Mitteilungsblatt 4/2017, 13. Oktober 2017

WISSEN FÜR DIE PRAXIS

Wissen für die Praxis

In Abhängigkeit patientenindividueller Risikofakto- ren kann die dauerhafte Gabe eines PPI im Rahmen einer low-dose ASS Therapie indiziert sein. Foto: ©Fotolia.com – Andrey Popov

Wissen für die Praxis Ist die Gabe von Pantoprazol auch bei alleiniger Therapie mit low-dose ASS notwendig, nachdem die duale Thrombozyten- aggregationshemmung mit Clopidogrel beendet wurde?

>  Protonenpumpenhemmer sind die wirksamsten Medikamente in der Thera- pie säureassoziierter Erkrankungen, die zu lebensgefährlichen Ulzerationen des Ma- gens und Duodenums wie Blutung und Perforation führen können. [1] Die auch in der Laienpresse diskutierten Neben- wirkungen einer Langzeittherapie mit PPI, wie erhöhtes Frakturrisiko, erhöhtes Pneu- monierisiko oder Begünstigung von C. diff. Infektionen, ebenso wie Entwicklung von Niereninsuffizienz oder Demenz führen bei Patienten immer häufiger zu Rückfra- gen hinsichtlich der Notwendigkeit der Einnahme. Unter einer dualen Therapie mit nie- drig dosierter ASS und Clopidogrel wird das Blutungsisiko durch Gabe eines Proto- nenpumpenhemmers gesenkt. [1;2] Thie- nopyridine wie Clopidogrel verursachen keine Ulcera oder Erosionen des Gastroin- testinaltraktes, können aber durch ihren thrombozytenaggregationshemmenden Effekt das Blutungsrisiko an existierenden

Läsionen, die durch ASS, NSAIDs oder H.pylori verursacht sind, verstärken. [3] In der Active A Studie (7500 Patienten) traten bei Patienten mit Vorhofflimmern unter ASS (75-100mg) Monotherapie pro Jahr bei 1,3 % relevante (darunter 0,5% gastrointestinale) Blutungen auf; in Kom- bination mit Clopidogrel 2,0 bzw. 1,1 %. In der fast 20.000 Patienten umfassenden CAPRIE Studie traten in der 1,9 Jahre dau- ernden mittleren Beobachtungszeit bei 2,0 % der Patienten unter Clopidogrel-Mo- notherapie gastrointestinale Blutungen auf, bei der Gruppe, die nur ASS (325mg) erhielt, lag die Blutungsrate bei 2,7 %.[4] Ein aktueller, großer systematischer Re- view Artikel (2016) von Beobachtungsstu- dien zum Blutungsrisiko unter Langzeit- Low Dose ASS (75-325mg) zeigte in einer gepoolten Auswertung ein RR von 2.3 (2.0- 2.6) für obere GI-Blutungen und von 1.8 (1.1-3.0) für untere GI-Blutungen. In den 4 Originalstudien, die explizit die Inzidenz von oberen gastrointestinalen Blutungen

berichteten, betrug diese absolut 0,7-3,64 Fälle pro 1000 Personenjahre. Ein erhöhtes Blutungsrisiko zeigte sich in der Kombina- tion mit NSAIDs, Clopidogrel und SSRIs im Vergleich zur Monotherapie [5]. Die Autoren eines Systematischen Reviews aus 2 RCTs und 11 Beobachtungs- untersuchungen aus dem Jahr 2015 zur Fragestellung „ Should patients prescribed long-term low-dose Aspirin receive Proton Pump Inhibitors?“ kommen zu folgendem Fazit: „Die gängige Praxis der Co-Verord- nung von PPIs bei Patienten, die Langzeit low-dose ASS erhalten, wird durch einige Daten gestützt, aber die Evidenz ist eher schwach. Es bleibt zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar, ob der Nutzen der Co- Verordnung von PPIs bei low-dose ASS- Anwendern die potentiellen Risiken auf- wiegt [6] In Positionspapieren/Consensusdoku- mentenwird die Gabe eines PPI bei hohem Risiko für gastrointestinale Risiken em- pfohlen, wobei anamnestisch bekannte

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