Mitteilungsblatt Nr. 5/2015 vom 16. Dezember 2015

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Der steinige Weg von Homs in Syrien ins westfälische Paderborn: Eine Geschichte über einen Neuanfang Basel salloum auf dem weg zur deutschen approbation in einem vorort von homs betreibt er erfolgreich eine eigene apotheke – zwei Jahre lang. Dann macht der Krieg in homs, der drittgrößten stadt syriens, ein weitermachen für den 28-Jährigen unmöglich. seit eineinhalb Jahren ist Basel salloum nun chemie-student in paderborn und seit acht wochen pharmaziepraktikant in der westapotheke. Dort gibt inhaber toni Rimrod ihm die chance, die deutsche approbation zu erlangen. Eine geschichte über einen neuanfang.

Basel Salloums Beziehung zur Phar- mazie beginnt 2006, als er an der Baath-Universität in Homs sein Phar- maziestudium aufnimmt und dieses fünf Jahre später abschließt. Das Stu- dium hat seine Fremdsprachenkennt- nisse geschärft. „70 bis 80 Prozent des Unterrichts sind auf Englisch, das hilft mir heute, da Englisch und Deutsch von links nach rechts geschrieben werden – ganz im Gegensatz zu Ara- bisch“, sagt der 28-Jährige. Im Notdienstzimmer der Westapothe- ke, die der Paderborner Apotheker Toni Rimrod zu Jahresbeginn über- nommen hat, berichtet er in verständ- lichem Deutsch über seine Flucht. „Von 2012 bis 2014 hatte ich in Homs eine eigene Apotheke, die lief gut“, erinnert sich Salloum an seine frühe Selbstständigkeit nach nur einem Jahr als angestellter Apotheker. „Ich hat- te keine Mitarbeiter, war jeden Tag selbst vor Ort.“ Doch durch den Bür- gerkrieg wurde es immer schwieriger: „Medikamente konnten nicht mehr geliefert werden, oft bin ich selbst bis zum Großhandel gefahren. Doch das wurde immer gefährlicher. Viele mei- ner Freunde sind getötet worden.“ Irgendwann ging es nicht mehr. „Ich wollte weg, wollte nach Deutsch- land.“ Neuanfang in Paderborn In Syrien kennt man Städte wie Ber- lin, Köln oder München. Basel Salloum

In der Apotheke von Toni Rimrod, dem langjährigen Vorstandsmitglied der Apotheker- kammer Westfalen-Lippe, wagt Basel Salloum (s)einen Neuanfang.

man noch lernen“, erzählt Salloum und verweist stolz auf ein offizielles Dokument der Bezirksregierung Det- mold. „Vor sechs Wochen habe ich meine Fachsprachenprüfung auf C1- Niveau bestanden.“ Eine Fachsprachenprüfung muss jeder Arzt und Apotheker aus dem Ausland absolvieren, bevor er in Deutschland arbeiten darf. Dazu Toni Rimrod: „In Deutschland benötigt man das an- spruchsvolle C1-Niveau. Bei C2, der höchsten Stufe, ist man praktisch schon Muttersprachler.“ Ein solches

aber bemüht sich um ein Studenten- visum für Paderborn, um hier Chemie zu studieren und Deutsch zu lernen. „Paderborn hat einen guten Ruf bei Naturwissenschaften“, hörte er von Freunden, „und dass die Menschen hilfsbereit sind.“ Im Juni 2014 schließlich fliegt der Pharmazeut von Damaskus nach Düs- seldorf, bezieht ein kleines Studenten- zimmer. Er büffelt Chemie und lernt vor allem die ihm fremde Sprache. „Ein Jahr lang dauerte mein Sprach- kurs, fünf Mal pro Woche jeweils fünf Stunden Unterricht, und dazu muss

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