Mitteilungsblatt 7/2019, 26. September 2019

APOTHEKERSTIFTUNG

Gabriele Regina Overwiening begrüßte Prof. Dr. Metin Tolan von der Technischen Universität Dortmund als Referenten der 12. Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe. Die 170 Gäste erfuhren im Saal des münsterischen Erbdrostenhofs unter anderem, warum Geheimagent James Bond seinen Wodka Martini stets geschüttelt, nicht gerührt zu sich nimmt.

12. Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Geheimagent James Bond im Visier der Physik Professor Metin Tolan wirft einen genauen Blick auf die Abenteuer von 007

erhitzen: „Aber wir haben es hier ja nicht mit irgendeinemWeichei zu tun, sondern mit James Bond.“ Nur ein Problem ergibt sich noch: Bond, der mit der Uhr auch Ku- geln ablenken können will, müsste dafür gleichsam hellseherische Fähigkeiten ha- ben. Denn das Magnetfeld braucht drei Sekunden, um sich aufzubauen. Bond müsste die Uhr also bereits einschalten, bevor ein Schuss fällt. Und schlussendlich hat Tolan sogar eine Theorie, warum James Bond seinen Wodka Martini geschüttelt, nicht gerührt trinkt – und das bisher 28 mal in 24 Fil- men: Der Geheimagent ist ein großer Ge- nießer. Anhand des „Paranuss-Effektes“ erklärt Tolan, dass die großen Moleküle, die für den Geschmack verantwortlich sind, beim Schütteln nach oben gelangen, während die kleinen Alkohol-Moleküle nach unten wandern. Bond hat meist nur Zeit für einen Schluck, der dann aber umso geschmacksintensiver ist. Davon konnten sich die 170 Zuhörer bei einem Drink im Anschluss an den Vortrag selbst überzeugen. <

Selten war eine Doppelstunde Physik an einem sonnigen Samstagnachmit- tag so unterhaltsam und spannend. Für die Flugzeug-Szene sieht die Analyse zum Beispiel folgendermaßen aus: Darin springt James Bond auf einem Motor- rad einem Flugzeug hinterher, holt es im freien Fall ein und steigt ein. Der wahn- witzige Stunt könnte tatsächlich funktio- nieren – jedoch müsste Bond dafür unter anderem 20 mal windschnittiger sein als das fallende Flugzeug und von seinem Motorrad aus die Geschwindigkeit des Fliegers auf drei km/h genau schätzen, und, eine komplizierte Gleichung im Kopf lösend, seine eigene Geschwindigkeit an- passen. Denn: „So einem Flugzeug sprin- gen Sie nur hinterher, wenn Sie sich das vorher genau durchgerechnet haben“, so der Professor augenzwinkernd. Oder die Magnet-Uhr, die Bond alias Roger Moore in „Leben und sterben las- sen" trägt. Mit ihr angelt sich 007 metalli- sche Gegenstände aus seiner Umgebung. Der Physiker rechnete so lange, bis diese Uhr auch im echten Leben funktionieren könnte. Der einzige Nachteil: Das Gehäu- se würde sich bei der nötigen Magnet- kraft auf mindestens 250 Grad Celsius

> Metin Tolan ist ein großer James Bond- Fan. Jeden der 24 Agenten-Filme hat er gut und gerne zehn Mal gesehen. Der 54-Jährige ist jedoch nicht nur Cineast, sondern auch Professor für experimentel- le Physik an der Technischen Universität Dortmund und hat dort in einemSeminar Hobby und Forschung vereint: Zusam- men mit Studierenden hat er Szenen aus den 007-Filmen auf ihren Realitätsgehalt analysiert. Würde James Bond – alias Pier- ce Brosnan – das Flugzeug im freien Fall in der Szene in „Goldeneye“ tatsächlich einholen, und wenn ja, unter welchen Be- dingungen? Funktioniert die Magnet-Uhr des Agenten – dieses Mal gespielt von Roger Moore – in „Leben und sterben las- sen“ auch in Wirklichkeit? Antworten gab Tolan beim 12. Stiftungsvortrag der Apo- thekerstiftung Westfalen-Lippe am 14. September im Erbdrostenhof in Münster. Bei dieser Veranstaltungsreihe blickt die Stiftung regelmäßig über den Tellerrand der Pharmazie hinaus. Sie hat sich in den vergangenen Jahren schon mit Themen wie dem Lächeln, Schönheit oder Ethik im Gesundheitswesen beschäftigt – und nun James Bond ins Visier der Physik genommen.

12 / AKWL Mitteilungs blatt 07-2019

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