Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2021
HYPERTONIE
Hypertonie Wissenswertes für die Apothekenpraxis
Weltweit wird bei etwa einer Milliar- de Menschen ein erhöhter Blutdruck gefunden. Angesichts einer alternden Bevölkerung und eines zunehmend sedentären Lebensstils ist von einer weiteren Zunahme der Prävalenz der arteriellen Hypertonie mit einem An- stieg auf etwa 1,5 Milliarden betrof- fenen Patienten im Jahr 2025 auszu- gehen. 1 Der Arzneimittelverbrauch bei Hypertonie stieg in den letzten 20 Jahren kontinuierlich an. 2 Im Novem- ber 2017 publizierten amerikanische Fachgesellschaften neue Richtlinien zur Diagnostik und Behandlung der arteriellen Hypertonie. Nach diesen Richtlinien spricht man von Bluthoch- druck ab einemWert von ≥ 130/80 mm Hg. In den 2018 aktualisierten europäischen Hypertonie-Guidelines gab es zwar einige Änderungen zu den europäischen Leitlinien aus dem Jahr 2013, doch die Blutdruckgrenz- werte für die Diagnose einer Hyper- tonie blieben unverändert. Einen grö- ßeren Stellenwert für die Diagnose erhielten die Messungen außerhalb der Arztpraxis. Als Kriterium für die Entscheidung über einen Therapiebe- ginn gilt nach diesen Richtlinien bei Erwachsenen ein Blutdruck ≥ 140/90 mm Hg. Betont wird in der Leitlinie, dass Lifestyle-Modifikationen die Grundlage einer antihypertensiven Therapie darstellen. Die Beratung der Patienten mit Hypertonie in der Apo- theke nimmt einen hohen Stellen- wert ein. Eine aktuelle Prävalenzstu- die zeigt, dass im Jahr 2018 bei 26,3 Prozent der gesetzlich Krankenversi- cherten, d. h. bei 19 Millionen Men- schen, eine Hypertonie festgestellt wurde. 3 Ein sehr hoher Prozentsatz der Herzinfarkte und Schlaganfälle könnte vermieden werden, wenn rechtzeitig etwas gegen den zu ho- hen Blutdruck getan werden würde. Aufgrund der fehlenden Symptome ist ein Bluthochdruck nur durch Mes- sungen feststellbar. Kunden fragen nach einer Blutdruckmessung in der Apotheke oder kaufen dort ein Blut- druckmessgerät. Nicht immer wer- den Blutdruckmessungen von Patien-
Matthias Bauer (Freudenberg) ist Fachapotheker für theo- retische und praktische Ausbildung und leitet seit 2008 die PTA-Fachschule Siegen.
Matthias Bauer
• Austreibungsphase: Sobald der Kam- merdruck den Blutdruck in den Ar- terien übersteigt, öffnen sich die Taschenklappen (Aorten- und Pulmo- nalklappe) und es kommt zum Aus- wurf des Blutvolumens sowohl von der rechten Kammer in die Lunge (Pul- monalarterie) als auch von der linken Kammer in die Aorta. Der Systolische Blutdruck ist der maxima- le Druck im Gefäß (= Spitzendruck). Er ent- steht während der Herzkammersystole. Die Diastole ist die Erschlaffungsphase des Herzens. Sie unterteilt sich in folgen- de zwei Phasen: • Entspannungsphase: Der Herzmuskel entspannt sich mit sinkendem Kam- merdruck und die Taschenklappen schließen sich. • Füllungsphase: Der Kammerdruck sinkt unter den Blutdruck im Vorhof, die Segelklappen (Triscupidal- und Mi- tralklappe) öffnen sich und es kommt zur Füllung beider Kammern mit Blut aus den Vorhöfen. Der Diastolische Blutdruck ist der minima- le Druck im Gefäß während der Herzkam- mersystole. Dieser Druck wird auch in der Zeit zwischen zwei Herzschlägen nicht unterschritten und ist das Maß für die Dauerbelastung der Gefäßwände. Der Mitteldruck (MAD) oder mittlere arterielle Blutdruck ist ein zu berechnen- der Wert, der die Größe des Blutdrucks als treibende Kraft im Körperkreislauf angibt. Er entspricht nicht exakt dem arithmeti- schen Mittel zwischen systolischem und
ten korrekt durchgeführt und Antihy- pertonika werden oft nicht ord- nungsgemäß eingenommen. Für die Apotheke ergibt sich hier aufgrund der sehr hohen Zahl an Hypertoni- kern und der Bedeutung der Hyperto- nie auf Mortalität und Morbidität in unserer Bevölkerung ein großes und bedeutsames Beratungsfeld. Der Blutdruck Der Blutdruck ist die Kraft, die das Blut auf die Gefäßwand der Arterien und Venen ausübt. Gemessen wird in der konventio- nellen Einheit Millimeter Quecksilbersäule = mm Hg (1 mm Hg = 1 Torr = 14 mm WS = 1,3 hPa). Man unterscheidet zwischen einem venösen und einem arteriellen Blutdruck. Im klinischen Sprachgebrauch ist aber meist der arterielle Blutdruck ge- meint. Der arterielle Blutdruck hängt phy- sikalisch von folgenden Faktoren ab: • Gefäßwiderstand der Arterien (Durchmesser) • Herzminutenvolumen • Blutvolumen im Gefäßsystem • Entfernung zum Herz (näher/tiefer) (Strecke) Die Systole ist die Kontraktionsphase des Herzens. Sie unterteilt sich in folgende zwei Phasen: • Anspannungsphase: Die Anspannung des Herzmuskels erzeugt einen Druck- anstieg in den Herzkammern. Wäh- rend dieser Phase sind alle Herzklap- pen geschlossen.
16 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal
Made with FlippingBook Annual report maker