Fortbildung aktuell – Das Journal Ausgabe 2023

DR. OL IVER SCHWALBE / ANNE LAHN

Aktionstage herausgestellt. An diesen können Patient*innen gezielt vom gesam ten pharmazeutischen Personal angespro chen und die pharmazeutische Dienstleis tung angeboten werden.

Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation

ZENTRALE INFORMATIONEN Wichtige Informatio

Patientinnen, die eine Polymedikation er halten (d.h., sie nehmen fünf oder mehr systemisch wirkende Medikamente/In halativa als Langzeittherapie ein), haben durch diese Dienstleistung die Möglich keit, einmal jährlich oder bei bedeutenden Therapieänderungen, eine umfassende pharmazeutische Überprüfung ihrer ge samten Medikation inklusive Selbstme dikation zu erhalten. Dies beinhaltet zum Beispiel die Kontrolle auf Doppelverord nungen, Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Anwendungspro bleme. Im Zuge eines persönlichen Ge sprächs wird die gesamte Medikation, die von den Patientinnen von zu Hause mit gebracht wird, erfasst. Dabei werden auch Daten aus der Apotheke, von mitgebrach ten Medikationsplänen und Arztberichten berücksichtigt, sofern diese vorliegen. Für eventuell auftretende, klinisch relevante medikamentenbezogene Probleme wer den Lösungsansätze entwickelt. In einem abschließenden Gespräch erhält die/der Patientin einen aktualisierten Medika tionsplan. Mit Zustimmung des/der Pa tientin erhält der/die hauptsächlich ver ordnende Arzt/Ärztin den aktualisierten Medikationsplan und einen Bericht. Die Durchführung des Brown-Bag Gesprächs sollte in einem geeigneten se paraten Raum bzw. einem abgeschirmten Was sollten die Patient*innen zum Termin mit in die Apotheke bringen? • Alle Arzneimittel, auch Pflaster, Tropfen, Cremes, Notfallspray und Inhalatoren, die sie einnehmen oder anwenden • Vitamine, Mineralstoffpräparate oder andere Nahrungsergänzungs mittel • Nur den Beipackzettel von Arznei mitteln, wenn diese im Kühlschrank aufbewahrt werden oder von Betäu bungsmitteln • Aktueller Medikationsplan und Dosierungsanweisungen • Ggf. aktuelle Arztberichte und La borwerte oder Entlassberichte des Krankenhauses CHECKLISTE ZUM BROWN-BAG-GESPRÄCH

nen zu den Pharmazeu tischen Dienstleistun gen finden Sie im pDL Campus der ABDA.

Erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung

Mit dieser Dienstleistung bekommen Er wachsene und Kinder ab sechs Jahren die Möglichkeit, bei der erstmaligen Ver schreibung von inhalativen Medikamen ten oder bei jedem Wechsel des Gerätes ihre Inhalationstechnik in der Apotheke nach einem standardisierten Verfahren zu trainieren. Dieses Training kann alle 12 Monate zu wiederholt werden, voraus gesetzt, sie haben in den vorherigen 12 Monaten keine Schulung in einer Arztpra xis oder einer anderen Apotheke erhalten und sind nicht im DMP Asthma/COPD registriert. Das Ziel dieser Dienstleistung besteht darin, die korrekte Anwendung von Inhalatoren zu fördern und sowohl die Therapietreue als auch die Wirksam keit der verordneten Behandlung zu ver bessern. Hier besteht ein großer Bedarf: Eine Studie aus Deutschland kommt zur Erkenntnis, dass bei vier von fünf Patienten*innen die Anwendung inha lativer Arzneimittel fehlerhaft ist. 2 Auch im Berichts- und Lernsystem CIRS-NRW werden immer wieder Medikationsfehler bei der Anwendung von Inhalatoren do kumentiert. In der Apotheke erfolgt eine Anleitung zur richtigen Inhalationstechnik unter Verwendung eines „Dummy“-Ge räts oder eines Placebo-Geräts, das dem speziell verschriebenen Gerät entspricht (d.h. gemäß der ärztlichen Verordnung oder entsprechend Rabattvertrag). Wäh rend die Patient*innen das Gerät vorfüh ren, wird die Anwendung überprüft und dokumentiert. Danach werden etwaige Anwendungsfehler besprochen und die richtige Anwendung erneut geübt. Die Durchführung der Dienstleistung in einemgeeigneten separaten Raumoder abgeschirmten Bereich, der Privatsphäre für eine vertrauliche Beratung bietet, ist empfehlenswert. Im Vorfeld der Dienst leistung sollten u. a. die Bereitstellung und Organisation der notwendigen Materiali en (Beispielinhalatoren bzw. Placebos von häufig verschriebenen Inhalatortypen, Ar beitshilfen) organisiert werden.

Blutdruckkontrollraten, das heißt der Anteil der Patienten, die einen leitlinien gerechten Blutdruck unter Therapie auf weisen, nicht zufriedenstellend ist. Dieser Anteil liegt bei nur 30 %. 1 Patient*innen mit einer Hypertonie wird die Möglichkeit gegeben, den Erfolg ihrer medikamentö sen Blutdruckbehandlung in der Apotheke standardisiert einmal pro Jahr überprüfen zu lassen. Diese Überprüfung ist auch häufiger möglich, falls eine Änderung der antihypertensiven Therapie stattgefun den hat, das heißt frühestens zwei Wo chen nach Einlösung der Neuverordnung. Bei Patient*innen, bei denen der Blutdruck nicht ausreichend kontrolliert ist, kann drühzeitig eine Anpassung der antihyper tensiven Therapie durch den behandeln den Arzt vorgenommen werden. Dadurch können frühzeitig Anpassungen der anti hypertensiven Therapie durch den behan delnden Arzt vorgenommen werden, um langfristig schwerwiegende Folgen des Bluthochdrucks, wie z. B. Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Herzinsuffizienz, zu vermeiden. Nach einer fünfminütigen Ru hephase im Sitzen führt die Apotheke drei Messungen im Abstand von ein bis zwei Minuten durch. Die Empfehlungen basie ren auf dem Durchschnittswert (systo lisch/diastolisch) der zweiten und dritten Messung. Bei normalen Werten wird zur regelmäßigen Selbstüberwachung gera ten, bei auffällig erhöhten Werten wird den Patient*innen eine ärztliche Untersu chung empfohlen. Die altersabhängigen Empfehlungen wurden in Zusammenar beit mit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie e. V. (DGK) erstellt und sind auf einem übersichtlichen DINA4-Zettel zusammengefasst. Es ist empfehlenswert, die Blutdruck messung in einem geeigneten Raum oder einem abgetrennten Bereich durchzu führen, der eine private und vertrauliche Beratung gewährleistet. Als erfolgreich haben sich für diese Dienstleistung auch

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 5

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