Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 3/2020

DR. DAGMAR HORN

PRAXISTIPP Nach Möglichkeit immer mindestens zwei Quellen als Informationsgrund- lage wählen und die Daten anhand ei- gener Überlegungen auf Plausibilität hin überprüfen. Bei Unklarheiten nach Möglichkeit Rücksprache mit dem verordnenden Arzt halten und mit ihm zusammen eine Entschei- dung treffen. Es empfiehlt sich Listen zu erstellen, in denen für die wesent- lichen bzw. häufigsten Arzneistoffe Empfehlungen hinsichtlich der Dosis- anpassung zusammengefasst sind. Diese sollten nach Möglichkeit mit den verschreibenden Ärzten abge- stimmt sein, insbesondere wenn es sich um eine Anwendung außerhalb der Zulassung handelt. 2011; 6(3): 497–504. 7 Brater DC: Drug dosing in patients with impaired renal function. Clin Pharmacol Ther 2009; 86(5): 483–9. 8 Kidney Disease Improving Global Guidelines (KDIGO): Clinical Practice Guidelines for Acute

ZUSAMMENFASSUNG Um am Ende kurz auf das Eingangsbeispiel zurück zu kommen: Bei widersprüchli- chen Angaben zur Dosierung von Simvastatin bei Nierenersatzverfahren, habe ich damals gemeinsam mit dem Arzt die wesentlichen Parameter besprochen: Sim- vastatin ist stark proteingebunden und wird wohl kaum durch die Dialyse ent- fernt, zudem führt eine Reduktion der Dosierung um die Hälfte auch nur zu einer Wirkminderung von etwa 6 Prozent. Bei bestehender relevanter Indikation haben wir uns dann auf eine tägliche Dosierung von 10 mg amAbend geeinigt, wobei bei bestehender Vortherapie mit einer erhöhten Dosierung auf eine zusätzliche Initi- aldosierung verzichtet wurde. Arzneistoffe an eine bestehende akute Nierenschädigung, eine chronische Nieren- insuffizienz oder bei einem bestehenden Nierenersatzverfahren anzupassen stellt im Alltag eine große pharmazeutische Herausforderung dar. Gerade die hohe in- terindividuelle Variabilität des zugrundeliegenden Krankheitsbildes, die Art der Nierenfunktionsstörung und nicht zuletzt der Patient können imAlltag zu großen Unsicherheiten führen. Sind jedoch die wesentlichen Probleme bekannt und wird im konkreten Einzelfall eine sorgfältige Abwägung vorgenommen, so lassen sich sowohl kritische Unter- wie Überdosierungen im Alltag regelmäßig vermeiden.

10 Lee A: Adverse drug reactions. 2nd ed. London [etc.]: Pharmaceutical Press 2007. 11 Nast CC: Medication-Induced Interstitial Neph- ritis in the 21st Century. Adv Chronic Kidney Dis 2017; 24(2): 72–9.

Kidney Injury 2012. http://www.kdigo.org/ clinical_practice_guidelines/AKI.php. 9 Zarbock A, John S, Jörres A, Kindgen-Milles D: Neue KDIGO-Leitlinien zur akuten Nierenschä- digung. Praktische Handlungsempfehlungen. Anaesthesist 2014; 63(7): 578–88.

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