Mitteilungsblatt 1/2023, 10. Februar 2023
ÖFFENTL ICHKEITSARBEIT
Westfalen-Lippe verliert 37 weitere Apotheken Trend zu immer größeren Betriebsstätten Dr. Andreas Walter: „Rahmenbedingungen für die Selbstständigkeit sind eine absolute Zumutung“
> In Westfalen-Lippe ist auch im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken gesunken: Die AKWL musste für 2022 einen erneuten Rückgang um 37 Be triebsstätten auf damit nur noch 1.760 Apotheken vermelden.
Der Trend zu immer größeren Betriebs stätten hält ebenfalls an: Die Apotheken in Westfalen-Lippe bieten aktuell fast 17.000 wohnortnahe Arbeitsplätze. „Das entspricht einem Zuwachs um ein Fünf tel binnen 20 Jahren“, bilanziert Hauptge schäftsführer Dr. Andreas Walter. Weiterhin suchten viele Apotheken händeringend Fachkräfte: „Derzeit gibt es in unseren Apotheken über 1.100 offene Stellen für Apothekerinnen und Apothe ker, PTA und PKA“, so Walter. Das Ver hältnis zwischen Stellensuchenden und offenen Stellen liege derzeit bei 1 zu 20. Verstärkt wirbt die Kammer inzwischen bei der „stillen Reserve“ innerhalb der Mitgliedschaft um eine Rückkehr in den Beruf, beispielsweise aus der Elternzeit. Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen. ImJahr 2022 verzeichnetedieAKWL sieben Neugründungen von Apotheken an den Standorten Bad Wünnenberg, Coesfeld, Datteln, Iserlohn, Isselburg, Lübecke und Recklinghausen. 44 Apotheken schlossen hingegen ihre Pforten dauerhaft, davon allein sieben in der Stadt Bielefeld. Je zwei Apothekenschließungen waren in Bo chum, Dorsten, Dortmund und Witten zu verzeichnen, in 29 weiteren Städten und Gemeinden je eine weitere. Mehr als jede Nur sieben Neugründungen
Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter stellte zum Jahresbeginn 2023 die Entwicklung der Apotheken zahlen für den Landesteil Westfalen-Lippe vor, die erneut Anlass zu großer Sorge gibt.
derzeit die größten Herausforderungen. ImDurchschnitt versorgt eine Apotheke in Westfalen-Lippe gut 4.800 Patient*innen. Das sind etwa zehn Prozent mehr als im Bundesschnitt. Laut Walter korrespon diert die geringere Apothekendichte mit der vergleichsweise geringen Hausarzt dichte in den Regierungsbezirken Arns berg, Detmold und Münster. Im Februar bzw. März werden die NRW Apothekerkammern gemeinsam mit dem Institut für Handelsforschung in Köln (IfH) die Ergebnisse einer großen Zukunftsstu die zu den Themenbereichen Fachkräfte und flächendeckende Versorgung ver öffentlichen und daraus auch konkrete Handlungsempfehlungen sowie politi sche Forderungen ableiten. < Zukunftsstudie für ganz NRW
vierte Apotheke wird in unserem Kam merbezirk als Filiale geführt (473 Filialapo theken zum Stand 31. Dezember 2022).
Weniger als 1.300 Inhaber*innen
Somit stehen hinter den 1.760 Apothe ken nur noch 1.286 Inhaber*innen. „Das wiederum ist der niedrigste Wert an Selbstständigen seit über 60 Jahren und bereitet uns große Sorgen“, sagt Dr. An dreas Walter, der zugleich feststellt: „Die aktuellen gesundheitspolitischen Rah menbedingungen muss jede Apothekerin und jeder Apotheker, der oder die darüber nachdenkt, sich selbstständig zu machen, als absolute Zumutung empfinden.“ Eine überbordende Bürokratie, sich wöchent lich verschärfende Lieferengpässe und das jüngste Spargesetz der Bundesregie rung seien neben den Personalengpässen
6 / AKWL Mitteilungs blatt 01-2023
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