Fortbildung aktuell [ Das Journal ] 4/2018

AMTS BEI LEBERERKRANKUNGEN

TABELLE 2: Kriterien zur Einschätzung des Schweregrades einer Leberzirrhose

Plan

ankommt. Somit ist bei diesen Arzneistof- fen die Bioverfügbarkeit erhöht, die Clea- rance vermindert und das Risiko für Intoxi- kationen steigt. Bei peroraler Dosis sollte die Initialdosis als auch die Erhaltungsdo- sis reduziert werden. Bei Low Extraction Drugs hingegen ist die Bioverfügbarkeit unverändert, so dass die Initialdosis nicht angepasst werden muss. Da die Clearance auch vermindert sein kann, sollte die Er- haltungsdosis reduziert werden. Beispiele für High-Extraction drugs sind Morphin, Verapamil, Metoprolol und Lovastatin. 5 Der Child-Pugh-Score 6 (Tabellen 2 und 3) dient zur Einschätzung des Schweregra- des einer Leberzirrhose und des Morta- litätsrisikos, wird aber auch eingesetzt, um Dosisanpassung für Arzneistoffe zu geben. Die Auswahl der Arzneimittel für Patienten mit Lebererkrankungen sollte sowohl im Rx als auch im OTC Bereich nur nach strenger Indikationsstellung und mit einem sorgfältigen Therapie-Monitoring stattfinden. Die Apotheke leistet einen wichtigen Bei- trag zum Screening und zur Früherken- nung, daher kann als besonderer Service aktionsweise oder dauerhaft eine Blut- analyse mittels einem Analysegerät ange- boten werden. Bestimmt werden können typische Leberwerte wie ASAT, ALAT, AP, γ -GT, Gesamt- und direktes Bilirubin, Ge- samteiweiß und Glucose. Die Teilnahme am Ringversuch des Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker kann die Zuver- lässigkeit testen und mittels Zertifikat bescheinigen. Passend zu der Blutuntersuchung kann auch ein Fragebogen zur „Aktion Lebercheck“ des Leber Centrums der LMU zusammen mit dem Bayerischen Staats- ministerium für Umwelt und Gesundheit, Ärzte- und Apothekenverbände sowie der AOK Bayern mit dem Patienten zusam- men beantwortet werden. Mit Fragen zu regelmäßiger Medikamenteneinnahme, Bewegung, Alkohol- und Kaffeekonsum, sowie Impfung gegen Hepatitis B und verschiedener Symptomatik wird eine Ge- samtpunktzahl errechnet, die das Risiko Lebererkrankungen zu erleiden einschätzt. Apotheken-Aktion zum Thema Leber

• Therapie des Juckreizes mit Sertra- lin 50 mg einmal täglich, sollte es an- schlagen ist die Dosis steigerbar auf 100 mg. Dadurch kann es auch zur Ver- besserung der Abgeschlagenheit und Müdigkeit kommen, wenn nachts we- niger Juckreiz auftritt. • Therapie des Mundsoors mit Ampho- tericin B Suspension, viermal täglich 1 ml Suspension mit der Pipette nach den Mahlzeiten in den Mund tropfen • Senkung des LDL-Cholesterinspiegels · Beginn einer Therapie mit z. B. Atorvastatin • Osteoporose-Prophylaxe · mit Cholecalciferol 1000 I.E. pro Tag, ausreichend Calci- um Aufnahme aus der Nah- rung und ggf. Initiierung einer Bisphosphonat-Therapie • Schulung der Patientin und Hilfe- stellung · Erstellung und Erklärung ei- nes aktuellen und vollständigen Medikationsplans. · Weitere Hilfestellung zu der Erkran- kung kann die Patientin auf der In- ternetseite des Leberhilfeprojektes unter www.pbcnews.info finden. Eine Verschlechterung der Leberfunktion und hepatische Nebenwirkungen können unter zahlreichen Arzneimitteln und auch bei einigen Phytopharmaka, wie Schöll- kraut, Pelargonium, Kava Kava, Trauben- silberkerze, Sennesblätter und Beinwell auftreten. Traditionelle Chinesische Me- dizin (TCM) und auch Nahrungsergän- zungsmittel, wie z. B. Zimt (Coumarin) oder grüner Tee Extrakt sind auch nicht ungefährlich und können in der Daueran- wendung hepatotoxisch und hepatokarzi- nogen wirken. Die Datenbank LIVERTOX® 4 der U.S. National Library of Medicine und der National Institutes of Health bietet Informationen zu Diagnose, Ursache, Häufigkeit und Behandlung von idiosyn- kratische medikamenteninduzierte Hepa- totoxizität, die auf verschreibungspflich- tige und nicht verschreibungspflichtige Medikamente, Phytopharmaka und Nah- rungsergänzungsmittel zurückzuführen sind. Cave bei zusätzlicher Medikation

Kriterien

Punkte 1

2

3

Serumalbumin in g/dl

>3,5 2,8-3,5 <2,8

Bilirubin in mg/dl

<2,0 2,0-3,0 >3,0

Bilirubin in PBC und PSC in mg/dl

<4,0 4-10

>10

INR

<1,70 1,71-2,20 >2,20

mas- siv

Aszites

keine mittel- gradig

Grad der Enzephalopathie keine I-II

III-IV

Stadium Punktanzahl 1-Jahr-Über- lebensrate Child A 5-6 ca. 100 % Child B 7-9 ca. 85 % Child C 10-15 ca. 35 % TABELLE 3: Kriterien zur Einschätzung des Mortalitätsrisikos einer Leberzirrhose

ARZNEISTOFFE MIT HOHER EXTRAKTIONSRATE (AUSWAHL) Carvedilol, Propranolol, Metoprolol Verapamil, Nifedipin Antidepressiva, Sumatriptan Midazolam, Morphin, Naloxon Levodopa Domperidon

Dosisanpassung an Leberfunktion

Eine Dosisanpassung an die Leberfunktion von Arzneistoffen, die vorwiegend über die Leber eliminiert werden, kann nicht so einfach errechnet werden, wie bei einge- schränkter Nierenfunktion. Berücksichtigt werden muss die extrarenale Ausschei- dungsfraktion, die Proteinbindung und bei oraler Gabe auch der First-Pass-Effekt. Für sogenannte High-Extraction Drugs, Arzneimittel die zu mehr als 60 Prozent während der ersten Passage durch die Leber metabolisiert werden, kann es bei Lebererkrankungen zu höheren Blutspie- geln kommen, da deutlich mehr Arznei- stoff unmetabolisiert im Blutkreislauf

16 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal

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