Mitteilungsblatt 7/2019, 26. September 2019

RATGEBER APOTHEKENPRAXIS

Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, haben oft Bedenken und Ängste. Diese sollten ernst genommen und zusammen mit dem Patienten und Ärzten Lösungen gefunden werden, damit die Therapiesicherheit nicht gefährdet wird. Foto: ©Stanislau_V - stock.adobe.com

• Auch bei Pantoprazol gibt es Optimie- rungspotenzial: Da Herr Meier keine Ulcusanamnese aufweist und den PPI ausschließlich zur Blutungsprävention wegen der Einnahme des Apixaban verordnet bekommen hat, genügt die einmal tägliche Einnahme von 20 mg Pantoprazol. Selbst wenn 40 mg er- forderlich wären, könnte die gesamte Tagesdosis auf einmal eingenommen werden. • In Bezug auf die Schmerztherapie wäre, wenn die Gabe eines Opioids weiterhin indiziert ist, unter Um- ständen die Umstellung auf ein zum Beispiel Fentanyl-haltiges Pflaster zu erwägen. Hierdurch ließe sich eine stabile Schmerzsituation erreichen, bei der Schmerzspitzen und die damit Außerdem fiele die vom Patienten als lästig empfundene zweimal tägliche Tabletteneinnahme weg. Natürlich sind im Falle der Verordnung eines Opioidpflasters andere Risikofaktoren vor allem im Hinblick auf die korrekte verbundene Gabe von Metamizol größtenteils vermieden würden.

• Die Adhärenz ist bei Hypertonikern tendenziell schlecht, weil die diagnos- tizierte Hypertonie vor Therapiebeginn häufig keine Symptome verursacht hat und sich der Nutzen der Therapie für den Patienten nicht ohne weiteres zeigt. Bei Herrn Meier kommt die als zu hoch empfundene Tablettenzahl erschwerend hinzu. Bei retardiertem Metoprololsuccinat ist es jedoch nicht notwendig, die Tagesdosis auf zwei Einzelgaben zu verteilen. Es wäre also auch die Einmalgabe von 95 mg Meto- prololsuccinat möglich, was zumindest eine Tablette am Tag einsparen würde. Betablocker weisen darüber hinaus ein bekanntes Risiko für die Verschlech- terung einer Psoriasis auf. Unter Umständen wäre hier die Umstellung auf zum Beispiel Amlodipin oder einen ACE-Hemmer, die ebenfalls einmal täglich zu dosieren wären, sinnvoll. Eine Übersicht über Arzneimittel, die eine Psoriasis verschlimmern können, findet sich im Artikel „A review of drugs that cause or exazerbate Psoria- sis“ von J. Hong [2].

Anwendung zu beachten, dennoch könnte die Option in diesem Fall die praktikabelste Lösung darstellen. Fazit: Adhärenzprobleme bei Polyme- dikation müssen ernst genommen und dürfen nicht als Bagatelle abgetan wer- den, auch wenn sie aus heilberuflicher Sicht nicht immer nachvollziehbar sind. Gemeinsam mit dem Patienten und den behandelnden Ärzten sollten pragmati- sche und im Alltag umsetzbare Lösungen erarbeitet werden. <

[1] ESC Pocket-Leitlinie „Management von Vor- hofflimmern“ (Version 2016) [2] https://www.psoriasis.org/files/publications/ forum/FORUM-SPRING-2012-drugs-that-induce- psoriasis.pdf

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