Mitteilungsblatt 6/2024, 26. Juli 2024

KOLUMNENTITEL RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Falschen Applikationsort beim Zäpfchen gewählt Folgendes kritisches Ereignis fiel in einer Apotheke auf: Fall-Nr.: 61469

Rektalzäpfchen vaginal eingeführt Ein Fall aus CIRS-NRW > Dieser CIRS-Fall beschreibt eine Fehlanwendung von Rektalzäpf chen, welche von der Patientin ver sehentlich vaginal eingeführt wur den. Eine direkte Beratung in der Apotheke konnte nicht erfolgen, da ein Angehöriger das Arzneimit tel entgegennahm. Was hätte die Apotheke tun können, um den Me dikationsfehler zu verhindern? An wendungsfehler gefährden Thera pieerfolg und Patientensicherheit. Zäpfchen oder Suppositorien sind spezi elle Arzneiformen, die zur rektalen oder vaginalen Gabe von Arzneimitteln ver wendet werden. Rektalzäpfchen werden in den After eingeführt und lösen sich im Rektum auf. Sie haben eine lokale oder systemische Wirkung. Als Grundlage ent halten sie oft lipophile Grundlagen wie Kakaobutter oder Hartfett. Vaginalzäpf chen dagegen werden in die Vagina ein geführt und wirken lokal. Sie sind be sonders bei Pilzinfektionen der Scheide gebräuchlich. Vaginalzäpfchen bestehen häufig aus hydrophilen Grundlagen wie Macrogolen, sie lösen sich im Vaginalse kret auf. Bei der Abgabe von Arzneimitteln in der Apotheke ist das pharmazeutische Personal entsprechend § 20 Apotheken betriebsordnung verpflichtet, den Pati enten hinreichend über Arzneimittel zu informieren und zu beraten. Die Beratung muss auch die notwendigen Informatio nen über die sachgerechte Anwendung des Arzneimittels umfassen, insbesonde re bei der Abgabe erklärungsbedürftiger Rektal- oder Vaginalzäpfchen? Beratung zu erklärungsbedürftigen Darreichungsformen

Was ist passiert?

Sicherheit ein Abstand von 6 h einge halten werden soll, bevor ein erneutes Zäpfchen in den After eingeführt wird. Der Mann möchte zusätzlich beim Her steller anrufen wegen möglicher Folgen. Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereig nis und wie hätte es vermieden werden können? Es wurde seitens der Apotheke nicht ex plizit gesagt, dass die Zäpfchen in den After eingeführt werden sollen, da da von ausgegangen wurde, wenn explizit Zäpfchen verlangt werden, die Anwen dungsart bereits klar sei. Zusätzlich hat nicht die Patientin selbst das Arzneimit tel abgeholt, sondern ihr Mann. verständlich und patientengerecht sein. Präzise Unterweisung: Bezeichnen Sie Anwendungsareale, Arzneiformen(teile), Handhabungsschritte und andere Größen eindeutig. Um das Gesagte deutlich zu ma chen, nutzen Sie schematische Abbildun gen und Placebo-Darreichungsformen. Einfache Instruktion: Geben Sie kurze und überschaubare Instruktionen. Teilen Sie die Erklärung zur Anwendung in unkom plizierte Teilschritte. Verständlich: Verwenden Sie keine allzu wissenschaftlichen Fach-Termini sondern allgemein verständliche Ausdrücke. Patientengerechte Instruktion: Passen Sie Niveau und Umfang der Ausführungen den Sprachkenntnissen, dem Wissens stand, dem Informationsbedürfnis, dem Bildungsgrad, dem Alter, der Mentalität des Empfängers und der Situation an. < len in Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin. Die Initiative soll dazu beitragen, dass über kritische Ereignisse offen gesprochen und aus ihnen gelernt wird. Somit sollen Wege zur Ver meidung von Risiken diskutiert und Lösungs strategien erarbeitet werden. Langfristig soll CIRS-NRW dazu beitragen, die Sicherheitskul tur in Nordrhein-Westfalen zu verbessern und die Patientensicherheit zu fördern. CIRS-NRW dient somit auch als Instrument des Risiko- und Qualitätsmanagements.

„Mann löst für seine Frau ein Empfeh lungsrezept ein mit Buscopan® Zäpf chen, diese waren nicht vorrätig, daher Dragees empfohlen. Mann tauscht Dragees später wieder um, da wegen Übelkeit Zäpfchen gegeben werden sollen. Umtausch erfolgt. Später ruft der Mann an und sagt, seine Frau habe sich das Zäpfchen versehentlich in die Vagina eingeführt und nicht in den Af ter und fragt nach, ob problematisch. Möchte darüber hinaus beim Herstel ler anrufen.“

Was war das Ergebnis?

In Apotheke wird gesagt, dass zur

Darreichungsformen. Bei der Abgabe von Arzneimitteln an Drit te können relevante Anwendungshinwei se auch durch Aufkleber auf der Verpa ckung oder durch die Mitgabe schriftlicher Informationen übermittelt werden. Auch ein expliziter Hinweis auf die beiliegende Gebrauchsanweisung kann sinnvoll sein. Darüber hinaus sollte eine telefonische Beratung angeboten werden.

Kommunikative Kompetenz

Die Information und Beratung zur sachge rechten Handhabung erklärungsbedürf tiger Darreichungsformen verlangt nicht nur eine fachliche, sondern auch eine kom munikative Kompetenz. Die Instruktionen an den Patienten müssen präzise, einfach,

WAS IST CIRS-NRW?

„CIRS“ steht für Critical Incident Reporting System, zu Deutsch „Datenbank für kritische Ereignisse“. Es handelt sich um ein inter netgestütztes, einrichtungsübergreifendes Berichts- und Lernsystem zur anonymen Meldung von kritischen Ereignissen in der Patientenversorgung. CIRS-NRW ist eine Initiative der Ärzte- und Apothekerkammern Nordrhein und Westfa len-Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigun gen Nordrhein und Westfalen-Lippe und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfa

14 / AKWL Mitteilungs blatt 06-2024

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