Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)

Der Sicherheitsgurt in der Psychopharmakotherapie

Lösungsinstrumente zur Erhöhung der AMTS in der Selbstmedikation sind in die- sem Fall: • Kundenkonto  Kenntnis der weite- ren Medikation • Medikationsplan  Gesamtüberblick, ermöglicht das Erkennen von ABP • Sensibilität für die Rolle der Ko-Medi- kation/ Begleiterkrankungen • Wissen um die Unterschiede einzelner Substanzen • W-Fragen konsequent anwenden. Die Bereitstellung von erlangtem Detail- wissen ist eine der Grundlagen für die re- flektierte Arzneimittelabgabe im OTC-Be- reich. Problematisch sind dabei die Phäno- mene des Vergessens, des Noch-nicht-Wis- sens und das schiere Übermaß an Informa- tionen zu jedem einzelnen Arzneistoff. Einen Umgang mit diesen Stolpersteinen ermöglichen einfache Werkzeuge wie der Verkaufshinweis bei potentiell inadäqua- ten Medikamenten (PIM) sowie die Mar- kierung der Schubladen bzw. Regalböden in der Sichtwahl (vgl. Anm. 9). Beide In- strumente sensibilisieren VOR der Arznei- mittelabgabe zum Stellen der richtigen W-Frage im passenden Moment. Eben- falls schnell gemacht ist ein Interaktions- check mit der ABDA-Datenbank, er dau- ert auch beim Laufkunden nur wenige Sekunden, liefert dafür die Quintessenz aus der Überfülle von (un-)bekannten In- formationen und gewährleistet die hoch- wertige Beratung in situ. Informationslücke versus Informations- flut

Abbildung 4: Risikofaktoren für TpP Abbildung 2: Risikofaktoren für TdP.

renden Meldungen. Konsequente Folge ist die fachkundige Bewertung (Folgen- abschätzung und Beurteilung des Gefähr- dungsgrades) sowie die Entscheidung, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen. Lösungen für gut quantifizierbare Wech- selwirkungsfolgen, wie Blutdruckan- stiege oder Auswirkungen auf den Blut- zucker, sind gut nachvollziehbar und dem Patienten leicht zu erklären: Es be- darf lediglich eines geeigneten Messge- rätes zur Bestimmung des Schweregrades der Interaktion. Der Patient oder pfle- gende Angehörige können – nach Aufklä- rung – die Überwachung selbst überneh- men. Schwieriger ist die Lage beim teils ungewohnten Umgang mit CAVE-Mel- dungen, die einerseits häufig vorkom- men, deren Lösung sich andererseits nicht auf den ersten Blick erschließt. Kardioto- xische Interaktionen zählen dazu. Am Bei- spiel der Torsade-de-pointes-Arrhythmie soll der professionelle Umgang mit kom- plexeren Interaktionen erläutert werden. Risikostratifizierung – Grundlage für überlegte E tsch idu gen Wesentlich zur Beurteilung der Situation ist eine Risikostratifizierung, das heißt die Anzahl und Ausprägung der Risikofaktoren wird erfasst und anschließend bewertet (Abbildung 5: Umgang mit TdP: Risikoabwägung). Welcher Wirkstoff weist ein hohes TdP-Risiko auf, welcher nur ein geringes? Umfassende Informationen sind unter www.cr diblemed s.com kostenfr i erhältlich 11 . Alternativempf hlunge , das heißt mögl cherweise besser geeignete Wirkstoffen mit g ringerer Interaktionsneigung können auf dieser Homepage recherchiert werden. Resultate der Suche können als Grundlage eines Arztgespräches dienen, um auf eventuelle Rückfragen vorbereitet zu sein. Wichtig ist die weitere Überlegung, ob der gefundene Alternativwirkstoff zur Behandlung der vorliegenden Erkrankung dient. Ein Blick in die jeweilige Leitlinie 12 schafft vor dem Arztgespräch Klarheit . Irritierende Gesprächsverläufe können dadurch leic t vermieden werden. lären Tachykardie, das heißt die Herz- kammern weisen eine charakteristisch be- schleunigte Schlagfrequenz auf. Im EKG zeigt sich ein typischer spindelförmiger Verlauf mit periodischer Änderung der Amplitude. Problematisch ist die damit einhergehende Kreislaufinsuffizienz, wel- che über Schwindel bis hin zur kardialen Synkope (Ohnmacht) reichen kann. Häu- fig sind die Beschwerden selbstlimitie- rend, eskalierende Verläufe bis hin zum tödlichen Ausgang sind möglich. Kon- krete Angaben zu Prävalenz und Inzidenz fehlen aufgrund der Seltenheit der TdP, retrospektiv lassen sich jedoch Risikofak- toren ermitteln. Typisch ist das gleichzei- tige Auftreten verschiedener Risikofak- toren (Abbildung 2), insbesondere Psy- chopharmaka weisen kardiotoxische Ne- benwirkungen auf. Multimorbidität und Polypharmazie können die kardiotoxische Vulnerabilität weiter steigern, so dass der Apotheke eine wichtige Funktion der Früherkennung der medikamentenindu- zierten TdP zukommt. 10 Strukturierte Abläufe eines Medikations- managements ermöglichen eine Risiko- bewertung sowie gegebenenfalls die Ein- leitung der risikolimitierenden Maßnah- 9 Torsade de pointes – kurz auf den Punkt TdP sind eine Sonderform der ventriku-

Interaktionen II: Torsade de pointes (TdP)

Mit zunehmender Anzahl an Medikamen- ten nimmt auch die Interaktionswahr- scheinlichkeit zu, eine wesentliche Auf- gabe des pharmazeutischen Personals ist deren Detektion mittels CAVE-Modul und der sichere Umgang mit den resultie-

26 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe – l de Apothek kammer Westfalen-Lippe

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