Mitteilungsblatt 1/2021, 11. Februar 2021

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Polymedikationen bei älteren, multimorbiden Patienten können zu Problemen führen. Es stellt sich die Frage, ob unter bestimmten Voraussetzungen weniger Arzneimittel ein geringeres Nebenwirkungsrisiko für Patienten bedeutet. Foto: ©sebra - stock.adobe.com

Ist weniger mehr? Reduktion von antihypertensiven Medikamenten ohne negative kardiovaskuläre Folgen für alte Menschen?

Da Antihypertensiva zu den am häu- figsten dauerhaft eingenommenen Arz- neimitteln gehören, und ihre positive Wirkung auf kardiovaskuläre, renale und neurologische Endpunkte gut belegt ist, befasste sich ein aktuelles Cochrane- Review mit der Frage, ob die Reduktion von Antihypertensiva bei alten Patienten möglicherweise ohne negative kardiovas- kuläre Folgen sei. Nachdem die ursprüngliche Literatur- suche zunächst 3.677 Artikel ergab, blie- ben aber letztlich nur sechs Studien mit insgesamt 1.073 Patienten übrig, die die Reviewkriterien vollständig erfüllten: a. randomisierte, kontrollierte Studien; b. Hypertoniker > 50 Jahre; c. Vergleich Fortführung versus Abset-

zen/Dosisreduktion der antihyperten- siven Therapie; d. primäre Endpunkte: Mortalität, Myo- kardinfarkt, unerwünschte Reakti- onen auf Arzneimittel oder auf das Absetzen. Leider gab es auch bei diesen ausgewer- teten Studien – abgesehen von der relativ geringen Patientenzahl (100 bis 400 bzw. bei zwei Studien unter 100 Patienten) – noch erhebliche Unterschiede: mittleres Alter 59 bis 82; Nachbeobachtungszeit vier bis 56 Wochen; Setting: vier Studien im hausärztlichen Bereich, zwei in geriat- rischen Einrichtungen. Das Absetzen von blutdrucksenkenden Medikamenten schien das Risiko uner- wünschter Ereignisse nicht zu erhöhen

> Polymedikation bei älteren, multimorbiden Patienten ist im- mer wieder Ursache für arznei- mittelbezogene Probleme. Die Frage, wann und ob unter be- stimmten Voraussetzungen we- niger Arzneimittel ein Mehr an Lebensqualität und ein geringe- res Nebenwirkungsrisiko für Pati- enten bedeuten würden, ist im Zeitalter von AMTS-Projekten neben den klassischen Proble- men wie Interaktionen, erforder- lichen Dosierungsanpassungen aufgrund von Niereninsuffizienz oder additiv verstärkten anticho- linergen Nebenwirkungen sehr häufig präsent.

AKWL Mitteilungs blatt 01-2021 / 13

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