Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2014 (Juli 2014)
Prof. Eugen Verspohl
weißen Bohnen sowie Ei und Kaviar. Da- gegen ohne Bedeutung sind – obwohl häufig anders berichtet – Chianti, Bana- nen und Schokolade. MAO-Hemmstoffe (Monoaminoxidase- Hemmer), die eigentlich Stimulantien und weniger Stimmungsaufheller (Anti- depressiva) sind und auch bei Parkinson angewendet werden, hemmen den Tyra- min-Abbau. Es kann zu erheblichen Blut- druckschwankungen, also Anstiegen als auch Abfällen, bis zu Hirnblutungen kom- men. Dies ist vor allem bedeutsam, wenn auch die MAO-B gehemmt ist. • Tranylcypromin (Jatrosom®): irreversi- ble Hemmung der MAO-A und -B • Moclobemid (Aurorix®): reversible Hemmung der MAO-A • Linezolid (Zyvodix®): reversible Hem- mung der MAO-A und -B • Selegilin (Movergan®), Rasagilin (Azi- lect®): irreversible Hemmung der MAO-B: Hier ist die Beachtung der Ty- ramin-Zufuhr nicht notwendig. hinweis: MAO-A Hemmer nicht gleichzeitig mit tyraminhaltiger Kost einnehmen. Von der Häufigkeit ist diese Interakti- on allerdings überbewertet. Vorsicht: Die Interaktion kann durch lang dau- ernde Enzymhemmung noch einen Monat nach Beendigung der Thera- pie auftreten. c) Folsäure (Vitamin B9) Der Folsäurespiegel (5mg Substitution durch Präparate) wird durch Nahrungs- bestandteile nicht erreicht, um den Phe- nytoinspiegel zu reduzieren. So enthal- ten weiße Bohnen (300 µg/100 g), Kalbs- leber (240 µg/100 g), Grüngemüse (100- 200 µg/100 g).
wendig und läuft der Wirksamkeit von oralen Antikoagulantien, die Vitamin K- Antagonisten sind (Phenprocoumon und Warfarin), zuwider. Reich an Vitamin K sind: • grünes Gemüse beispielsweise Spinat, Kopfsalat): 200 bis 400 µg pro 100g • Kohlsorten (zum Beispiel Brokkoli, Blu- men- und Rosenkohl, Kohlrabi), ferner Bohnen, Sojabohnen, Erbsen, Spargel, Die möglichen Folgen der Interaktion könnten Thrombose und Schlaganfall durch Unwirksamwerden des Arzneistoffs sein. hinweis: Diese Interaktion ist entgegen vieler Informationen nicht so problema- tisch. Probleme kann nur ein plötz- liches Absetzen von sehr hohen Mengen eine der genannten Gemü- sesorten bereiten, also die Korrektur einer extrem einseitigen Ernährung. Diätetika/Nahrungsergänzungsmittel oder Vitamin-Brausetabletten liegen nur Tageszufuhrmengen von 80 µg zu Grunde. Als wirksames Antidot werden dagegen 2000 µg eingesetzt, was die gemachte Relation verdeut- licht. b) Tyramin Tyramin ist ein indirektes Sympathomi- metikum (biogenes Amin) und entsteht hauptsächlich durch Reifeprozesse bei längerer Lagerzeit aus Tyrosin, einem Ei- weiß-Abbauprodukt, das in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Es befindet sich in Bier, Wein, reifem und überreifem Käse (in Appenzeller 22 bis 48mg/100 g), Leber, eingelegten Heringen (Salzheringe) und Salami (11 bis 54mg/100 g), Hefe, Joghurt, Sauerkraut, Sauerkraut (1500 µg pro 100g) • Rindfleisch (200 µg pro 100g).
Nifedipin, Nitrendipin, Amlodipin besit- zen Bioverfügbarkeiten von 50 bis 70 Pro- zent, 20 bis 30 Prozent bzw. 64 bis 80 Pro- zent und unterliegen nur einem geringen First-Pass-Effekt. hinweis: Nifedipin, Nitrendipin und Amlodipin sollen zur Mahlzeit in unretardierten Arzneiformen eingenommen wer- den. Interaktion von Milch, einschließlich Milchprodukten, wie Käse, Joghurt oder Quark sind für Fluoride und Bisphospho- nate bereits erwähnt. „Analog-Wissen“ bzw. analoge Ableitung ist gefährlich: Die bekannte Interaktion gilt nur für Tetra- cyclin (Achromycin®) und Oxytetracyclin (Tetra-Gelomyrtol®). Dagegen haben Do- xycyclin (Vibramycin®, Azudoxat®) und Minocyclin (Klinomycin®, Skid®) nur eine hinweis: Zwei Stunden Abstand einhalten. Nur in Ausnahmefällen, zum Bei- spiel bei Übelkeit und Erbrechen, einige Tetracycline zur Mahlzeit ein- nehmen, unter Inkaufnahme einer herabgesetzten Bioverfügbarkeit. Eine Alternative ist, auf Pharma- ka wie Doxycyclin oder Minocyclin überzugehen. Zwar steht Milch im Vordergrund, aber was für Ca 2+ - Ionen gilt, ist auch für Mg 2+ - und Fe 2+/3+ -Salze gültig. Milch/Ca 2+ -Ionen
geringere Affinität zu Ca 2+ -Ionen.
Überbewertete bzw. falsch bewertete Interaktionen
a) Vitamin K-reiche Lebensmittel Vitamin K ist für die biologische Aktivität von bestimmten Gerinnungsfaktoren not-
Sondennahrung (PEG = perkutane endo- skopische Gastrostomie)
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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 19
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