Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2021

DR. HELGA BLASIUS

TABELLE 2: Impfstoffe im Rolling Review durch die EMA (Stand: 6. April 2021).

häufige COVID-19-Exposition) scheint NVX-CoV2373 schlagkräftig zu sein.

Name und Impfstofftyp NVX-CoV2373 (Proteinbasiert)

Entwickler

Zulassungen und Studien, Wirksamkeit

CVnCo

Novavax (USA)

Phase-III-Studie PREVENT-19 (NCT04611802) in den USA und Mexiko; nach vorläufigen Ergebnissen Wirksamkeit von 90,4 % Phase-III-Studie (NCT04583995) in UK; nach vorläufigen Ergebnissen Wirksamkeit von 89,3 % Globale Phase IIb/III-Studie HERALD (NCT04652102) und Phase-III-Studie mit der Universitätsmedizin Mainz an Mitarbeitern im Gesundheitswesen (NCT04674189); nach Zwischenergebnissen Wirksamkeit von 47 % Registrierung in Russland am 11. August 2020 Phase-III-Studie (NCT04530396); nach Zwischenergebnissen Wirksamkeit von 91,6 %

Der Impfstoffkandidat CVnCoV basiert auf optimierter, chemisch nicht-modi- fizierter mRNA, die für das präfusions- stabilisierte Spike-Protein des SARS-CoV- 2-Virus kodiert und wie die mRNA-Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna in Li- pid-Nanopartikeln (LNP) formuliert ist. Im Dezember 2020 startete CureVac mit der zulassungsrelevanten Phase IIb/III-Studie HERALD mit mehr als 35.000 Teilnehmern in Europa und Lateinamerika. Nach ei- ner Zwischenanalyse der Studie, über die CureVac Mitte Juni informierte, konnte der Impfstoff in der Studie leider nicht überzeugen. Die Wirksamkeit der mRNA- Vakzine lag lediglich bei 47 %. Derzeit wird darüber spekuliert, ob eine zu niedrige Dosierung oder auch die Virusmutationen für das schlechte Abschneiden verant- wortlich sein könnten. Am 11. August 2020 hatte Russland den weltweit ersten COVID-19-Impfstoff mit Namen Sputnik V (Gam-COVID-Vac bzw. Gam-COVID-Vac Lyo) zugelassen. Als erster und bisher einziger setzt der Vek- torimpfstoff für die Erst- und die Booster- Impfung zwei unterschiedliche Vektorvi- ren ein, nämlich zunächst das Adenovirus 26 (Ad26), das auch für die Vakzine von Johnson & Johnson verwendet wird, und danach das Adenovirus 5 (Ad5). Damit sollen hinderliche Immunreaktionen auf die erste Dosis umgangen werden. Das Immunsystem kann nämlich auch An- tikörper gegen die Adenoviren bilden. Werden bei der zweiten Impfung die glei- chen Viren als „Genfähren“ eingesetzt, so besteht die Gefahr, dass sie schon vor Er- reichen ihrer Zielzellen eliminiert werden, womit die Booster-Wirkung der zweiten Dosis zumindest abgeschwächt werden könnte. 6 Die Registrierung des Impfstoffs in Russland hatte weltweit heftige Kri- tik ausgelöst, denn sie war offensichtlich noch vor Beginn der breiten klinischen Erprobung erteilt worden. Erst im Sep- tember 2020 startete eine Phase-III-Studie (NCT04530396) mit 40.000 Teilnehmern. Am 2. Februar 2021 wurde im Lancet eine Interimsanalyse der Studie an knapp Überstürzte Zulassung von Sputnik V

CVnCoV mRNA

CureVac (Deutschland)

Gam-COVID-Vac Sputnik V) (Vektor-Impfstoff)

lokal möglich

20.000 Probanden, von denen rund 15.000 den Impfstoff erhalten hatten, publiziert. 7 Hiernach soll der Impfstoff eine Wirksam- keit von 91,6 % haben.

Empfehlungen der STIKO für die Impfabstände

Auf der Basis der Zulassungen und der vor- liegenden Wirksamkeitsdaten empfiehlt die STIKO einen Impfabstand von • sechs Wochen für mRNA-Impfstoffe (BioNTech/Pfizer, Moderna) und • neun bis zwölf Wochen für den Vek- tor-basierten Impfstoff von Astra- Zeneca (Stand: 7. Empfehlung). In den Zulassungen werden für die Impf- stoffe andere Vorgaben ausgewiesen (Tab. 1). Die STIKO begründet ihre Emp- fehlung mit Erkenntnissen aus den Zu- lassungsstudien. Hiernach soll bereits die erste Impfung einen relevanten Schutz auslösen, der ohne Wirkverlust über meh- rere Wochen anhält. Zu anderen planba- ren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach jeder COVID- 19-Impfung eingehalten werden. Notfall- impfungen sind davon ausgenommen. Laut STIKO-Empfehlung sollte eine begon- nene Impfserie gegenwärtig immer mit demselben Produkt abgeschlossen wer- den. Eine Ausnahme gilt für die Impfung von Personen, die bereits eine erste Dosis von Vaxzevria® erhalten haben. Für sol- che Fälle empfiehlt die STIKO (Stand 1. Juli 2021) als Zweitimpfung eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs, wobei nach ärztlichem Ermessen hiervon abgewichen werden kann. Nach aktuellen Studienergebnis- sen sei die Immunantwort nach hete- rologem Impfschema (Vaxzevria®/mR- NA-Impfstoff) der Immunantwort nach Impfserie immer mit dem gleichen Impf- stoff – außer bei Vaxzevria ®

Wirken die Impfstoffe gegen die neuen Varianten?

Laut RKI ist aktuell (Stand Anfang April 2021) davon auszugehen, dass die verfüg- baren Impfstoffe auch gegen die neuen Varianten wirksam sind. Dadurch, dass sie gegen viele unterschiedliche Bereiche (Ep- itope) des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 neutralisierende Antikörper sowie eine T-Zell-Immunität induzieren, dürften ein- zelne Mutationen in der Regel keinen sehr großen Einfluss auf die Wirksamkeit der Impfstoffe haben, so die Sichtweise des RKI. Für die „britische“ Linie B.1.1.7 zeigten sich in verschiedenen Studien bislang nur geringe bis mäßige Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfstoffe. Dies betrifft sowohl den Vektor-basierten Impfstoff Vaxzevria® (AstraZeneca), 8 als auch die mRNA-Impfstoffe Comirnaty® bzw. die COVID-19 Vaccine von Moderna. 9 Die bis- lang in Europa nur sehr selten nachgewie- senen Linien B.1.351 bzw. P.1 tragen weite- re Mutationen (z. B. auch in der wichtigen Rezeptorbindestelle), die die Wirksam- keit der Impfstoffe deutlicher reduzieren könnten. Moderna prüft bereits einen va- riantenspezifischen Booster-Kandidaten namens mRNA-1273.351, basierend auf der „südafrikanischen“ B.1.351-Variante, sowie einen multivalenten Booster-Kan- didaten mit Namen mRNA-1273.211, der Modernas zugelassenen Impfstoff mRNA- 1273 und mRNA-1273.351 in einem einzi- gen Impfstoff kombiniert.

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 13

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