Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)
Prof. Eugen Verspohl
wirkungen hervorgerufen werden. Der First-pass-Effekt lipophiler Basen ist durch Nahrungsbestandteile deutlich vermin- dert und somit die Bioverfügbarkeit/Wir- kung einiger β -Rezeptorenblocker, wie zum Beispiel Propranolol und Metoprolol, erhöht. Zusammen mit dem Frühstück eingenommen sind deren Blutspiegel höher (> 40 Prozent), als wenn sie nüch- tern eingenommen werden. Die Ursache liegt darin, dass die Leberenzyme mit dem Verdauen gehaltreicher, fetthaltiger Nahrung beschäftigt sind und so während dieser Zeit die genannten Arzneistoffe dem ersten Lebermetabolismus entgehen. Deshalb wirken diese stärker als gewohnt. Auch die gesteigerte postprandiale Leber- durchblutung durch die Nahrung (Protei- ne) ist wahrscheinlich mitbeteiligt. Andere β- Blocker, wie Penbutolol (Beta- pressin®) und Pindolol (Visken®) werden dagegen nicht durch eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme beeinflusst, obwohl auch sie einem First-pass-Effekt unter- liegen. Atenolol (Tenormin®) und Sota- lol (Sotalex®) unterliegen als hydrophile β- Blocker keiner präsystemischen Clea- rance und können auf diese Weise nicht durch Nahrungsmittel beeinflusst sein. Drei Arten von β- Blockern gilt es zu un- terscheiden: a) β -Blocker mit First-pass-Effekt, die ei- ner Beeinflussung hinsichtlich ihrer Wirkungsstärke durch die Nahrungs- aufnahme unterliegen, a) β -Blocker, die einem First-pass-Effekt unterliegen, die nicht durch Nahrungs- aufnahme beeinflussbar ist und a) β -Blocker, die überhaupt keinen First- pass-Effekt aufweisen. Ein anderer Arzneistoff für den unter a) beschriebenen Fall ist Hydralazin (in Tre- loc®, Trepress®). Durch Nahrungsaufnah- me ist die AUC mehr als verdoppelt, da First-pass in Darmzellen reduziert ist.
Andere Arzneistoffe für den unter b) be- schriebenen Fall sind beispielsweise Pra- zosin und Amitriptylin.
ne äußerst geringe Bioverfügbarkeit. Die gleichzeitige oder auch nur gering ver- setzte Aufnahme von Nahrung, sowie die Chelatbildung mit Ca 2+ -Ionen aus Milch, aber auch aus Mineralwässern oder Fe 2+ - Ionen reduzieren noch weiter ihre Biover- fügbarkeit, verbunden mit einem unbe- merkten Therapieversagen. hinweise: • Einnahme aller Bisphosphonate mit viel Leitungswasser (>250ml) wegen der Gefahr der Entzün- dung der Speiseröhre, Anwen- dung im Sitzen (auch danach für 30 Minuten nicht hinlegen) • Alendronat (Fosamax®), Rise- dronat (Actonel®): Einnahme morgens nüchtern mit einem vollen Glas Leitungswasser (nicht Mineralwasser). Andere Medika- mente, wie Antacida und Mine- ralstoff-Präparate mit 30 Minu- ten Abstand einnehmen. • Clodronat (Bonefos®), Etidro- nat (Didronel®): Nicht mit Milch einnehmen, ferner eine Stunde (Clodronat) bzw. zwei Stunden (Etidronat) vor und nach der Ein- nahme nichts essen.
hinweise: Gruppe a
(Propranolol, Metoprolol): unbedingt zum gleichen Zeitpunkt (gleicher Ab- stand zur Nahrungsaufnahme), am besten zur Mahlzeit für den mög- lichst höchsten Effekt. Ein Metopro- lol-Präparat mit „Zero-Order Kine- tik“ (Beloc-Zok®, übrigens 1990 die erste Multi-unit Tablette) kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden, da es sehr kleine Pellets ( Ø 0,5mm) als Diffusionszelle aufweist und unauffällig für diese Problema- tik ist. Gruppe b (Penbutolol (Betapressin®) und Pin- dolol (Visken®)): kein Hinweis not- wendig Gruppe c (Atenolol (Tenormin®) und Sotalol (Sotalex®)): kein Hinweis notwendig.
First-pass-Effekt (Verringerung der Bio- verfügbarkeit)
Chlorpromazin:
Weitere Gründe und Beispiele für eine Veränderung der Bioverfügbarkeit
Verlangsamung der Magenentleerung und dadurch Anstieg des First-pass-Ef- fekts und Verringerung seiner Bioverfüg- barkeit.
First-pass-Effekt (verstärkte Wirkung)
Die Bioverfügbarkeit, also das Ausmaß des Auftauchens des Arzneistoffs im sy- stemischen Kreislauf, kann auch beein- trächtigt sein, wenn eine Substanz einer präsystemischen Metabolisierung (First- pass-Effekt) unterliegt. Die Schwierig- keiten beim Einsatz eines Arzneistoffs mit First-pass-Effekt bestehen darin, dass ab einer bestimmten Dosis plötzlich überpro- portionale Konzentrationsanstiege des Wirkstoffs und damit gefährliche Begleit-
Levodopa:
Abnahme der systemischen Bioverfügbar- keit durch Vitamin B6 in der Nahrung (Be- schleunigung der präsystemischen Clea- rance).
Theophyllin
Wegen seiner geringen therapeutischen
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