AKWL-Geschäftsbericht 2017
Editorial | AKWL Geschäftsbericht 2017
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Editorial
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch wenn der Wahlspruch des französischen Schriftstellers Victor Hugo schon gut 150 Jahre alt ist, so beschreibt er doch sehr gut die Ungewissheit, die das Jahr 2017 der Apothekerschaft bescherte: „Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Uner- reichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tap- feren ist sie die Chance.“ 2017 war im politischen Berlin nicht unbedingt ein Jahr, das von politischer Tapferkeit und von Chancenergreifern geprägt war: Fast das ganze Jahr über herrschte auf der Bundesebene gesund- heitspolitischer Stillstand, bedingt durch wichtige Landtagswahlen, unter anderem auch in unserem Bundesland, die Bundestagswahl und die sich anschließenden zähen Sondierungsgespräche und Ko- alitionsverhandlungen. Dabei wäre gerade für den Berufsstand der Apothekerinnen und Apotheker höchste Eile geboten gewesen: Seit dem EuGH-Urteil vom Oktober 2016 zur Zulässigkeit von Rezept- boni-Gewährung durch ausländische Versandapotheken ist der Wettbewerb zwischen deutschen Apotheken und ausländischen Versendern ins Ungleichgewicht geraten. Eine schnelle und die aus unserer Sicht einzig richtige Antwort hatte Bundesgesundheitsmi- nister Hermann Gröhe zwar mit dem Versandhandelsverbot für ver- schreibungspflichtige Arzneimittel rasch parat, doch er wurde vom Koalitionspartner SPD ausgebremst. Chancenergreifer wie Hermann Gröhe gab und gibt es aber nach wie vor in unserem Bundesland. Nicht zuletzt dank der zahlreichen Informationsgespräche, Apotheken-Praktika und Korrespondenzen, die sehr viele von Ihnen im Berichtsjahr geführt haben, wurde und wird die pharmazeutische Kompetenz des Apothekerberufes und die Unverzichtbarkeit einer wohnortnahen Versorgung für Bürger- meister, Landtags- und Bundestagsabgeordnete greifbar und erleb- bar. Während sich SPD und Grüne auf der Bundesebene gegen ein Rx-Versandhandelsverbot ausgesprochen haben, wurde ebendieses Vorhaben von der bis Mai amtierenden rot-grünen Landesregierung vehement unterstützt. Gesundheitsministerin Barbara Steffens setzte sich sogar mit ihrer bayrischen Kollegin Melanie Huml an die Spitze der Bewegung aus den Ländern, die im Bundesrat ein Mehr- heitsvotum für ein solches Verbot erwirkten. Der Vorgänger von Bar- bara Steffens im Amte und zugleich ihr Nachfolger, setzt diese Linie konsequent fort. Und so ist ganz sicherlich auch das Ergebnis vieler
Dr. Andreas Walter Hauptgeschäftsführer
Michael Schmitz Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien
Aktivitäten in Westfalen-Lippe, dass im Anfang 2018 erarbeiteten Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ebendieses Versandhan- delsverbot explizit festgeschrieben ist. Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der apothekerlichen Berufs- ausübung in der inhabergeführten, wohnortnahen Apotheke und einer optimalen Arzneimittelversorgung der Patienten ist es aber zugleich auch wichtig, neben der Verteidigung unserer Grundfeste, auch die anstehenden Entwicklungen hin zu einem immer stärker digitalisierten Gesundheitswesen mitzugestalten. Ein kleiner Be- rufsstand wie der apothekerliche hat zwar nicht die Möglichkeit wie große Konzerne oder die Vertretungen der Ärzteschaft IT-Teams in der Stärke von Hundertschaften aufzubieten, um jedwede Innovati- on mitzubegleiten oder sich bei jedem Einzelthema an die Spitze der Bewegung zu stellen. Aber über Kreativität und Engagement ver- fügt diese Kammer allemal. Das verdeutlichen auch unsere vielen Gesprächs- und Arbeitsformate insbesondere mit vielen jüngeren Kammermitgliedern immer wieder. Und oft sind es ja nicht die gro- ßen Tanker, die als erstes das Ziel erreichen, sondern die kleinen und wendigen Schnellboote. Hier können wir schon jetzt von der Abtei- lung „Jugend forscht“ im Ehrenamt lernen und profitieren, die auch die Digitalisierung als Chance begreift.
Dr. Andreas Walter
Michael Schmitz
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