Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2021

HYPERTONIE

Pulswelle dem systolischen Blutdruck. Eine Bestimmung des diastolischen Blut- druckwertes ist mit dieser Methode je- doch nicht möglich. Rückschlüsse auf den RR durch Tasten der Pulswelle sind nicht möglich. Der russische Arzt Nicolai Korot- kow (1874 - 1929) entdeckte einige Jahre später die auskultatorische Methode, mit der dann auch der diastolische Wert er- mittelt werden konnte. Das Korotkoff-Geräusch nach Nikolai Sergejewitsch Korotkow ist das Geräusch, das bei einer Blutdruckmessung mit ei- nem Stethoskop zu hören (auskultierbar) ist. Beim Aufpumpen der Blutdruckman- schette wird die Arterie abgedrückt. Die pulssynchronen Geräusche, die beim lang- samen Ablassen des Drucks in der Man- schette zu hören sind, nennt man Korot- koff-Geräusche. Es handelt sich dabei um Verwirbelungsgeräusche während einer turbulenten Blutströmung, die nur bei ei- ner partiellen Kompression der Arterie zu hören sind. Wenn sie auftreten , kann in der Systole des Herzens wieder Blut durch das Gefäß fließen, in der Diastole jedoch noch nicht. Das Geräusch verschwindet beim weiteren Ablassen des Druckes. Es herrscht keine Kompression mehr auf das Gefäß; das Blut strömt dann verwirbe- lungsfrei (laminar) und somit geräuschlos durch das Gefäß. Der Druck, bei dem die Geräusche auftreten, entspricht dem sys- tolischen (oberen) Blutdruckwert, derjeni- ge beim Verschwinden dem diastolischen (unteren) Wert. Die auskultatorische Methode ist in der Regel Mittel der Wahl. Für diese Me- thode kommen verschiedene Messgerä- te in Frage. Halb- oder vollautomatische Oberarm- und Handgelenkmessgeräte, die elektronisch funktionieren, eignen Korotkoff-Geräusch

finden sich im Abschnitt Leitlinien und Ar- beitshilfen, unter Leitlinien, in der Rubrik Qualitätssicherung. Folgende Arbeitshilfen stehen zur Ver- fügung: • Blutdruckmessung in der Apotheke (Standardarbeitsanweisung)

sich für die Selbstmessung und eine kon- tinuierliche Blutdruckerfassung (s. Abb. 3). Zur kontinuierlichen Erfassung wird in vorgegebenen Abständen der Blutdruck gemessen, digital angezeigt und aufge- zeichnet. Tragbare Datenspeicher können mit einem Computer verbunden werden und für die 24-Stunden-Blutdruckmes- sung eingesetzt werden. Zur auskultato- rischen Messung wurden lange Zeit Blut- druckmessgeräte mit Quecksilbersäule nach Riva-Rocci eingesetzt. Verbreiteter, z. B. für Messungen im Krankenhaus, ist aber nach wie vor das Blutdruckgerät mit Federmanometer nach Recklinghausen. Da die Messungen in der Apotheke bzw. die von den Patienten zuhause selbst durchgeführten Blutdruckmessungen in der Mehrzahl nicht mit einem Stethoskop durchgeführt werden, sondern mit halb- und vollautomatischenMessgeräten, man spricht in diesem Zusammenhang von der oszillometrischen Messung, wird eine kor- rekte Durchführung und eine Auflistung möglicher Fehlerquellen im Folgenden am Beispiel dieser Geräte verdeutlicht. Um korrekte Messwerte zu erhalten, müssen einige Dinge bei der Blutdruck- messung dringend beachtet werden. Im Folgenden sind allgemeine Hinweise der American Heart Association (AHA) und der Deutschen Hochdruckliga (DHL) 4 auf- geführt sowie spezielle Hinweise für die auskultatorische und die oszillometrische Messung. Wie die Tabelle 2 zeigt, existieren auch für die oszillometrischen Messungen am Oberarm oder am Handgelenk, die zu- hause oder in der Apotheke durchgeführt werden, einige Regeln oder Hinweise zur Beachtung. Eine sehr gute Unterstützung leisten die aktuellen Arbeitshilfen der ABDA zur Blutdruckmessung 5 in der Apotheke. Sie

ALLGEMEINE HINWEISE FÜR DIE KORREKTE BLUTDRUCK- MESSUNG

• Patient sitzend auf einem Stuhl, Füße flach auf den Boden gestellt, Rücken entspannt • Vor der Messung drei- bis fünfminü- tiges Sitzen, nicht bewegen • Verzicht von Coffein, Alkohol vor der Messung • Entleerte Blase • Kein Sprechen des Patienten und kein Sprechen des Messenden • Kleidung, welche das Anlegen der Manschette beeinträchtigt, entfer- nen, Ärmel nicht hochrollen, Mes- sung auf dünnem Hemd möglich • Geeignet nur validierte Geräte und regelmäßige Kalibrierung ZU BEACHTEN BEI DER AUSKULTA- TORISCHEN MESSMETHODE: • Passende Blutdruckmanschette ver- wenden, Standardmanschette 12-13 cm breit bis zu einem Oberarmum- fang von 33 cm geeignet • Manschette nicht zu locker oder zu fest anlegen (zwei Finger Platz las- sen) • Unterrand der Blutdruckmanschette soll 2,5 cm über der Ellenbeuge lie- gen und somit auf Herzhöhe • Verschluss soll außen liegen und Schlauch nach unten zur Hand zei- gen • Stethoskop an der Innenseite des Oberarms über der Schlagader plat- zieren • Manschette langsam aufpumpen, sobald Puls verschwindet, noch wei- tere 30 mm Hg • Druck langsammit 2 - 3 mm Hg/Se- kunde ablassen • Beobachten, bei welchem Druck das Geräusch auftritt (= systolischer Wert) bzw. wieder verschwindet (= diastolischer Wert)

ABBILDUNG 2: Klassisches Blutdruck- messgerät (Sphygmomanometer).

ABBILDUNG 3: Vollautomatisches Blut- druckmessgerät.

18 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal

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