Mitteilungsblatt 7/2024, 25. Oktober 2024

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Einnahme von Arzneimitteln bei Schluckbeschwerden Lösungsansätze zur Förderung der Adhärenz

> Viele Patientinnen und Patienten haben Probleme, Tabletten und Kapseln zu schlucken – auch bei normalerweise noch gut funktionierendem Schluckvor gang. Liegt eine ausgeprägte Störung auch beim Schlucken von Nahrungs mitteln unterschiedlicher Konsistenz vor, spricht man von einer Dysphagie. Die Ursachen von Dysphagien sind viel fältig. Mit zunehmendem Alter kann das Schlucken durch altersbedingte physio logische Veränderungen wie z. B. eine Schwächung der Kau- und Schluckmusku latur und eine verminderte Speichelpro duktion erschwert werden [1]. Aber auch verschiedenste Erkrankungen wie z. B. Schlaganfall, Demenz, Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose können Schluck störungen verursachen. Manchmal kön nen Schluckstörungen auch durch eine Arzneimitteltherapie hervorgerufen wer den. Bekannte Beispiele sind Schluckstö rungen infolge von Mundtrockenheit als Nebenwirkung einer anticholinergen The rapie, Spätdyskinesien durch Neuroleptika wie Risperidon, Haloperidol oder Olanza pin sowie Myopathien als Nebenwirkung von Statinen, Fibraten oder Kortikosteroi den [2]. Trotz einer weiten Verbreitung von Dys phagien artikulieren nur wenige Patienten ihre Beschwerden gegenüber dem me dizinisch-pharmazeutischen Fachperso nal, da diese oft nicht rechtzeitig erkannt oder erst spät wahrgenommen werden [3]. Zudem werden Schluckstörungen im Alter von den Betroffenen häufig nicht als Krankheit, sondern als normale und unvermeidbare Begleiterscheinung des Alterns wahrgenommen. Schluckstö rungen können dazu führen, dass feste perorale Arzneimittel nicht wie vom Arzt verordnet eingenommen werden. Bei bis zu 75 % der Patienten mit Dysphagie ist Dysphagien: Weit verbreitet – wenig artikuliert

Schluckstörungen können dazu führen, dass feste perorale Arzneimittel nicht wie verordnet eingenom men werden.

Dazu gehören: •

die Einnahme von Kapseln und Tabletten einer der Hauptgründe für Non-Adhärenz [4]. In einigen Fällen suchen die Patienten selbst nach Lösungen und verändern ihre Medikamente unsachgemäß, ohne sich der möglichen Risiken bewusst zu sein. In anderen Fällen entscheiden sie sich sogar, ihre Medikamente unregelmäßig oder gar nicht einzunehmen. Da der Erfolg einer Arzneimitteltherapie entscheidend von der Adhärenz der Patienten abhängt, soll te die Medikation immer an deren aktuel le Schluckfähigkeiten angepasst werden. Neben den allgemeinen Hinweisen zur Einnahme fester Peroralia, wie ausreichen de Flüssigkeitszufuhr und aufrechte Ober körperhaltung, können in der Apotheke weitere praktische Tipps und Hilfsmittel für Patienten mit Schluckbeschwerden gegeben werden, um die Einnahme von Tabletten und Kapseln zu erleichtern. Welche Lösungsansätze gibt es?

Anpassung der Tablettenbeschaffen heit: Da neben der Größe auch die Form, die Oberflächenbeschaffenheit und der Geschmack zu Schluckbe schwerden führen können, kann die gleiche Tablette eines anderen Her stellers manchmal schon eine Lösung sein, wenn sie kleiner, angenehmer zu schlucken oder gleitfähiger ist. Beratung zu Schlucktechniken: Beim Schlucken von Tabletten und Kapseln spielt die richtige Einnahmetechnik eine entscheidende Rolle. Ein häu figer Fehler besteht darin, den Kopf zu weit in den Nacken zu legen. Die se Kopfhaltung verengt jedoch den Eingang zur Speiseröhre, was die Schluckprobleme verstärkt. Eine opti mierte Schlucktechnik hingegen kann die Einnahme von Tabletten und Kap seln erheblich erleichtern. Hier gibt es den Tabletten-Flaschen-Trick und den Vorwärts-Neige-Trick für Kapseln [5]:

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