Mitteilungsblatt 7/2019, 26. September 2019

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Ein Fall aus CIRS-NRW

> CIRS-NRW ist eine gemeinsame Initiative der Ärztekammern Nord- rhein und Westfalen-Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen sowie der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe in Zusam- menarbeit mit dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin. Die Buchstaben „CIRS“ stehen für Critical Incident Reporting-System, zu Deutsch „Datenbank für kritische Ereignisse“. Es handelt sich um ein internetgestütztes, einrichtungsübergreifendes Berichts- und Lernsystem zur anonymen Meldung von kritischen Ereignissen in der Pati- entenversorgung. CIRS-NRW soll dazu beitragen, dass über kritische Ereignisse offen gesprochen und aus ihnen gelernt wird. Somit sollen Wege zur Vermeidung von Risiken diskutiert und Lösungsstra- tegien erarbeitet werden. Langfristig soll CIRS-NRW dazu beitragen, die Sicher- heitskultur in Nordrhein-Westfalen zu verbessern und die Patientensicherheit zu fördern. CIRS-NRW dient somit auch als Instrument des Risiko- und Qualitätsma- nagements. CIRS-Fall zu Naratriptan Der Wirkstoff Naratriptan aus der Arznei- stoffklasse der Triptane ist ein Serotonin- agonist, welcher zur akuten Behandlung der Kopfschmerzphasen von Migränean- fällen mit und ohne Aura eingesetzt wird. Laut Wirkstoffdossier der ABDA-Daten- bank besteht neben einigen anderen Kontraindikationen auch eine Kontraindi- kation bei mildem, unkontrolliertem Blut- hochdruck sowie bei mäßigembis schwe- ren Bluthochdruck. Im vorliegenden Fall erhielt der Patient trotz bekanntemBluthochdruck Naratrip- tan. Es wird berichtet, dass der Beratende in der Apotheke irrtümlich angenommen habe, dass der Interaktionscheck der

Eine intelligente Apothekensoftware unterstützt das Apothekenpersonal auch bei der Beratung der Patienten. Für den arbeitserleichternden sowie sicherheitserhöhenden Effekt sind die richtige Nutzung und das Wissen über die Funktionsweise essenziell. Foto: © PRODUCTION PERIG - Périg MORISSE

Bei der Abgabe von Naratriptan Kontraindikation berücksichtigen Folgendes kritisches Ereignis fiel in einer Apotheke auf:

Fall-Nr.: 197857

Was war das Ergebnis? Das Fertigarzneimittel mit dem Wirk- stoff Naratriptan wurde abgegeben, obwohl Bluthochdruck eine Kontrain- dikation für Naratriptan in der Selbst- medikation darstellt. Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereignis und wie hätte es vermieden werden können? Der Beratende nahm irrtümlich an, dass der Interaktionscheck auch Kon- traindikationen berücksichtigt. Wenn der Beratende die wesentlichen Kont- raindikationen nicht kennt, ist ein Blick in den Beipackzettel notwendig. Bei Stammkunden wird die Kontraindikati- on im CAVE-Modul angezeigt.

Was ist passiert? Ein Patient, der in der Apotheke nicht bekannt war, fragt gezielt nach einem Fertigarzneimittel mit dem Wirkstoff Naratriptan. Er hat aufgrund einer ärzt- lich diagnostizierten Migräne bisher ein NSAR eingenommen. Während des Beratungsgesprächs erfährt der Beratende, dass der Patient Bluthochdruck hat und Antihyperten- siva einnimmt. Der Beratende gibt die genannten Medikamente in das In- teraktionsmodul ein und erhält keine Warnungen. Er informiert den Patienten, dass nichts gegen die Einnahme spricht und gibt das Fertigarzneimittel mit dem Wirkstoff Naratriptan ab.

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