Mitteilungsblatt 1/2018, 15. Februar 2018

GESUNDHEITSPOLITIK

Die tägliche Arbeit in der Apotheke erklärte Dr. Stephan Barrmeyer (links auf dem Foto links) dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann (CDU), während Apo- thekerin Sabine Barrmeyer (Foto rechts) zeigte, wie Kapseln hergestellt werden.

Politikerpraktikum in der Laurentius-Apotheke „Versorgung vor Ort sicherstellen“ Bundestagsabgeordneter Marc Henrichmann: „Dieses System gilt es zu schützen“

> Auch nach der Bundestagwahl bleiben die Apotheker/-innen in Westfalen-Lippe aktiv. So war der jüngst in den Bundestag gewählte Abgeordnete Marc Henrichmann zu Gast bei Kreisvertrauensapotheker Dr. Stephan Barrmeyer. In der Laurentius- Apotheke in Coesfeld warf er einen Blick hinter die Kulissen einer öffentli- chen Apotheke. Der 41-jährige CDU-Politiker unterstrich die hohe Bedeutung der örtlichen Apotheken für die Versorgungssicherheit im ländlichen Raum: „Dieses System gilt es zu schützen.“ „Die Apotheke dient als Sicherheitsbarrie- re für die Arzneimitteleinnahme. Das Fach- personal klärt die Patienten vertrauens- voll über die benötigten Arzneimittel auf – ob verschreibungspflichtig oder nicht – und beantwortet Fragen im persönlichen Gespräch. Kein Patient erhält ein Medika- ment ohne pharmazeutische Beratung“, erklärte Stephan Barrmeyer, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Coesfeld. Wo- rauf geachtet werden muss, wenn ein Medikament abgegeben wird, zeigte der Apotheker anhand eines Beispielre- zepts: Neben- und Wechselwirkungen

mit anderen Medikamenten müssen in Betracht gezogen werden. „Da ist das per- sönliche Gespräch besonders wichtig“, verdeutlichte der Apotheker weiter. Ist ein Medikament abgegeben, folgt die Abrech- nung mit der Krankenversicherung. „Das unterliegt einem hohen bürokratischem Aufwand, kleinere schriftliche Fehler füh- ren da häufig zu Unstimmigkeiten zwi- schen dem Arzt, der Krankenversicherung und der Apotheke“, erläuterte Barrmeyer. Henrichmann will Möglichkeiten prüfen, um dies unbürokratischer zu gestalten. Durch ein ausgeprägtes Logistiknetz, das die Apotheke dreimal täglich beliefert, ist nahezu jedes Arzneimittel innerhalb weniger Stunden vor Ort – oder per Bo- tendienst beim Patienten zu Hause. Aber auch individuelle Rezepturen werden in jeder Apotheke vor Ort angefertigt. „Für Kinder, aber auch für andere Patienten fertigenwir häufig selbst passende Rezep- turen an. Erst kürzlich haben wir farblich unterschiedliche Kapseln für ein Kleinkind hergestellt. So wusste die Mutter, welche Kapsel zu welcher Tageszeit eingenom- men werden muss.“ Wie eine Kapselher- stellung im Labor funktioniert und wie aufwendig die Protokollierung dazu ist, zeigte Apothekerin Sabine Barrmeyer dem Bundestagsabgeordneten.

„Dinge, diemannicht im Internet bestellt“

Intensiv besprochen wurde darüber hin- aus das Urteil des europäischen Gerichts- hofes vom Oktober 2016. Seitdem ist es ausländischen Versandhandelsapotheken erlaubt, Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel zu gewähren, während die Apotheken in Deutschland weiterhin der Arzneimittelpreisverordnung unterliegen. Die Arzneimittelpreisverordnung sorgt dafür, dass aus Krankheit kein Profit ge- schlagen werden kann. „Das ist kein fairer Wettbewerb“, bezog Barrmeyer Stellung. „Gerade kleinere Apotheken können dem Preisdruck nicht standhalten. Die flächen- deckende Versorgung mit Arzneimitteln ist gefährdet.“ Der Bundestagsabgeordnete Hen- richmann ist überzeugt: „Wir müssen die Versorgung in den ländlichen Regionen si- chern, insbesondere die kleineren Apothe- ken dürfen nicht unter dem Versandhan- del leiden.“ Er hob die Bedeutung eines funktionierenden Netzes von Apotheken auch für Notdienste hervor. Zudem ist die Beratung der Patienten durch die Apothe- ke als Lotse imGesundheitssystem für den Politiker unabdingbar: „Es gibt Dinge, die sollte man nicht im Internet bestellen.“ <

AKWL Mitteilungs blatt 01-2018 / 5

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