Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2022
ROSAZEA
Rosazea Viel Beratungsbedarf in der Apotheke und leider nicht immer einfache Lösungen
Rosazea, auch als Kupferfinne oder Couperose bezeichnet, ist eine häufi- ge Gesichtsdermatose, die sich durch unangenehme Rötungen, Spannun- gen und entzündliche Prozesse aus- zeichnet. Sie verläuft oft chronisch und schubförmig, ist oft sehr belas- tend und stellt die Betroffenen viel- fach vor große Herausforderungen. Die Belastungen können nicht nur die Lebensqualität einschränken, es neh- men mit der Erkrankung auch Angst- störungen, Depressionen und Stigma- tisierung zu. Das pharmazeutische Personal kann hier vor allemmit all- gemeinen Tipps zum und mit Bera- tungshinweisen zur richtigen Pflege und zur Anwendung der eingesetzten Medikamente, unterstützen. Man schätzt, dass in Deutschland ca. vier Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen sind, wobei von einer nicht un- erheblichen Dunkelziffer ausgegangen wird. Der Erkrankungshöhepunkt ist oft das vierte bzw. fünfte Lebensjahrzehnt. Frauen und Männer sind ungefähr gleich häufig betroffen, (einige Daten zeigen ei- nen Überhang der Frauen), wobei Frauen eher um das 35. Lebensjahr erkranken und Männer erst um die Fünfzig. Hellhäutige Menschen mit empfindlicher Haut und rotblonden Haaren (keltischer Typ) sind generell stärker gefährdet an Rosazea zu erkranken. Viele Patienten und manchmal
Dörte Schröder-Dumke (Wedel) ist Apothekerin in der öf- fentlichen Apotheke, Referentin für verschiedene Apothe- kerkammern und hat neun Jahre lang den Qualitätszirkel der Apothekerkammer Hamburg Arzneimittel in Schwan- gerschaft und Stillzeit moderiert.
Dörte Schröder-Dumke
desto stärker bleiben die Symptome be- stehen. Das Erythem verschwindet nicht wieder, Brennen und Stechen verstärken sich. Inzwischen teilt man die Rosazea nach ROSacea CONsensus Panel nach ih- rem Phänotyp ein. Es wird zwischen Ma- jor- und Minorsymptomen unterschie- den. Ausschlaggebend für die Diagnose Rosazea sind dauerhafte Erytheme und Phyme. Das Vorkommen von Flushing/ transientes Erythem, Papeln, Pusteln und Teleangiektasien (Gefäßerweiterungen) sind Majorsymptome. Minorsymptome stellen Brennen, Stechen, Trockenheitsge- fühl und Ödeme dar. Die Schwere der Er- krankung wird durch Dauer, Frequenz und Intensität beschrieben. Großflächige ent- zündliche Knoten und Talgdrüsen- bzw. Bindegewebshyperplasien können das Beschwerdebild deutlich verstärken und stellen die schwerste Form dar. Besonders sichtbar ist dies an der Nase (Rhinophym), wobei diese dann wie eine „rote Knollen- nase“ erscheint und damit die Betroffe- nen ausgrenzen und Vorurteilen belegen kann. Verdickungen werden durchaus auch am Kinn beobachtet. Diese schwer- wiegenden Hauterscheinungen treten bei Männern wesentlich häufiger auf. Breiten sich die Erscheinungen auf die Augen bzw. Augenlider aus, spricht man von der Oku- lären Rosazea, die oft sehr belastend und schwer zu diagnostizieren ist.
auch Fachleute ordnen die Symptome nicht unbedingt demKrankheitsbild zu, so dass nicht alle Betroffenen einen Hautarzt aufsuchen. Dadurch ist auch die Dunkel- ziffer zu erklären. Im Gesicht werden vor allem zentrofazial die seborrhoischen Are- ale in Mitleidenschaft gezogen (s. Abb. 1), es kann aber auch die Augenregion tref- fen, was die Diagnose noch erschwert. Zu Beginn der Erkrankung leiden die Patien- ten an Rötungen sowie flüchtigen Span- nungsgefühlen der Haut und haben vor allem das Gefühl der überempfindlichen Haut. Später bilden sich entzündliche Ery- theme und Wucherungen (Phyme). Rosazea ist eine akneähnliche, entzünd- liche Dermatose des Gesichts, die sich meist durch wiederkehrende Rötungen, Gefäßerweiterungen, Verdickungen und Papulopusteln äußert. Komedonen fehlen grundsätzlich bei einer Rosazea. Dies ist der Unterschied zur Acne vulgaris! Oft äußert sich der Krankheitsverlauf so,dassdieBetroffenenandenmitTalgdrü- sen besetzten Arealen, wie Wangen, Hals, Kinn und Stirn, zunächst einfache sym- metrische (Leit-)Symptome entwickeln. Zu diesen Symptomen zählen die schon genannten Rötungen. Diese treten oft nur flüchtig und kurzfristig auf (Flush) und werden durch Triggerfaktoren (s. Tab. 1) ausgelöst. Ihnen wird oft noch keine Be- deutung beigemessen. Sie können aber schon belastend sein (Vorstadium der Rosazea). Je länger der Zustand andauert, Definition und Formen
ABBILDUNG 1: Patientin mit Rosazea. Foto: Fotolia/Milan Lipowski
Äthiologie
Generell wird Rosazea als ein multifakto- rielles Geschehen angesehen. Eine große
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