Mitteilungsblatt 4/2022, 10. November 2022

KAMMER IM GESPRÄCH

Klimaschutz im Gesundheitswesen: „Wir können alle einen Beitrag leisten“ Münsteraner Gesundheitsgespräche erstmals als Hybrid-Veranstaltung ausgetragen

> (Autor: Benjamin Rohrer, PZ) Der Klimaschutz betrifft alle Gesellschaftsbereiche – auch das Gesundheitswesen. Bei den von der AKWL ausgerichteten 6. Münsteraner Gesundheitsgesprächen diskutierten Ende August unter anderem NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und Noweda Chef Michael P. Kuck, welchen Beitrag das Apothekensystem leisten sollte. Fokusthema der Veranstaltung war der Klimaschutz. Dass sich die Stadt Münster und die AKWL mit diesem Thema schon seit Jahren auseinandersetzen, ist bekannt. Die Stadt Münster rief 2019 als erste Kommune Deutschlands den Klimanotstand aus und strebt an, bis 2030 klimaneutral zu sein. Die AKWL hat be reits seit 2011 ein eigenes Umwelt-Team installiert, das immer wieder neue Maßnahmenpakete zur CO 2 -Reduktion in der Kam mer bündelt. Und erst vor wenigen Tagen wurde die Kammer von der Bezirksregierung zum sechsten Mal für ihr Klima-Enga gement im Rahmen des Projektes Ökoprofit ausgezeichnet. Experte Ranft: sechstes Massensterben der Erdgeschichte Den Auftakt zu den Münsteraner Gesundheitsgesprächen machte der Fernsehmoderator und Wetterexperte Thomas Ranft, der mehrere Wetter-Sendungen moderiert. In seinem Vor trag verdeutlichte Ranft die Dringlichkeit des Klimaschutzes. Er sprach von einem „sechsten Massensterben der Erdgeschichte“, das in seiner Dramatik dem vor 66 Millionen Jahren erfolgten Aussterben der Dinosaurier gleicht. „Es ist dramatisch, was wir mit unserer Erde anstellen“, so Ranft. Laut Ranft sind nur noch

Wetterexperte Thomas Ranft zeigte die ganze Dramatik des menschgemach ten Klimawandels auf und vermittelte zugleich, wie jeder und jede Einzelne Teil der Lösung werden kann.

sieben Prozent aller Lebewesen auf dem Planeten Wildtiere – alle anderen Lebewesen seien entweder Menschen oder vom Menschen gehaltene Tiere. Auch der Umgang der Menschen mit Elektroschrott beunruhige ihn. Laut demWetter-Experten könn te man 75 Prozent des produzierten Elektroschrotts reparieren. Der in Deutschland täglich produzierte Schrott entspreche der Masse von 28 Boeing-737-Flugzeugen. Ranft warnte auch davor, die Erderwärmung zu verharmlosen. Wie sehr Wetter-Extreme Überhand nehmen, zeigte er anhand der Zahl von jährlichen Hitzetagen (über 30 Grad Celsius): Wäh rend in den 1980er-Jahren im Schnitt drei solcher Tage pro Jahr anfielen, hatte alleine der August dieses Jahres schon 16 Hitzeta ge zu bieten. Für die Gesundheit ergäben sich zwangsläufig Fol gen, wie beispielsweise Insektenplagen, die wiederum in der Übertragung von Tropenkrankheiten resultieren könnten. Ranft wies auch auf die Ausweitung des sogenannten „Nierenstein gürtels“ hin. Laut Statistik erkranken in warmen Regionen deut lich mehr Menschen an Nierensteinen als in den kalten Regionen des Planeten. In Europa würden pro Jahr fünf bis neun Prozent mehr Nierenstein-Fälle erwartet, so Ranft. Noweda-Chef: Apotheken müssten ihre Lager ausweiten Im Anschluss an den Klima-Vortrag unterhielten sich NRW-Mi nister Karl-Josef Laumann, AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sowie Noweda-Chef Michael P. Kuck über mögliche Klimaschutz-Maßnahmen im Apothekenbereich. Digital zuge schaltet war die Apothekerin Esther Luhmann, die derzeit als Pharmazeutin im spanischen Valencia arbeitet und ein Buch zum Thema Klimaschutz in der Apotheke herausgegeben hat. Im Zen

Münsters Bürgermeister Klaus Rosenau eröffnete die Gesundheits gespräche, die erstmals als Hybridveranstaltung ausgetragen wurden.

8 / AKWL Mitteilungs blatt 04-2022

Made with FlippingBook Digital Publishing Software