Online Mitteilungsblatt 2/2022, 2. Dezember 2022

KOLUMNENTITEL ÖFFENTL ICHKEITSARBEIT

Stabile Versorgung vor Ort bedarf verlässlicher Finanzierung und zusätzlicher Fachkräfte Vizepräsident Frank Dieckerhoff empfangt Landtagsabgeordnete zum Austausch

> Gleich zwei Landtagsabgeordnete der SPD hatte Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer West falen-Lippe, am Freitag zu Gast in seiner Apotheke: Nadja Lüders, die zugleich auch als Generalsekretärin der NRW SPD fungiert, besuchte gemeinsammit Volkan Baran die Funkturm-Apotheke in Dortmund. In dem gut 90-minütigen Vor-Ort-Termin machten sich die bei den Abgeordneten ein Bild von der Arzneimittelversorgung in ihrer Stadt und tauschten sich mit Dieckerhoff über aktuelle ge sundheitspolitische Fragestellungen aus. „Versorgung in Pantoffelnähe“ lautet die Devise der Stadtteil Apotheke, die seit Schließung der einzigen Hausarztpraxis noch wichtiger für die vorwiegend älteren Menschen im Quartier ge worden ist. Dieckerhoff zeigte auf, dass in seiner Apotheke daher Impfungen gegen Corona und Grippe besonders gefragt sind. Außerdem führte er die Landtagsabgeordneten durch das Labor und Back-Office der Apotheke, das nicht nur über einen hochmo dernen Kommissionier-Automaten verfügt, sondern längst auch für die Bearbeitung von E-Rezepten vorbereitet ist. Dieckerhoff kritisiert GKV-Finanzstabilisierungsgesetz Frank Dieckerhoff sparte dabei nicht mit Kritik am jüngst vom Bundestag verabschiedeten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz: „Dass die Apotheken jetzt für zwei Jahre mit insgesamt je 120 Millionen Euro belastet werden, ist für uns ein schwerer Schlag ins Kontor.“ Zuletzt sei die apothekerliche Vergütung im Jahr 2013 leicht erhöht worden. Seitdem stagniere sie und ab Fe bruar 2023 werden sie sogar abgesenkt, während die Ausgaben für Löhne, Sach- und Energiekosten davongaloppierten: „Die lo gischen Konsequenzen dieser einseitigen Sparpolitik sind eine unglaublich große Demotivation bei vielen meiner Kolleginnen und Kollegen und zusätzliche Apothekenschließungen“, so Die ckerhoff. Das untermauerte er mit einem Blick auf den deutli chen Rückgang der Apothekenzahlen in seiner Stadt: „Vor zehn Jahren haben wir in Dortmund noch 152 Apotheken gezählt. Ak tuell sind es nur noch 117. Das ist ein Rückgang um 23 Prozent.“ Fachkräfte entscheiden über die Versorgung Weitere Gesprächsthemen waren der Fachkräftemangel, der auch vor den Apotheken nicht Halt macht, Lieferengpässe bei Arzneimitteln und die Frage, ob Apotheken zukünftig Cannabis als Genussmittel abgeben sollen. Dieckerhoff sieht hier einen Widerspruch mit dem heilberuflichen Auftrag seines Berufes. Daher sei dies allenfalls als freiwilliges Angebot von Apotheken denkbar. Volkan Baran und Nadja Lüders nahmen von ihrem Apothekenbesuch zahlreiche Informationen und Erkenntnisse mit und versprachen, den Dialog fortzusetzen. Die wohnortnahe und niederschwellige Versorgung durch die Apotheke sei durch

AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff (r.) hatte die Dortmunder SPD-Land tagsabgeordneten Nadja Lüders und Volkan Baran zu Gast in seiner Apotheke.

nichts zu ersetzen: „Daher müssen wir im Gespräch bleiben, Ihre Argumente auf der Landesebene besprechen und auch weiter in die Bundespolitik tragen“, so Baran und Lüders. Als nächstes ver abredeten sie daher einen Austausch der SPD-Gesundheitsex perten im Landtag mit Dieckerhoff und weiteren Vertretern der Kammer, mit besonderem Blick auf die Themen flächendecken de Versorgung und Fachkräfte. Beides ist untrennbar miteinan der verwoben, wie Dieckerhoff aufzeigte. Die Frage, ob zukünf tig auch in auskömmlicher Zahl pharmazeutische Fachkräfte für die Apotheke vor Ort bereitstehen, entscheidet darüber, ob die wohnortnahe Versorgung im Quartier aufrechterhalten werden kann. <

AKWL Mitteilungs blatt online 02-2022 / 7

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