Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 2/2021
COVID-19- IMPFSTOFFE
geimpften Personen ab 16 Jahren (davon etwa 170.000 über 60 Jahre alt) im Ver- gleich mit ebenso vielen nicht-Geimpften analysiert. 4 Bei Personen ab 70 Jahren und jüngeren Altersgruppen wurde eine ähnli- che Wirksamkeit wie in klinischen Studien festgestellt (94 bis 96 %). ln den letzten Wochen wurde die mR- NA-Vakzine von Biontech/Pfizer sowohl in Israel als auch in den USA mit einem erhöhten Risiko für Herzmuskelentzün- dungen in Verbindung gebracht. Auch in Deutschland gab es etliche Fallberichte. Das Phänomen wurde hauptsächlich bei jüngeren Männern im Alter von 16 bis 19 Jahren berichtet und überwiegend nach der zweiten Impfdosis. Die Erkrankungen verliefen weitaus leicht. Nach Einschät- zung des PEI deutet die Kalkulation der erwarteten Anzahl einer Myokarditis in der gesamten geimpften Kohorte (alle Altersgruppen) und der Vergleich mit der berichteten Fallzahl nicht auf ein Risikosi- gnal hin. Bei der Europäischen Arzneimit- tel-Agentur bewertet der Ausschuss für Arzneimittelsicherheit (PRAC) das Risiko in einem laufenden Verfahren. Fast genauso wirksam wie die BioNTech/ Pfizer-Vakzine ist der zweite Nukleinsäu- re-basierte Impfstoff Spikevax® des ame- rikanischen Biotechnologieunternehmens Moderna (s. Tab. 1). Nach einer Mitteilung von Mitte März 2021 ist Moderna bereits in die klinische Erprobung von COVID- 19-Impfstoffkandidaten der nächsten Ge- neration eingestiegen. Erforscht werden die Sicherheit und Immunogenität eines neuen Kandidaten namens mRNA-1283. Dieser codiert für die Teile des SARS-CoV- 2-Spike-Proteins, die für die Neutralisation kritisch sind, insbesondere die Rezeptor- bindungsdomäne (RBD) und die N-termi- nale Domäne (NTD). Außerdem soll eine Einzeldosis von mRNA-1283 mit der zu- gelassenen zwei-Dosis-Serie von mRNA- 1273 verglichen werden. mRNA-1273 von Moderna und Weiter- entwicklungen
verabreicht werden muss. Entwickelt wur- de er von Janssen Pharmaceutica NV, ei- nem Unternehmen der Pharmasparte des Konzerns Johnson & Johnson, mit Sitz im belgischen Beerse. Ebenso wie die Vakzine von AstraZeneca nutzt er ein nicht ver- mehrungsfähiges Erkältungsvirus (Ade- novirus) als „Genfähre“. Im Gegensatz zu dem Schimpansen-Adenovirus (ChAdOx1) des AstraZeneca-Impfstoffs handelt es sich jedoch um ein humanes Adenovirus (Ad26). Aktuell kursieren in der Öffentlich- keit vielfach Meinungen über „gute“ und „schlechtere“ Corona-Impfstoffe. Die STI- KO betont in ihrem Beschluss zur 7. Aktu- alisierung der COVID-19-Impfempfehlung, dass alle vier derzeit zugelassenen Impf- stoffe hinsichtlich des Individualschutzes und der Bekämpfung der Pandemie nach derzeitigem Wissen als „gleichermaßen geeignet beurteilt“ werden. 5 Ob in den nächsten Wochen in der EU noch weitere COVID-19-Impfstoffe zuge- lassen werden bleibt abzuwarten. Seit An- fang Februar läuft der Rolling Review für den Impfstoffkandidaten NVX-CoV2373 des US-amerikanischen Biotech-Unter- nehmens Novavax, seit dem 12. Februar 2021 für die mRNA-Vakzine CVnCoV des Tübinger Entwicklers CureVac, und am 4. März 2021 ist die EMA auch in die fortlau- fende Überprüfung von Sputnik V (Gam- COVID-Vac) aus dem russischen Gama- leya-Institut eingestiegen (s. Tab. 2). Der proteinbasierte Impfstoffkandidat NVX-CoV2373 enthält virusähnliche Parti- kel (Virus like Particles, VLP), die das Spike- Protein von SARS-CoV-2 präsentieren und zusammen mit einem Matrix-M1-Adju- vans auf Saponin-Basis in Nanopartikeln formuliert sind. Im Juni teilte Novavaxmit, dass sein Impfstoff in der zulassungsrele- vanten Phase-III-Studie PREVENT-19-Stu- die (NCT04611802) eine Gesamt-Wirk- samkeit von 90,4 % erzielt habe. Schweres und mittelschweres COVID-19 wurden zu 100 % verhindert. Auch gegen die Coro- navirus-Varianten und bei „Hochrisiko“- Populationen (über 65 Jahre, unter 65 Jah- ren mit bestimmten Komorbiditäten oder Drei weitere Impfstoffe im Rolling Review NVX-CoV2373
Firma AstraZeneca in die Schlagzeilen. Abweichend von der EMA ermittelte die Ständige Impfkommission (STIKO) beim RKI durch einen anderen Ansatz bei der Bewertung der Studienlage eine Wirk- samkeit von 70 statt wie die EMA knapp 60 % (s. Tab. 1). Außerdem riet die STIKO zunächst davon ab, die Vakzine auch bei den über 65-Jährigen einzusetzen, eine Empfehlung, die am4. März 2021 revidiert wurde. Am 18. März 2021 kam der Aus- schuss für Risikobewertung imBereich der Pharmakovigilanz (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee, PRAC) bei der EMA zu dem Ergebnis, dass der Nutzen des Impfstoffs den Risiken überwiegt. Die Bedenken betreffen eine auffällige Häu- fung einer speziellen Form von sehr sel- tenen Hirnvenenthrombosen (Sinusven- enthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozyto- penie) und Blutungen. Alle gemeldeten Fälle waren bis 16 Tage nach Impfung auf- getreten und wurden überwiegend bei Frauen im Alter ≤55 Jahren beobachtet. Um das Risiko zu begrenzen, wurde ein entsprechender Warnhinweis in die Fach- und Gebrauchsinformationen aufgenom- men. Die Geimpften sollten angewiesen werden, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Bein- schwellungen oder anhaltende Bauch- schmerzen entwickeln. Außerdem sollten Personen, die nach der Impfung neurolo- gische Symptome aufweisen (z. B. starke oder anhaltende Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen) oder bei denen nach einigen Tagen auf der Haut Bluter- güsse außerhalb des Verabreichungsortes der Impfung auftreten, umgehend einen Arzt aufsuchen, heißt es in dem dazuge- hörigen Rote-Hand-Brief. Am 7. April 2021 hat die EMA das positive Nutzen-Risiko- Verhältnis für Vaxzevria® über alle Alters- gruppen erneut bestätigt und es den EU- Mitgliedstaaten überlassen, wie sie den Impfstoff in ihren nationalen Impfkam- pagnen einsetzen. Die STIKO hatte am 30. März 2021 empfohlen, nur noch Personen ab 60 Jahren damit zu impfen.
Wirbel um die AstraZeneca-Vakzine
COVID-19 Vaccine Janssen ®
Schon mit der Erteilung der Zulassung Ende Januar 2021 geriet der Vektor- basierte COVID-19-Impfstoff AZD1222 (Vaxzevria®) der Universität Oxford in Großbritannien und der schwedischen
Die COVID-19 Vaccine Janssen® (COVID- 19-Impfstoff Ad26.COV2-S [rekombinant]) ist der vierte Corona-Impfstoff in der EU (s. Tab. 1) und der erste, der nur einmal
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