Mitteilungsblatt 7/2024, 25. Oktober 2024

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

möglich ist und die Patienten in der Lage sind, dünnflüssige Flüssigkeiten sicher zu schlucken, sollte geprüft werden, ob alternative Arzneiformen zur Verfügung stehen. Flüssige Dar reichungsformen wie Tropfen, Säfte oder Suspensionen können eine gute Alternative zu Tabletten oder Kapseln sein. Auch Schmelztabletten, Brause tabletten oder dispergierbare Tablet ten können das Schlucken erleichtern. Wechsel des Applikationswegs: Wenn eine orale Verabreichung nicht mehr möglich ist, können die folgen den alternativen Verabreichungswe ge in Betracht gezogen werden: o Transdermal o Parenteral/injizierbar Fazit: Schluckbeschwerden sind ein häufig unterschätztes Problem, das die Einnah me von Arzneimitteln erheblich erschwe ren und zu Non-Adhärenz führen kann. Daher sollte im Beratungsgespräch immer auch nach möglichen Schluckproblemen gefragt werden. Apothekerinnen und Apotheker leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Adhärenz, indem sie z.B. über geeignete Hilfsmittel informieren, zu Schlucktechniken beraten und die Um stellung auf alternative Darreichungsfor men prüfen. < Quellen: [1] Arens C, Herrmann IF, Rohrbach S et al.: Posi tionspapier der DGHNO und der DGPP – Stand der klinischen und endoskopischen Diagnostik, Evaluation und Therapien von Schluckstörungen bei Kindern und Erwachsenen. Laryngo-Rhino Otol 2015; 94: 306-354. [2] S3-Leitlinie Hausärztliche Leitlinie: Multimedi kation ; Version: 2.1 ; Stand: 05.05.2021 [3] Butler SG, Stuart A, Markley L et al.: Penetration und aspitation in healthy older adults as assessed during endoscopic evaluation of swallowing. Ann Otol Rhinol Laryngol 2009; 118: 190-198. [4] F. Hanke, Konsensuspapier – Bedarfsgerechte Medikation bei neurologischen und geriatrischen Dysphagie-Patienten. MMW-Fortschritte der Medizin Originalien Nr. II/2014 (156. Jg.) [5] Problems swallowing pills – NHS, abgeru fen am 05.09.24 unter: https://www.nhs.uk/ conditions/problems-swallowing-pills/ [6] Schluckhilfe MedCoat® der Firma Hennig Arzneimittel [7] Gleitgel Gloup® der Firma IMP GmbH • o Bukkal o Rektal o Sublingual

- Tabletten-Flaschen-Trick: Die Tab lette wird auf die Zunge gelegt. An schließend wird die Öffnung einer mit Wasser gefüllten PET-Flasche fest mit den Lippen umschlossen und bei leicht nach hinten geneig tem Kopf ein Schluck Wasser aus der Flasche eingesaugt. Auf diese Weise wird die Tablette in Rich tung Rachen befördert und mit hinuntergespült. - Vorwärts-Neige-Trick: Die Hart kapsel wird auf die Zunge gelegt und ein Schluck Wasser in den Mund genommen, ohne ihn sofort zu schlucken. Dann wird der Kopf leicht nach vorne geneigt, so dass die Kapsel auf der Wasseroberflä che in Richtung Rachen schwimmt und geschluckt werden kann. Bei der Anwendung der beiden Schlucktechniken ist zu beachten, dass sie jedoch einen physiolo gisch intakten Schluckvorgang voraussetzen. Für Dysphagie Patienten, die Schwierigkeiten beim Schlucken von Nahrung und Getränken (nicht nur Tabletten) haben, sind diese Techniken nicht geeignet. Verwendung von Hilfsmitteln: Ta bletten oder Kapseln können zur Erleichterung des Schluckens oder zur Überdeckung eines unangeneh men Geschmacks mit einem Gleit film überzogen oder in ein Gleitgel eingebettet werden. Der Gleitfilm wird aufgebracht, indem die Tablette durch einen Blister gepresst wird, der die Überzugsmasse enthält [6]. Das Gleitgel wird auf einem Löffel verab reicht, in das die Tablette eingelegt wird [7]. Veränderung des Arzneimittels: Ei nige Tabletten können mithilfe von Tablettenteilern oder Tablettenmör sern zerkleinert werden. Manche Kapselhüllen können geöffnet und der Inhalt mit einer kleinen Portion breiiger Nahrung wie Wackelpudding, Apfelmus oder Joghurt geschluckt werden. Es ist jedoch zu beachten, dass dies nicht bei allen Arzneimitteln möglich ist und eine Änderung der Darreichungsform ein potenzielles Risiko von Anwendungsfehlern birgt. Informationen zur Teilbarkeit von Ta bletten, zum Öffnen von Kapseln und

Da der Erfolg einer Arzneimitteltherapie ent scheidend von der Adhärenz der Patienten abhängt, sollte die Medikation immer an deren aktuelle Schluckfähigkeiten angepasst werden.

zur Sondengängigkeit finden sich in den Fachinformationen der Herstel ler sowie in der ABDA-Datenbank. In Absprache mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin können fol gende Lösungsmöglichkeiten bestehen: Verringerung der Tablettenzahl: Je mehr Tabletten und Kapseln ein Pa tient einnehmen muss, desto größer sind die Probleme bei der Medika menteneinnahme [4]. Eine Vereinfa chung des Medikamentenregimes durch Reduktion der Tablettenzahl kann zur Förderung der Adhärenz bei tragen. Dies kann durch eine Reduk tion der Einnahmezeitpunkte, durch Umstellung auf retardierte Medika mente oder durch eine Reduktion der Anzahl der Medikamente, z. B. durch Kombinationspräparate, erreicht wer den. Darüber hinaus sollte die Thera pie der Patient*innen immer wieder dahingehend überprüft werden, ob alle Präparate noch notwendig sind oder ob eine Reduktion oder ein Ab setzen von Arzneimitteln möglich ist. Wechsel der Arzneiform: Bei der Auswahl geeigneter Arzneiformen für Patientinnen und Patienten mit Schluckstörungen ist zunächst die Frage zu klären, ob eine orale Gabe der Medikamente weiterhin mög lich ist. Wenn dies grundsätzlich • •

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