Mitteilungsblatt 7/2024, 25. Oktober 2024

KAMMER IM GESPRÄCH

„So kann und wird das Gesetz nicht bleiben” Regionalkonferenzen zur Apothekenreform Fünf gemeinsame Veranstaltungen von Verband und Kammer mit 30 Politiker*innen

> Es muss etwas getan werden. In diesem Punkt bestand über die Parteigrenzen hinweg Einigkeit bei sämtlichen fünf Regional konferenzen, zu der Apotheker kammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe zwischen Ende Juli und Mitte August nach Dort mund, Münster, Soest, Detmold und Bielefeld eingeladen hatten.

Insgesamt beteiligten sich 30 Politi ker*innen aus Bundestag und Landtag, aber auch der ein oder andere Bürger meister, an den Dialogformaten, die von AVWL-Pressesprecherin Dr. Nina Grunsky (in Dortmund und Bielefeld) sowie dem stellvertretenden AKWL-Hauptgeschäfts führer Michael Schmitz (in Münster, Soest und Detmold) moderiert wurden. Vor insgesamt gut 500 Zuhörer*innen aus den Apotheken-Teams und den eben falls eingeladenen Medien (von der loka len Tageszeitung bis zum WDR) stellten an den Abenden zunächst die örtlichen Apothekersprecher*innen von Kammer und Verband die bedrohliche Ausgangs situation anschaulich dar. Danach be leuchteten AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff für die Kammer gemeinsam mit Thomas Rochell bzw. Jan Harbecke für den AVWL-Vorstand, welche dramati schen Folgen die Umsetzung der von Karl Lauterbach geplanten Apothekenreform hätte. In Soest ist die Lage dramatisch „In den vergangenen 15 Jahren haben wir im Kreis Soest fast 30 Prozent der Apothe ken verloren – ein Wert, der sogar noch deutlich über dem schon beängstigenden Landestrend liegt“, berichteten Kreisver trauensapotheker Hermann-Josef Brink mann und Dr. Horst Heidel, Vorsitzender der Bezirksgruppe Soest des AVWL. Statt 81 Apotheken versorgen jetzt nur noch 57 Apotheken die Bevölkerung im Kreis. „2009 hat eine Apotheke bei uns durch

Kreisversammlung in Soest: Jutta Maybaum (Grüne), stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Soest, Moderator Michael Schmitz, Dagmar Hanses (Grüne, MdL), Thomas Rochell (AVWL), Fabian Griewel (FDP, MdB), Hans-Jürgen Thies (CDU, MdB) und Frank Dieckerhoff (AKWL).

nettsentwurf von Karl Lauterbach: Mit dieser Regelung – Apotheke ohne Apo theker – wird das Apothekenreformge setz nicht das Kabinett verlassen.“ Jut ta Maybaum (Grüne), stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Soest, und die Landtagsabgeordnete Dagmar Hanses (ebenfalls Grüne) stellten in ihren Bei trägen vor allem den Wert der wohnort nahen Versorgung heraus. Hanses fügte hinzu: „Als Politikerin aus einer der drei Ampel-Parteien müsste ich eigentlich den Kabinettsentwurf verteidigen. Aber ich habe bisher noch nicht viel gefunden, was ich verteidigen könnte.“ Kritik der Politik an den Krankenkassen Drei Tage darauf in Detmold ergab sich ein ähnliches Bild: Hier zeigten die „Lo kalmatadore“ Christian Schmidt (AVWL Bezirksgruppe Lippe) und Dr. Lars Ruwisch (AKWL-Vorstandsmitglied) ein ebenfalls überdurchschnittliches Apothekenster ben auf – einen Rückgang von 97 auf 72 Apotheken im Kreis Lippe binnen 15 Jah ren (fast 26 Prozent). „Diese fatale Ent wicklung geht an niemandem spurlos

schnittlich 3.750 Patienten versorgt. Jetzt sind es über 5.400 – damit kommen wir in vielerlei Hinsicht an unsere Grenzen“, so Brinkmann. Dr. Horst Heidel fügte hinzu: „Unsere Personalkosten steigen ebenso wie die sonstigen Ausgaben. Nur unsere Vergütung stagniert mehr oder weniger seit fast zwei Jahrzenten“ und verknüpf te dies mit der konkreten Forderung: „Es muss einfach mehr Geld ins System.“ In der Diskussionsrunde mit Diecker hoff und Rochell nahmen die beiden Bundestagsabgeordneten Fabian Griewel (FDP) und Hans-Jürgen Thies (CDU) diesen Ball direkt auf. Hans-Jürgen Thies forderte eine Erhöhung des packungsbezogenen Honorars „in Richtung 10 Euro“. Dem kön ne er sich perspektivisch anschließen, so Griewel, der zugleich darauf verwies: „Der letzte Gesundheitsminister, der das apo thekerliche Honorar erhöht hat, war Dani el Bahr.“ Von Hermann Gröhe, Jens Spahn und Karl Lauterbach sei in den vergange nen elf Jahren nichts gekommen. Obwohl Griewel erst seit wenigen Ta gen dem Bundestag als Nachrücker für Agnes Strack-Zimmermann angehört, machte er eine klare Ansage zum Kabi

8 / AKWL Mitteilungs blatt 07-2024

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