Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2020

DR. HELGA BLASIUS

Tausendsassa Hanf Aufgepasst bei Hanf- und Cannabidiol-Produkten in Apotheken

Produkte aus Hanf, speziell solche mit dem nicht rauscherzeugenden Cannabinoid Cannabidiol, erleben derzeit einen regelrechten Hype. Der Markt ist unübersichtlich, die rechtli- che Einordnung oft intransparent und zweifelhaft. Dieser Artikel ver- mittelt einen Überblick über den komplexen regulatorischen Rahmen für hanfhaltige Produkte, mit einem besonderen Fokus auf Cannabidiol. Hanf gehört zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Erde. Die Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Hanfplanze Cannabis sativa L. enthalten etwa 500 unterschiedliche Inhaltsstof- fe, darunter etwa 100 Cannabinoide. Die wichtigsten sind das berauschende Δ9- Tetrahydrocannabinol (THC) und das am zweithäufigsten vorkommende, nicht berauschende Cannabidiol (CBD). Die Cannabinoide werden von Drüsenhaaren produziert, die sich mit Ausnahme von Sa- men und Wurzel auf der gesamten Hanf- pflanze befinden. Sie liegen in der Pflanze überwiegend als Carbonsäuren vor (THC- A bzw. CBD-A). THC hat analgetische und psychotrope Eigenschaften, während CBD antiinflammatorische und schmerzmodu- latorische Wirkungen zugeschrieben wer- den (Abb. 1).

Dr. Helga Blasius (Remagen) ist Apothekerin mit der Wei- terbildung als Apothekerin für Arzneimittelinformation und Diplom-Übersetzerin für Japanisch und Koreanisch. Seit 1991 ist sie freiberuflich in den Bereichen Fachjourna- lismus, wissenschaftliche und regulatorische Beratung und Übersetzungen tätig.

Dr. Helga Blasius

Ausnahme für Nutzhanf und Produkte aus Nutzhanf

(BtMG). Das BtMG unterscheidet zwi- schen Cannabis gemäß der • Anlage III (Verwendung zu medizini- schen Zwecken) • Anlage I (grundsätzlich nicht verkehrs- fähiges und nicht verschreibungsfä- higes Cannabis). Dazu gehören das Cannabisharz (Haschisch) sowie Ma- rihuana, Pflanzen und Pflanzentei- le der zur Gattung Cannabis gehören- den Pflanzen. Bei dem letztgenannten Eintrag in Anla- ge I gibt es allerdings Ausnahmeregelun- gen. Eine betrifft die Samen von Canna- bis, die in der Regel keine Cannabinoide enthalten (Buchstabe a)), es sei denn, sie sind zum unerlaubten Anbau bestimmt. Auch aus Cannabissamen hergestellte Le- bensmittel wie Hanfsamen-Salatöl, Hanf- samen-Bier oder Hanfsamen-Schokolade fallen deshalb nicht unter das BtM-Recht. THC

Die zweite betrifft den Nutzhanf (Buch- stabe b)). Die Fasern des Nutzhanfs wer- den beispielsweise in der Textilindustrie weiterverarbeitet, während die Blätter, Blüten und Samen in diversen Branchen, wie der Lebensmittel- und Kosmetikin- dustrie Verwendung finden. Als Nutzhanf verwendete Pflanzen und Pflanzenteile von Cannabis sind nur dann von den be- täubungsmittelrechtlichen Vorschriften ausgenommen, wenn sie aus dem Anbau in EU-Ländern mit zertifiziertem Saat- gut stammen (THC-Gehalt der Sorten ≤ 0,2 Prozent), oder ihr Gehalt an THC 0,2 Prozent nicht übersteigt und der Verkehr mit ihnen (ausgenommen der Anbau) ausschließlich gewerblichen oder wis- senschaftlichen Zwecken dient, die einen Missbrauch zu Rauschzwecken ausschlie- ßen. Diese drei Kriterien müssen kumula- tiv vorliegen. Die Ausnahmeregelung des BtMG bezieht sich auf Hanf bzw. Cannabis als Rohstoff (Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflan- zen). Da sie auf gewerbliche oder wissen- schaftliche Zwecke beschränkt ist, dürfen unbearbeitete oder lediglich bearbeitete Pflanzenteile (z. B. getrocknetes und zer- kleinertes Pflanzenmaterial) nicht an den Endverbraucher abgegeben werden. Zu- bereitungen daraus, inklusiver solcher mit Cannabidiol, bewegen sich in einer Grauzone.

Regelungen zu Cannabis im Betäubungsmittelgesetz

Cannabis sativa L. unterliegt den Rege- lungen des Betäubungsmittelgesetzes

ABBILDUNG 1: Tetrahydrocannabinol (THC) hat analgetische und psychotrope Eigen- schaften, während Cannabidiol (CBD) antiinflammatorische und schmerzmodulatori- sche Wirkungen zugeschrieben werden. THC CBD

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