AKWL-Geschäftsbericht 2017

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AKWL Geschäftsbericht 2017 | 6. WLAT

„Wir brauchen mehr Wertschätzung von Beratung und nicht mehr Relativierung von Beratung. Darum stehe ich voll und ganz hinter einem Versandhandels- verbot für verschrei- bungspflichtige Arznei- mittel.“

Hermann Gröhe Bundesgesundheitsminister

Apothekertag in Münster: „Was sich bewährt hat, müssen wir erhalten“ 6. WLAT war erneut ein Branchentreff der Superlative

Spannende Keynotes zu aktuellen Themen der Zeit, intensive Work- shops, informative Fachvorträge und eine politische Eröffnung, die es in sich hatte: Über 1.200 Apotheker/innen, Pharmaziestudie- rende, PTA und weitere interessierte Fachbesucher besuchten den sechsten Westfälisch-lippischen Apothekertag (WLAT) im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland und nahmen nach zwei Tagen jede Menge spannende Infos mit nach Hause. Der von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ausgerichtete und organisierte zweitägige Kongress war damit zum sechsten Mal in Folge der größte regionale Apothekertag im deutschsprachigen Raum und „ein voller Erfolg“, wie Kammerpräsidentin Gabriele Regi- na Overwiening resümierte. In der politischen Eröffnung am ersten Kongresstag erlebten die Besucher live, wie mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) zwei Hochkaräter der deutschen Gesundheitspolitik sich öffentlich und eindrucksvoll zugunsten der Arzneimittelversorgung durch die öffentliche Apotheke vor Ort positionierten. Gerade unter den Vor- zeichen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes, nach denen ausländische Versandapotheken sich nicht an die Arzneimittelpreis- bindung halten müssen, war das ein wichtiges Zeichen für die Apo- thekerinnen und Apotheker. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening zeigte sich in ihrer Rede kämpferisch und formulierte, welche Auswüchse das Ur- teil habe: „Wenn ein zuzahlungsbefreiter Patient bei einer ausländi-

schen Versandapotheke ein Rezept einreicht, erhält er einen Bonus. Dieser Patient würde also nicht nur nichts für ein Medikament be- zahlen, sondern zusätzlich einen geldwerten Vorteil erhalten. Damit werden zuzahlungsbefreite Patienten nicht nur komplett auf Kos- ten der Solidargemeinschaft versorgt – sondern sie könnten durch das Einlösen eines Kassenrezepts auch noch Geld verdienen.“ Overwiening appellierte, begleitet vom Applaus der 700 Zuhö- rer/innen, an die SPD-Bundestagsfraktion, sich nicht gegen den Ge- setzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu stellen: „Auch wenn Sie derzeit an Selbstbewusstsein zulegen, sind Sie immer noch Teil dieser Bundesregierung, die sich dadurch aus- zeichnet, Probleme ernst zu nehmen. Nehmen Sie die Unterschrif- ten von mehr als einer Million Bürgern ernst, davon über 165.000 aus Westfalen-Lippe, die uns imRahmen einer Unterschriftenaktion in den vergangenen Wochen den Rücken gestärkt haben. Machen Sie den Weg frei für eine zügige Rückführung des Versandhandels auf den Bereich nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel!“ Diesen Ball nahm Minister Gröhe dankend auf und sagte in Richtung des SPD-geführten Bundeswirtschaftsministeriums: „Ich würde mir wünschen, dass das BMWi bei der Rettung von 150.000 Beschäftigten in Apotheken die gleiche Leidenschaft zeigt, wie bei der Rettung von circa 16.000 Tengelmann-Mitarbeitern.“ Gröhe hob die Bedeutung der Apothekerschaft hervor: „Die Apotheker sind für viele Menschen der erste Ansprechpartner im Gesundheitswesen.“ Der Gesundheitsminister weiter: „Was sich bewährt hat, müssen

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