Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018
ARZNEIMITTELTHERAPIE IN DER SCHWANGERSCHAFT
TABELLE 2: Antibiotika in der Schwangerschaft (Quelle embryotox)
behandelt werden. Nach wie vor stellen Penicilline und Cephalosporine die Arznei- mittelgruppen der Wahl dar, einen hohen Erfahrungswert haben auch Makrolide, die bei Unverträglichkeiten der erstge- nannten Stoffe eingesetzt werden kön- nen (Tabelle 2). Indikationsbezogen kann auch auf andere Antibiotikagruppen zu- rückgegriffen werden. Parenteral applizierte Aminoglykoside können zur Innenohr- und Nierenschädi- gung des Kindes führen, Fluorchinolone sind ebenfalls kontraindiziert, weil sie im Tierversuch Knorpel- und Knochenschä- den verursacht haben, Tetracycline und Glycylcycline führen bei Einnahme nach der 16. Schwangerschaftswoche (SSW) zu Gelbverfärbung der Zähne des Kindes und sind aus diesem Grunde kontraindi- ziert. Clindamycin wird als Reservemittel angesehen, da ausreichende Daten in der Frühschwangerschaft fehlen. Selbstmedikation in der Schwanger- schaft – wie kann die öffentliche Apo- theke helfen? In der öffentlichen Apotheke wird das pharmazeutische Personal häufig mit Fragen zur Selbstmedikation bei Schwan- geren konfrontiert. Die wichtigsten In- dikationen sind hier sicher Erkältungs- krankheiten, Übelkeit zu Beginn der Schwangerschaft und Sodbrennen. Hin- zu kommen allergische Erkrankungsbil- der, wie Heuschnupfen und allergische Reaktionen, evtl. Hämorrhoiden, Schlaf- störungen und Verstopfung. Diese In- dikationen können nach Hinterfragen der Eigendiagnose und Abgrenzung zum Arztbesuch (s. Leitlinie BAK Beratung In- formation und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Medikamenten – Selbst- medikation) gelindert werden, oft hel- fen gerade auch in der Schwangerschaft nichtmedikamentöse Maßnahmen. Auch komplementäre Therapieoptionen kön- nen eine wichtige Hilfe sein. Bei homöo- pathischen Darreichungen ist darauf zu achten, dass Potenzierungen ab D 4 ver- wendet werden. In der Schwangerschaft mögliche anthroposophische Arzneimit- tel werden in den anthroposophischen In der Schwangerschaft kontraindizierte Antibiotika
Antibiotikum
Bewertung/Einsatz
Amoxicillin
Mittel der Wahl Mittel der Wahl
Amoxillin/Clavulansäure
Azithromycin
Einsatz möglich
Cefaclor, Cefuroxim, Cefalexin
Mittel der Wahl
Cotrimoxazol
Mittel der 2. Wahl
Clarithromycin
Einsatz möglich
Clindamycin
Reservemittel
Doxycyclin
Mittel der 2. Wahl, ab SSW 16 kontraindiziert
Fosfomycin
Mittel 2. Wahl
Nitrofurantoin
Mittel 2. Wahl, kein Einsatz am Ende der Schwangerschaft
Penicillin G
Mittel der Wahl
Penicillin V
Mittel der Wahl Einsatz möglich
Roxithromycin
Trimethoprin
Mittel 2. Wahl
und Flubiprofen sollte hingegen verzich- tet werden. Schwangere haben häufig eine verstopfte Nase, die durch den er- höhten Östrogenspiegel, allergische Er- krankungen oder grippale Infekte bedingt sein kann. Hier bieten sich vor allem be- feuchtende Nasensprays mit Meerwasser oder hyperosmolaren Salzlösungen, das Spülen mit Nasenduschen und evtl. auch bei schweren Beschwerdebildern kurz- fristig (max. sieben Tage!) einzusetzende abschwellende Nasensprays (z. B. mit Xy- lometazolin) an. Reizhusten kann in der Selbstmedikation mit Dextromethorphan und Eibisch gelindert werden, als Husten- löser können Acetylcystein, Ambroxol und Thymian eingesetzt werden. Bei Husten und Bronchitis erweisen Kartoffelwickel (lauwarme Kartoffeln auf den Brustbe- reich als Wickel aufbringen) den Betrof- fenen gute Dienste. Unterstützend kann mit milden Erkältungssalben und Salzlö- sungen inhaliert werden. Erkältungssal- ben und ätherische Öle sollten nicht groß- flächig und unmittelbar auf den Bauch aufgebracht werden.
Arzneimittelverzeichnissen der Hersteller ausgewiesen.
Harnwegsinfekte und Vaginalmyko- sen – kein Fall für die Selbstmedikation
Harnwegsinfekte und Vaginalmykosen stellen in der Schwangerschaft immer eine Indikation für die Überleitung zum Arzt dar und müssen in jedem Fall behan- delt werden, um eine Infektion des Unge- borenen bzw. eine Frühgeburt zu verhin- dern. Als Antimykotika sind Clotrimazol und Miconazol die erste Wahl, auch Ny- statin ist unbedenklich, scheint aber nicht so wirksam bei Vaginalmykosen zu sein. Bei der Anwendung sollte möglichst kein Applikator verwendet werden. Ein Harnwegsinfekt (auch die Koloni- sation mit Bakterien) wird in der Schwan- gerschaft immer antibiotisch behandelt. Bei Erkältungssymptomen sind Ruhe, fri- sche Luft, ausreichende Flüssigkeitszu- nahme, Inhalation und Schleimhautbe- feuchtung sicher immer gute Hinweise und Maßnahmen. Halsbeschwerden kön- nen mit Antiseptika, wie Hexetidin, Chlor- hexidin oder Octenidin gelindert werden, auch Lutschtabletten (z. B. mit Ambroxol) gelten als unproblematisch, auf Benzocain Grippaler Infekt und Erkältungskrankheiten
Fieber und Schmerzen
Fieber (ab 38,5 °C) stellt bei Schwangeren immer eine Gefahr dar und sollte stets gesenkt werden, um vorzeitige Wehentä- tigkeit zu verhindern. Hohes Fieber in der Schwangerschaft stellt eine Indikation für den Arzt dar. Zum Fiebersenken ist hier
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