Online-Ausgabe Mitteilungsblatt 1/2018, 15. Juni 2018

KAMMERVERSAMMLUNG

strukturpolitischen und pharmazeuti- schen Herausforderungen sich der Be- rufsstand aktuell stellt. Insbesondere die Frage nach dem Erhalt der Apotheke an Standorten, in denen die ärztliche Versor- gung nicht mehr gewährleistet ist, treibe sie um. Darüber hinaus müsse die Apo- thekerschaft die Weiterentwicklung der apothekerlichen Versorgung in Zeiten der Digitalisierung durch innovative Modell- projekte vorantreiben. Auch sei es wich- tig, Anreize zu schaffen, damit junge Exis- tenzgründer wieder eine Chance haben, sich erfolgreich selbständig zu machen. Deutliche Worte fand die Präsidentin für das am 6. Juni veröffentlichte Positi- onspapier des GKV-Spitzenverbands zur „Neuordnung der Apothekenstrukturen und -vergütung“. „Wir Apotheker wollen in einen Dialog eintreten und mit Fakten überzeugen. Wenn man aber den GKV- Spitzenverband und sein Positionspapier sieht, merkt man, dass dort kein Dialog möglich ist“, so Overwiening. „Das Positi- onspapier und auch das 2HM-Gutachten, auf dem es basiert, gehören in die Tonne.“ Einstimmig erteilten die Delegierten dem Vorstand und der Geschäftsführung Ent- lastung für das Geschäftsjahr 2017. Auch die Jahresabschlüsse von Kammer und Fürsorgeeinrichtung wurden einstimmig bestätigt. Ihren Unmut äußerten aber zahlreiche Delegierte an der Arbeit des Bundesverbandes ABDA. Die Frage, ob die von der AKWL an die ABDA entrichteten Mitgliedsbeiträge in einem ausgewoge- nen Verhältnis zu den dafür erbrachten Leistungen stehe, beantworteten 52 Pro- zent der Delegierten mit nein. Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter präsentierte den Delegierten die wichtigsten Kennziffern aus dem Jahr 2017: Die Zahl der Arbeitsplätze in den Apotheken erhöhte sich in Westfalen- Lippe signifikant von 15.777 auf 16.469. Zum Jahresende 2017 sank erneut die Zahl der Apotheken von 1.998 auf nur noch 1.973. Zum 30. Juni 2018 werden es dann nur noch 1.954 Apotheken sein: Die Kammer muss zu diesem Stichtag weite- re 20 Schließungen registrieren – bei nur einer Neueröffnung. Darin enthalten sind bereits 484 Filialen. „Bei uns gibt es aktu- ell also nur noch 1.470 Hauptapotheken. Das ist der niedrigste Wert seit 1972“, so Walter. Einstimmige Entlastungen

Hauptgschäftsführer Dr. Andreas Walter (re.) und Michael Schmitz als Geschäftsführer Kommunikation trugen der Kammerversammlung ihre Jahresberichte vor. Sie berichteten darin u. a. von den zahlreichen, abteilungsübergreifenden Projekten, mit denen die Kammergeschäftsstelle aktuell befasst ist und von den großen Umbrüchen in der Medienlandschaft.

Im Interesse der Patienten – Freiberuflichkeit stärken Resolution der Kammerversammlung vom 13. Juni 2018 einstimmig verabschiedet

Die Kammerversammlung fordert den Gesetzgeber und die zuständigen Insti- tutionen der Selbstverwaltung auf, die- ser Entwicklung Einhalt zu gebieten und im Interesse der Patientinnen und Pati- enten den freiberuflichen Charakter der ambulanten Arzneimittelversorgung zu erhalten. Der Gesetzgebermuss die Rahmenbe- dingungen für eine langfristig gesicherte flächendeckende Arzneimittelversorgung stellen. Nur so wagen junge Approbierte den Schritt in die Selbstständigkeit – auch in strukturschwachen Regionen. Es gilt, eine vielgestaltige und vitale ambulante Versorgungslandschaft gemeinsam mit den Arztpraxen, Pflegeheimen und Pfle- gediensten sowie den Angehörigen der Patientinnen und Patienten zu erhalten. Selbstständige wie angestellte Apothe- kerinnen und Apotheker müssen auch in Zukunft als Angehörige eines freien (Heil-) Berufes das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten an die erste Stelle setzen kön- nen. <

Die Kammerversammlung beobachtet mit Sorge, dass ausländische Konzerne zu- nehmend in die Arzneimittelversorgung in Deutschland, zu der per Gesetz inha- bergeführte Apotheken vor Ort verpflich- tet sind, eindringen. Dieser Entwicklung will der Spitzen- verband Bund der Gesetzlichen Kranken- versicherung in seinem Positionspapier zur Arzneimittelversorgung mit seiner Forderung nach Fremdbesitz bei den Apo- theken Vorschub leisten. Dieser Einstieg von Fremdkapital(gebern) in die Arznei- mittelversorgung birgt die Gefahr, dass die Bedürfnisse von Patientinnen und Pa- tienten gegenüber den Renditeinteressen von Konzernen in den Hintergrund treten. Konzerne betreiben „Rosinenpickerei“ und locken die Patientinnen und Patienten mit hohen Boni, ohne sich an den vielfälti- genGemeinwohlpflichten zubeteiligenund sind anders als die inhabergeführten Apo- theken vor Ort nicht (zur Gewährleistung) einer ordnungsgemäßen flächendeckenden Arzneimittelversorgung verpflichtet.

AKWL Mitteilungs blatt Online 01-2018 /  5

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