Mitteilungsblatt 7/2024, 25. Oktober 2024

KAMMER IM GESPRÄCH

vorbei – weder an uns Inhabern noch an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbei tern“, so Ruwisch. „So kann und wird das Apothekenre formgesetz ganz sicher nicht bleiben“, verwies der Grünen-Bundestagsabgeord nete Robin Wagener auf das oft zitierte „Struck’sche Gesetz“, nach dem kein Ge setzesentwurf den Bundestag so verlasse wie er ursprünglich konzipiert sei. CDU MdB Dr. Oliver Vogt kritisierte die man gelhafte Einbindung des Berufsstandes in die Erarbeitung der Reformvorschläge und stellte ebenso wie Detmolds Bürgermeis ter Frank Hilker, der auch im Präsidium des Deutschen Städte- und Gemeinderates vertreten ist, den vergleichsweise niedri gen Anteil der Apotheken an den Gesamt ausgaben der Gesetzlichen Krankenver sicherungen heraus. Es könne nicht sein, dass Apotheken ausbluteten und zugleich die Krankenkassen an ihre Versicherten teure Hochglanzbroschüren verschickten, so Vogt. Wagener und SPD-Vertreter Dr. Den nis Maelzer verdeutlichten, dass es zum aktuellen Zeitpunkt der Debatte für die Apothekerschaft wichtig sei, eigene Vor schläge in das Gesetzgebungsverfahren einzuspielen – die AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff und AVWL-Vorstand Jan Harbecke postwendend lieferten. Großes Interesse an der Apotheke vor Ort „In der kommunalpolitischen Familie be steht ein großes Interesse an einer nach haltigen Apotheke vor Ort“, versicherte der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD), der auch Vorstandsmit glied des Städtetages NRW ist. Er zeigte Verständnis, dass es letztlich um die Aus kömmlichkeit des Betriebes gehe. Und er räumte ein, dass auch er seine Zweifel habe, dass im Entwurf des BMG für eine Apothekenreform alles bis zuletzt durch dacht worden sei. Dass eine Konsenssuche derzeit mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauter bach nicht möglich ist, bemängelten nicht nur die Apotheker*innen im Raum: „Es gibt eine schönere Art, in der Politik mit einander umzugehen“, kritisierte der Bie lefelder CDU-Landtagsabgeordnete Tom Brüntrup den Politikstil Lauterbachs. Apo theken ohne Apotheker zu schaffen, um das Problem des Fachkräftemangels und der steigenden Kosten anzugehen, hält Brüntrup jedenfalls für keine gute Lösung.

Neun Herren auf einen Streich: In Detmold diskutierten Dr. Lars Ruwisch (AKWL), Jan Harbecke (AVWL), Klaus Hansen (MdL, CDU), Robin Wagener (Grüne, MdB), Dr. Oliver Vogt (CDU, MdB), Frank Dieckerhoff (AKWL), Christian Schmidt (AVWL-Bezirksgruppe), SPD-Bürgermeister Frank Hilker und Dr. Dennis Maelzer (MdL, SPD).

Kritik nicht aus. Die geplante Abschaffung der apothekerlichen Präsenzpflicht sei die nächste Fehlentscheidung. „Ich bin nicht der Bodyguard von Karl Lauterbach“, damit machte die SPD Landtagsabgeordnete Christina Weng, Mitglied im Gesundheitsausschuss deut lich, dass sie als Landespolitikerin den Entwurf aus dem Bundesgesundheitsmi nisterium nicht zu verantworten hat. Sie versicherte aber mit klaren Worten: „Nie mand hat ein Interesse, die Versorgung der Bevölkerung in die Tonne zu treten.“ <

Apotheken ohne Apotheker sind auch für Dr. Christiana Bauer, CDU-Kreisvorsit zende in Bielefeld nicht der richtige Weg: „Apotheke verkauft kein Brot“, erklärte sie. Die Juristin hat zum Thema „Staatli che Maßnahmen zur Erhaltung einer flä chendeckenden Arzneimittelversorgung“ promoviert. In den vergangenen 20 Jah ren habe es eine Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen der Politik gegeben, was die Sicherung dieser Arzneimittelver sorgung anbetreffe, so Dr. Bauer – und nimmt auch ihre eigene Partei von dieser

Diskutanten bei der Regionalkonferenz in Münster: Simone Wendland (CDU), Henning Rehbaum (CDU), Apothekerin Angelika Plassmann, Kathrin Vogler (Partei DIE LINKE), Apothekerin Juliane Hermes, Thomas Ro chell, Vorstandsvorsitzender des AVWL, Thorsten Klute (SPD) und Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der AKWL.

AKWL Mitteilungs blatt 07-2024 / 9

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