MB_3-2016_25082016

APOTHEKERSTIFTUNG

Multiresistenten Bakterien den Kampf angesagt Stiftung unterstützt Forschung von Dr. Ralph Holl

> Ralph Holl forscht zu einem der drängendsten medizinischen Probleme unserer Zeit: Er versucht – salopp gesagt – gefährlichen mul- tiresistenten Bakterien ein „Schnippchen zu schlagen“. Der promovierte Apotheker arbeitet am Institut für Pharmazeutische Chemie der Westfälischen Wil- helms-Universität Münster daran, neue Wege zu entwickeln, um multiresistente Keime effektiv zu bekämpfen. Um Holl bei dieser wichtigen Arbeit zumindest ein wenig zu unterstützen, hat die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe die Forschung des heute 38-Jähri- gen gefördert: von Januar bis März 2015 mit insgesamt 13.000 Euro. „Mit der Unterstützung durch die Stiftung konnte ich die Doktorandin Magdalena Mojrzisch drei Monate lang finanzieren und zusätzlich vier ambitionierten stu- dentischen Hilfskräften je einen Monat lang die Möglichkeit geben, neben dem Studium auch in der Wissenschaft mit- zuarbeiten und sie damit für das Feld der Antibiotika-Forschung sensibilisieren“, er- klärt Holl. Für ihn sind die Doktoranden besonders wichtig. „Alleine lässt sich so eine aufwendige Forschung nicht betrei- ben, deshalb arbeiten wir im Team. Ak- tuell arbeiten vier Doktoranden und zwei Masteranden an dem Projekt“, so Holl. Vor der praktischen Arbeit im Labor stehen komplexe Überlegungen und Berechnungen. Bevor neue Wirkstoffe „gekocht“ werden, gilt es, theoretische Ansätze neu zu entwickeln, um bereits vorhandene Grundlagenforschung wei- terzuführen. „Konkret geht es immer da- rum, Bakterien zu schädigen oder abzu- töten, ohne dabei den Wirtsorganismus, also den Menschen, zu beeinträchtigen.“ Dr. Ralph Holl hat sich die Bekämpfung

Dr. Ralph Holl und Magdalena Mojrzisch schauen sich im Labor eine DC-Platte (Dünnschichtchromatographie-Platte) an.

wo er ab Oktober als Professor für Me- dizinische Chemie forschen und lehren wird. <

multiresistenter, gramnegativer Bakteri- en zur Aufgabe gemacht. „Man muss den Hebel an Strukturen ansetzen, die für die Mikroorganismen überlebensnotwendig sind.“ In diesem Fall ist dies das Enzym LpxC, das für den Aufbau eines wichtigen Bestandteils der bakteriellen Zellwand un- entbehrlich ist. Entsprechende Inhibitoren setzen hier an und schädigen die Bakteri- en derart, dass sie absterben. „Dieser Weg ist spannend, da unsere Zielstruktur in praktisch jedem gramnegativen Bakteri- um vorkommt, dafür aber nicht im Men- schen“, betont Holl. In Agardiffusionstests werden die im Labor hergestellten Antibiotika ge- gen multiresistente Bakterien getestet. „Bislang sind die Ergebnisse vielverspre- chend“, so Holl, aber man sei in diesem Bereich noch lange nicht am Ziel. Dass sein Forschungsprofil zu den aktuellen Anforderungen passt, zeigt üb- rigens sein nächster Karriereschritt: Ob- wohl er seine Habilitationsschrift gerade erst eingereicht hat, hat er bereits einen Ruf an die Universität Hamburg erhalten,

ZUR PERSON:

Dr. Ralph Holl ist 38 Jahre alt und stammt aus dem Landkreis Göppingen bei Stuttgart. Nach seinem Pharmaziestudium in Frei- burg wurde der Pharmazeut 2008 in Müns- ter promoviert. Es folgte ein Postdoc-Jahr in Erlangen – ein Beitrag zur Forschung von Brain Kobilka (Nobelpreis für Chemie 2012) und eine gemeinsame Veröffentlichung in „Nature“ inklusive. Seit 2009 forscht Holl wieder in Münster. Die Pharmazie-Studen- ten an der WWU durchlaufen bei ihm das Praktikum zur Arzneibuch-Analytik.

10 / AKWL Mitteilungs blatt 03-2016

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