Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2021

MATTHIAS BAUER

TABELLE 1: Blutdrucknormalwerte in Abhängigkeit vom Alter. Bei Früh- und Neugebo- renen sowie Säuglingen ist der diastolische Wert aufgrund der niedrigen Druckwelle bei der auskultatorischen Methode nicht messbar.

diastolischem Blutdruck, da er in herzfer- nen Arterien etwas niedriger ist als in den herznahen Arterien. MAD ≈ Diastolischer Druck + 1/3 (Systolischer Druck – Diasto- lischer Druck). Die Blutdruckamplitude ist die Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck. Ein Beispiel: Bei einem gemessenen Wert von 120/80 mm Hg ist die Amplitude 40 mmHg. Eine hohe Blutdruckamplitude ist charakteristisch für die Hypertonie im Alter. Außerdem sind hohe Blutdruckamplituden ohne kör- perliche Belastung ein Zeichen für fort- geschrittene Arteriosklerose in der Aorta oder aber für Aortenklappeninsuffizienz.

Alter

Wert

Frühgeborene (1000 – 2000 g) Neugeborene (über 2000 g)

45 - 50 mm Hg (systolisch) 70 - 80 mm Hg (systolisch) 65 - 86 mm Hg (systolisch)

Säuglinge

Kleinkinder

95/60 mm Hg 100/60 mm Hg 110/70 mm Hg 120/80 mm Hg 140/90 mm Hg

Schulkinder (6. - 9. Lj) Schulkinder (9. - 12. Lj) Jugendliche/Erwachsene

Ältere Menschen

Der normale Blutdruck

Methoden der Blutdruckmessung

Messung (s. Abb. 1 und 2). Unterschieden werden die palpatorische (palpare latei- nisch = tasten) und die auskultatorische (auskultare lateinisch = horchen) Methode der Blutdruckmessung. Die palpatorische Methode, welche die Ermittlung des systolischen Wertes ermöglicht, geht auf Scipione Riva-Rocci (1863 – 1937) zurück. RR steht als Abkür- zung für Riva-Rocci und wird heute noch umgangssprachlich in der Medizin für den Blutdruck verwendet. Die palpatorische Methode wird bei Unsicherheit und/oder lauter Umgebung (z. B. bei Unfällen) ange- wendet. Es kommt kein Stethoskop zum Einsatz. Während des Aufpumpens der Manschette wird der Puls getastet. Ist er nicht mehr tastbar, wird die Manschette noch um weitere 30 mm Hg aufgepumpt. Wird nun die Luft langsam wieder ab- gelassen, entspricht die erste tastbare

Der Blutdruck eines gesunden Menschen unterliegt systolisch und diastolisch zahl- reichen Schwankungen. Die Normalwerte sind auch vom Alter anhängig. (s. Tab. 1).

Unterschieden werden die direkte, blutige Messung und die indirekte, unblutige Blut- druckmessung. Bei der direkten Messung wird über einen arteriell liegenden Kathe- ter der Druck in der Arterie registriert. Der Katheter ist über eine starre wasserge- füllte Leitung an ein Gerät angeschlossen, welches den aufgenommenen Druck in elektrische Signale umwandelt und über eine digitale Skala anzeigt. Die Methode ermöglicht eine kontinuierliche Registrie- rung der Werte, ist sehr genau und wird überall dort eingesetzt, wo entweder eine starke und schnelle Veränderung erwartet wird und/oder diese gravierende Auswir- kungen hätte, wie in der Anästhesie oder Intensivmedizin. Die einfachere und häufigere Blut- druckmessung ist die indirekte, unblutige

EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE BLUTDRUCKWERTE • Tageszeit (zirkadianer Rhythmus – Gipfel am frühen Vormittag und späten Nachmittag sowie Tiefstwer- te während des Schlafes in der Nacht) • Wachheitsgrad (Wach- und Schlaf- phase) • Körperstellungen (Sitzen, Stehen, Liegen) • Anteil psychischer (mental, emotio- nal) und physischer (statisch, dyna- misch) Aktivität • Schmerzzustände • Klimatische Bedingungen (Hitze, Kälte) • Physikalische Umgebungseinflüsse (Lärm, Vibration, elektrischer Strom, Höhenbedingungen / Sauerstoff- mangel, erhöhter Luftdruck) • Chemisch – toxische Faktoren (z. B. Cadmium, Arsen, Blei, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, organische Lö- sungsmittel, Methanol, Schwefel- wasserstoff) • Genussmittel (z. B. Rauchen, Alko- hol, Kaffee) • Füllung der Harnblase Der diastolische Blutdruck schwankt beim gesunden Menschen kaum.

ABBILDUNG 1: Blutdruckmessung in der Apotheke

Foto: ABDA

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 17

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