Mitteilungsblatt 6/2024, 26. Juli 2024

KAMMERVERSAMMLUNG

ausforderungen in einem konstruktiven Miteinander anzugehen. Overwiening be schrieb es als wichtige Aufgabe aller Kam merversammlungsmitglieder, die Ge fühlslage der Kolleg*innen aufzunehmen und weiterhin für ein geschlossenes, ein heitliches Auftreten zu werben sowie ge gen Pläne, die Schein-Apotheken prote gierten, anzukämpfen. Zugleich dankte sie allen Delegierten für den enormen Einsatz und die konstruktive Beteiligung an den Kampagnen und Aktionen sowie den vie len Gesprächen mit Meinungsbildnern und politischen Entscheidungsträgern in den vergangenen Monaten. Wenn die Vergütung der Apotheken bin nen eines Jahrzehntes nur um zehn Pro zent ansteige, sich die Personalkosten aber um drei Viertel und die Sachkosten um 40 Prozent erhöhten, dann sei es nicht weiter verwunderlich, dass Apothekenbetriebe zunehmen von Schließungen bedroht sei en oder gänzlich aufgäben, eröffnete Over wiening den zweiten Teil ihrer Ausführun gen: „2023 haben wir bundesweit 500 Apotheken verloren, so viele Betriebsstät ten wie es im ganzen Bundesland Thürin gen gibt.“ In den ersten Monaten des Jah res seien 200 weitere Schließungen hinzugekommen. Nicht minder alarmierend seien die Sta tistiken zur Entwicklung der Apotheken zahlen in Westfalen-Lippe, die seit zwei Jahrzehnten in Folge sinken. Im Jahr 2005 sicherten noch 2.246 Betriebsstätten die wohnortnahe Versorgung. Zum Stichtag 31. Mai 2024 seien es nur noch 1.692 Apo theken, von denen 456 als Filialen geführt würden. Overwiening berichtete, dass in den ersten fünf Monaten des Jahres 20 Apothekenschließungen gerade einmal zwei Neugründungen gegenüberstanden. Schon jetzt seien der Kammer für den wei teren Verlauf des Jahres 20 weitere Schlie ßungen gemeldet worden, so die Präsiden tin. Legt man die Entwicklungen der ver gangenen Jahre zugrunde, dann dürfte die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe bis Ende 2024 auf unter 1.650 fallen. Erstmal seit vielen Jahren sei im Lan desteil, analog zu den Entwicklungen auf der Bundesebene, die Zahl der Arbeitsplät ze in den Öffentlichen Apotheken leicht gesunken - um weniger als ein Prozent auf immerhin noch 16.634 Arbeitsplätze. Un Bittere Zahlen und Fakten

Friedrich Averbeck, Bereichsleiter Personal und Finanzen, legte der Kammerversammlung den Jah resabschluss 2023 vor.

Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter präsen tierte vor dem Jahresabschluss wichtige Eckdaten zur Entwicklung der Kammerfinanzen. gebrochen sei der Zuwachs bei den Kam mermitgliedern, deren Zahl im Jahr 2023 um 79 auf nunmehr 8.242 anwuchs. Im dritten Teil ihres Berichts blickte Kam merpräsidentin Overwiening auf einige wenige Meilensteine der Kammerarbeit der abgelaufenen Wahlperiode zurück. 2019 hatte die AKWL als erste Heilberufs kammer bundesweit eine digitale Kam merwahl umgesetzt, die sogar zu einer leichten Erhöhung der Wahlbeteiligung führte. 2020: Seit September liegt bei der AKWL die Zuständigkeit für die Kenntnisprüfun gen ausländischer Apotheker*innen. 2021: Die AKWL ist entscheidend am Be trieb der Corona-Impfzentren in NRW be teiligt – 3.000 Apotheker*innen und PTA bereiteten in Westfalen-Lippe fünf Millio nen Impfdosen auf. 2022: Das Wissenschaftliche Institut für Versorgungsforschung, kurz WIVA, nimmt seine Arbeit auf – mit einer wissenschaftli chen Evaluation der Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung . 2023: An der Universität Münster nimmt die von der AKWL eingerichtete Stiftungs professur für individualisierte Pharmako therapie ihre Arbeit auf; besetzt mit Pro fessor Dr. Björn Burckhardt 2024: Start des Projektes Stationsapo theker:in NRW als Gemeinschaftsprojekt aller vier Ärzte- und Apothekerkammern in NRW, der ADKA und der Krankenhausge sellschaft NW. Rückschau auf die Wahlperiode

Gewaltige Herausforderungen

In der neuen Wahlperiode stünden gewal tige Herausforderungen an, die Overwie ning im vierten und letzten Teil ihres Be richtes aufzeigte: Es gelte die flächende ckende Versorgung ebenso zu sichern wie die Versorgung der Apotheken mit Fach personal. Hier helfe die 2023 auf den Weg gebrachte NRW-Zukunftsstudie und der sich daran anschließende Arbeitsprozess mit dem NRW-Gesundheitsministerium. Die honorierten Pharmazeutischen Dienstleistungen seien eine Zukunftschan ce, die man nicht verstreichen lassen dürfe. Es gelte, die PDL sukzessive in den Apothe kenalltag zu integrieren. Apotheken müs sen insbesondere durch Vergütungsge rechtigkeit gestärkt werden. Nachdem sie über zehn Jahre sind von der wirtschaftli chen Entwicklung abgehängt worden sind, müssten sie jetzt wieder gleichsam ange koppelt werden. Auch habe sich der Be rufsstand durch jahrzehntelange verlässli che Versorgung eine Entlastung durch we niger Bürokratie und mehr Vertrauen ver dient. „Wir müssen beherzt die Chancen der Digitalisierung nutzen, durch die aber – siehe Card-Link – nicht einseitig alternati ve Vertriebsformen wie Versandapotheken gefördert werden dürfen. Daher muss Poli tik für den ordnungspolitischen Rahmen einer Digitalisierung, die den Menschen dient, sorgen“, so die Präsidentin. Sie schloss ihren Bericht, mit dem Appell, wei terhin zuversichtlich, offen für Neues, krea tiv-konstruktiv sowie engagiert-empa thisch zu sein. <

AKWL Mitteilungs blatt 06-2024 / 5

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