Mitteilungsblatt 5/2017, 15. Dezember 2017
KAMMERVERSAMMLUNG
Frauen-Power in der Kammerversammlung: Gabriele Regina Overwiening (Bildmitte und Foto li.) hielt vor den Delegierten einen ausführlichen Lagebericht. Am Nachmittag präsentierten Dr. Martina Henrichs- mann (li.) und Dr. Stefanie Melhorn (re.) zwei von der Apothekerstiftung geförderte Projekte.
Präsidentinnenbericht zur Kammerversammlung Drei Thesen zur Zukunft des Berufsstandes Herbstsitzung: Henrichsmann und Melhorn präsentieren Projekte der Apothekerstiftung
münden, dann handele es sich hierbei um einen Einzelfall in einem bisher nicht vorstellbaren Umfang. „Schon jetzt aber stellt sich für uns die Frage, wie wir das Vertrauen der Patienten in eine ordnungs- gemäße Versorgung mit Zytostatika wie- derherstellen können“, sagte Kammerprä- sidentin Overwiening. Die Kammer hat hierzu eine Expertengruppe einberufen, die im engen Schulterschluss mit der Ärz- teschaft konkrete Vorschläge erarbeitet. Die Herbstsitzung war zugleich auch die Bühne für zwei von der Apothekerstif- tung geförderte Projekte. Dr. Martina Henrichsmann aus Wettringen stellte ihr Dissertationsprojekt zur Optimierung der Pharmakotherapie durch intensive phar- mazeutische Betreuung von Patienten mit Morbus Parkinson vor. Dr. Stefanie Melhorn (Eschborn) berichtete über ihre Auswertung der regionalen Qualitätszir- kel von Apothekern und Dermatologen. < Stiftungsprojekte werden präsentiert
> Präsidentin Gabriele Regina Overwiening eröffnete die Kammer- versammlung mit einem ausführli- chen Lagebericht, in dem sie nach dem Scheitern der „Jamaika-Sondie- rungen“ an die Politik appellierte. Eine zukünftige Bundesregierung müsse das Wohl der Patienten, die auf eine flä- chendeckende Versorgung in Stadt und Land angewiesen sind, in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen und nicht die Um- satzinteressen international agierender Konzerne, erklärte Overwiening. Konkret heiße das: „Wir dürfen das Versandverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimit- teln nicht aus dem Blick verlieren. Das ist der einzige Weg, um das Überleben der Apotheke vor Ort und die Versorgung in der Fläche zu sichern – und zwar rund um die Uhr.“ In ihrem Lagebericht stellte die Kam- merpräsidentin darüber hinaus drei zen- trale in die Apothekerschaft gerichte- te Forderungen auf: Sie erwartet die
Einigung innerhalb des Berufsstandes auf denVorschlag für einneuesHonorierungs- modell, das die flächendeckende Versor- gung stärkt bzw. sichert und eine zügige Umsetzung des 2016 vom Deutschen Apothekertag beschlossenen eigenen IT- Netzes. „Darüber hinaus müssen wir der Gesellschaft verdeutlichen, dass apothe- kerliches Handeln die Adhärenz steigert“, so Overwiening. „Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die entscheidenden Akteure, wenn es um die dringend erfor- derliche Steigerung der Einnahme- und Therapietreue bei Arzneimitteln geht.“ Ein bestimmendes Thema war auch der sogenannte Zyto-Skandal in Bottrop, den Prozess gegen ein Kammermitglied, das in 61.980 Fällen Zytostatika-Zuberei- tungen unter Verstoß gegen die Rezeptur- vorschriften und sonstige Vorschriften in den Verkehr gebracht haben soll. Der er- rechnete Schadensbetrag für die gesetzli- chen Krankenkassen beläuft sich auf eine Summe von ca. 56 Millionen Euro. Sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen und in einer Verurteilung
AKWL Mitteilungs blatt 05-2017 / 5
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