Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 3/2020

DÖRTE SCHRÖDER-DUMKE

Therapeutische Konzentration und Richtkonzentration

Flüssigkeit, Schüttelmixtur oder W/O- Emulsion, hat man einen kühlenden und austrocknenden Effekt auf der Epidermis. Diesen Effektmöchtemanbei akutenoder auch subakuten Hautzuständen errei- chen, beispielweise bei einer allergischen Erscheinung mit Juckreiz. Bei chronischen und subchronischen Hauterkrankungen (z. B. chronische Ekzeme) eignen sich eher W/O-Grundlagen, hier ist der „Okklusions- effekt“ höher und die Durchdringung des Stratum corneums stärker. Es kommt zu einem höheren mazerierenden, quellen- den Effekt, die Verteilung des Wirkstoffs erfolgt stärker und die Tiefenwirkung und Freigabe des Wirkstoffs ist höher. Diese Effekte sind bei sachgerechter Anwendung selten, ein hohes Risiko stellt vor allem die längerfristige Anwendung mit einem hochpotenten Glucocorticoid in besonders empfindlichen Körperregi- onen dar. Häufigste unerwünschte Arz- neimittelwirkung ist die Steroidatrophie, aber auch rosaceaartige Dermatitis, Ste- roidakne, periorale Dermatitis im Gesicht und Superinfektionen (Mykosen, bakte- rielle Erkrankungen, virale Infektionen) können auftreten. Für Superinfektionen besteht in besonders prädestinierten Are- alen, wie z. B. innerhalb von Hautfalten, ein hohes Risiko. Unerwünschte Wirkungen · Steroidatrophie, Erweiterungen kleiner Blutgefäße in der Haut (Teleangiektasien), Dehnungsstreifen (Striae distensae) · Hautinfektionen · verzögerte Wundheilung · bei der Anwendung am Auge: Katarakt, Glaukom · Kontaktallergien · rosaceaartige Dermatitis, periorale Dermatitis · Steroidakne · Verschlimmern der Erkrankung nach Absetzen des Glucocorticoids (Reboundeffekt) · Hypertrichose · Verblassen pigmentierter Haut Unerwünschte Wirkungen und Kontraindikationen Lokal eingesetzte Glucocorticoide können viele unerwünschte Wirkungen verursa- chen (s. Tab. 5). TABELLE 5: Unerwünschte Wirkungen von lokal eingesetzten Glucocorticoiden.

antiproliferativen Wirkung in 4 Gruppen eingeteilt (Klasse 1: niedrig potent bis Klasse 4: hoch potent) (s. Tab. 3). Zusätz- lich wird zu dieser Einteilung auch ihre vasokonstriktive Eigenschaft (Vasokons- triktionstest nach McKenzie) hinzugezo- gen. Für die Wirkung ist aber, wie schon genannt, das Lebensalter des Patienten, die Körperregion (z. B. Gesichtshaut oder Fußsohle) und auch die Art der Hauter- krankung (z. B. akut oder chronisch) sowie das Vehikelsystem, in dem das Glucocor- ticoid vorliegt, entscheidend. Eine erhöhte Penetration erfolgt bei verletzter Haut, bei einem dünnen Stratum corneum und unter Okklusion (z. B. Hautfalten). Tabelle 4 zeigt eine Auswahl, wie die Glucocorticoid-Klassen nach Indikation und Besonderheiten eingesetzt werden.

Man unterscheidet die Begriffe therapeu- tische Konzentration und Richtkonzent- ration Die therapeutische Konzentration beschreibt die Dosis für den notwendigen Heilungseffekt, die Richtkonzentration sollte nicht überschritten werden, da es sonst zu unerwünschten Arzneimittelwir- kungen kommen kann. Die Grundlage, in das Glucocorticoid ver- arbeitet wird, übt ihrerseits alleine bereits eine Wirkung auf die Epidermis aus, sie tritt aber auch mit dem Glucocorticoid in Wechselwirkung und ermöglicht so die Penetration des Glucocorticoids in die Hornzellschicht. Handelt es sich um eine Einfluss der Grundlage

TABELLE 4: Einsatz der Glucocorticoid-Klassen nach Indikation Glucocorticoid Indikation (nicht vollständig) Klasse 1 Hydrocortison/Hydrocortisonacetat · entzündliche, allergische Dermatosen Prednisolon/Prednisolonacetat

· entzündliche, allergische Dermatosen · Stauungsekzem, anogenitaler Pruritus · Gingivitis, Stomatitis

Klasse 2 Triamcinolonacetonid

· entzündliche, allergische, pruriginöse Dermatosen · Kontaktekzem · Lichtdermatosen · Gingivitis, Stomatitis · Aphthen · Psoriasis (nicht Plaquepsoriasis), Psoriasis capitis · Narben (dann als intraläsionale Steroidinjektion) · schwach bis mittelstark ausgeprägte Ekzeme, atopisches Ekzem, Lidekzem · schwach bis mittelstark ausgeprägte Ekzeme; atopisches Ekzem, Lidekzem · Lichen Ruber planus · Lichen sclerosus · Psoriasis · Pustulosis palmaris et plantaris · Otitis externa · Aphthen, polymorphe Lichtdermatose, Röschenflechte · Dermatosen, Ekzeme, atopisches Ekzem

Hydrocortisonbutyrat

Prednicarbat

Methylprednisolonaceponat

Klasse 3 Betamethason-17-valerat

Betamethason-17-21-propionat

· wie Betamethasonvalerat

Mometasonfuroat

· schwach bis mittelstark ausgeprägte Ekzeme · Atopisches Ekzem, · Lichen ruber planus · Lichen sclerosus · Psoriasis

Klasse 4 Clobetasolpropionat

· akute und chronische Dermatosen · Lichen ruber planus · Lichen sclerosus et atrophicus (LSA) · Pustulosis palmaris et plantaris · Psoriasis

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 13

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