient dieses eingenommen hatte. Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereignis und wie hätte es vermieden werden können? Direktes Vergleichen des „Gelesenen“ mit der Verordnung.

Was ist passiert? In der Apotheke lag eine Verordnung über „Captopril AL 50 TAB 100 St. PZN 06899266“ vor. Das Rezept wur- de über den Scanner eingelesen. Das verordnete Captopril ist nicht mehr im Handel; der Computer wählt ei- genständig eine ähnliche verfügbare Variante, in diesem Fall „Captopri/HCT Abz 50/25“. Dies fiel leider erst bei der Rezeptkontrolle am nächsten Tag auf.

14 / AKWL Mitteilungs blatt 01-2021

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